Der Ball rollt

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Während der FC Déifferdeng 03 am Donnerstag in Norwegen seine außergewöhnliche Europapokal-Kampagne fortsetzte, bereiten sich die anderen Elitevereine des Landes auf den Saisonauftakt der Fußballmeisterschaft am Wochenende vor.

Dass das Niveau des Luxemburger Vereinsfußballs dabei besser ist als sein Ruf, beweisen die seit einigen Jahren in schöner Regelmäßigkeit wiederkehrenden Erfolge auf europäischer Ebene. Sie sind ein Indiz dafür, dass in den Vereinen seriös gearbeitet wird.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Und trotzdem ist noch lange nicht alles Gold, was glänzt. Das Leistungsgefälle zwischen den wenigen Topteams und dem Rest der Liga ist so groß, dass bei vielen Duellen keine Spannung aufkommen kann. Obwohl es in den meisten europäischen Ländern ähnlich aussieht, so ist die Frage nach wie vor aktuell, ob 14 Vereine in der Nationaldivision nicht des Guten etwas zu viel sind. Von den 182 Spielen der BGL Ligue gingen in der letzten Saison jedenfalls 23 mit einem Unterschied von mehr als drei Toren aus. Es gibt demnach rund ein Kanterresultat pro Spieltag, was im internationalen Vergleich enorm ist. In der deutschen Bundesliga z.B. gab es 2012/2013 bei insgesamt 306 Spielen lediglich 18 Partien mit einer Tor-Differenz von über drei Treffern. In Albanien und in Kasachstan, den einzigen europäischen Elite-Divisionen mit ebenfalls 14 Mannschaften, waren es drei respektive neun Spiele. Selbst wenn diese Meisterschaften nur bedingt miteinander zu vergleichen sind, so sollten die Zahlen doch zu denken geben.

Mangelnde Identifikation

Genau wie die seit langer Zeit konstatierte mangelnde Identifikation der Zuschauer mit ihrer Mannschaft. Dieser Problematik sind sich augenscheinlich viele bewusst. So resümierte zum Beispiel F91-Sportdirektor Guy Hellers im Februar 2011 in einer Zeitungskolumne treffend: „Gleichzeitig muss aber auch die Identifikation mit dem Lokalverein wieder größer werden. In Luxemburg kennt jeder jeden. Dementsprechend will man auch Leute auf dem Feld sehen, die man kennt. Dies geht nur über gut ausgebildete Spieler des eigenen Nachwuchses. Vor diesem Hintergrund ist es bedauerlich, dass während des Mercato zwölf weitere ausländische Spieler in die BGL Ligue gewechselt sind.“

Womit wir bei einem weiteren Problem des Luxemburger Fußballs wären: den Sonntagsreden. Denn wie ernst es Hellers mit seinem Plädoyer zur Nachwuchsförderung war, lässt sich leicht an den Transferaktivitäten seines Klubs in diesem Sommer ablesen (siehe ustouss, Seite 13).

Und wenn F91-Präsident Romain Schumacher nun in erster Linie die veralteten Infrastrukturen für den Zuschauerschwund im Luxemburger Fußball verantwortlich macht, dann lenkt er nur vom eigentlichen Problem ab.

Vom Zuschauerschwund ist nämlich in erster Linie sein eigener Verein betroffen, während der generelle Trend in Luxemburg seit einem Jahrzehnt weder signifikant nach oben noch nach unten geht. Der Zuschauerschnitt in Düdelingen hat sich aber seit dem ersten Meistertitel in der Saison 1999/2000 mehr als halbiert (von 966 auf 467 letzte Saison). Fehlende Erfolge können dafür kaum verantwortlich gemacht werden. Schließlich dominierte der F91 seit dem Jahrtausendwechsel mit weiteren neun Meistertiteln und fünf Pokalsiegen den Luxemburger Fußball fast nach Belieben.

Vielleicht ist das veraltete Stadion mitsamt seinem Parkplatzproblem ja ein wenig für den Düdelinger Zuschauerrückgang verantwortlich, in erster Linie aber ist es die langjährige Transferpolitik des Vereins. Die brachte zu allem Überfluss als Kollateralschaden eine Preistreiberei bei den Spielergehältern in der gesamten Liga mit sich. Normal sind Monatsgehälter bis zu 5.000 Euro für vier- bis fünfmal Training und ein Spiel die Woche jedenfalls nicht. Und zur besseren Identifikation zwischen Zuschauer und Verein tragen solche Summen auch nicht gerade bei.