Aufrüstung

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Außer Spesen also doch noch was gewesen: Im letzten Rennen der Saison feierte das Leopard-Trek-Team den eigentlich schon abgehakten Klassikererfolg.

Nicht Fabian Cancellara, nicht die Schleck-Brüder, sondern Oliver Zaugg sorgte für das Highlight einer Saison, die ansonsten den hohen Erwartungen beim neu gegründeten Team in keinster Weise gerecht wurde.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Natürlich sind die Podiumsplätze von Andy und Frank bei der Tour de France bzw. Liège-Bastogne-Liège aller Ehren wert, doch die Zielsetzung bei der pompösen Team-Präsentation im Januar war eine andere. Ausgerufen waren Siege bei den Frühjahrsklassikern und vor allem bei der Tour de France. Doch zuerst verbündete sich das Peloton gegen Fabian Cancellara, der mit einer wohl zu schwachen Mannschaft im Rücken machtlos war.

Dann fuhr der Belgier Philippe Gilbert alles in Grund und Boden. Und bei der Tour de France schließlich nutzte Cadel Evans und nicht Andy Schleck die Gunst der Stunde.Was trotz Platz zwei und drei für die Schlecks durchaus als herbe Enttäuschung bezeichnet werden muss. Dennes ist kaum anzunehmen, dass es in nächster Zeit wieder einen Streckenverlauf bei der Grande Boucle geben wird, der Andy Schleck dermaßen auf den Leib geschneidert ist. Zumal den Organisatoren die scharfe Kritik der Brüder an den Abfahrten nicht besonders gut gefallen haben dürfte.

Neue Zwei-Klassen-Gesellschaft

Nach nur einem Jahr ist das Team Leopard-Trek Geschichte. Durch die Fusion mit RadioShack-Nissan entsteht eine ganz neue Mannschaft unter der Leitung von Johan Bruyneel, für den offensichtlich überforderten Leopard-Manager Brian Nygaard ist kein Platz mehr. Wie übrigens für viele andere auch, die durch die Bündelung der Kräfte beim Zusammenschluss beider Teams von einem Tag auf den anderen „überflüssig“ geworden sind.

Was sich noch ändert: In der kommenden Saison muss Mäzen Flavio Becca weniger tief in die eigene Tasche greifen, bringt Bruyneel doch die Sponsorengelder für das „neue“ Team, wenn man so will, mit. Sportlich wird der Rennstall noch besser aufgestellt sein. Und er wird von einer Person geführt, die neun Mal die Tour de France als sportlicher Leiter gewann. Wer in Anbetracht der Dopingvorwürfe an die ehemaligen Bruyneel-Schützlinge Armstrong und Contador ein mulmiges Gefühl bekommt, der sollte sich den nicht sonderlich positiven Leumund der letzten beiden sportlichen Leiter der Schleck-Brüder in Erinnerung rufen. Einer wurde zu seiner aktiven Zeit in Anspielung auf seinen Hämatokritwert „Mister 60 Prozent“ (Werte über 50% deuten auf EPO-Doping hin) genannt, der andere als allererster Radprofi überhaupt wegen Dopings lebenslang gesperrt.

Bruyneel hin oder her, im kommenden Jahr wird es für Schleck und Co. nicht einfacher, die großen Rennen zu gewinnen. An der Spitze wird die Luft immer dünner, auch die Konkurrenz hat fusioniert (Omega Pharma Quickstep) bzw. mächtig aufgerüstet (BMC). So gesehen war der Zusammenschluss zwischen Leopard und RadioShack vielleicht sogar dringend erforderlich.

Allerdings droht dem Radsport nun eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Auf der einen Seite die traditionellen Rennställe, auf der anderen Seite die „Superteams“, die wie ein Wirtschaftsunternehmen funktionieren und deren Personal einem riesigen Erfolgsdruck ausgesetzt ist. Auch und vor allem das „neue“ RadioShack-Nissan-Team mit Andy und Frank Schleck.