Adolf und EU-Europa

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Der idiotische Hitler-Vergleich von Boris Johnson

Sollten die britischen Brexit-Befürworter am Ende die Schlacht gewinnen, dann sicherlich nicht, weil sie die besseren Argumente hatten.

Der ehemalige konservative Bürgermeister von London, Boris Johnson, hat in der Tat bewiesen, dass die Austrittsfans gerade auf diesem Gebiet ziemlich arm dran sind. Boris’ idiotischer Hitler-Vergleich hat natürlich seinen Zweck erfüllt: Er, der begnadete Populist, steht wieder einmal im Mittelpunkt des Medien- und Publikumsinteresses.

Es ist natürlich so, dass es auf der Insel immer noch eine merkwürdige Obsession mit den Nazis und dem Führer gibt: John Cleese’ herrlicher „Don’t mention the war“-Sketch aus der Serie „Fawlty Towers“ scheint 40 Jahre nach seiner Entstehung nichts an Relevanz eingebüßt zu haben.

Nur, im Gegensatz zu Cleese ist Boris Johnson alles andere als lustig. Hitler wollte Europa „einen“? Er wollte es vor allem unterwerfen! Und verfolgte sein Ziel mit barbarischer Brutalität. Es ist natürlich eine ausgesprochene Gemeinheit, Europas Gründerväter sowie alle Politiker und Bürger, die das Ziel eines demokratischen und vor allem friedlichen Europas seit 1945 verfolgt haben, in eine Reihe zu stellen mit einem der perversesten Massenmörder der Menschheitsgeschichte.

Johnsons Logik funktioniert nach dem Muster „Du bist Vegetarier, Hitler war auch Vegetarier, ergo bist du ein dreckiger Nazi“.

Dass die Brexit-Befürworter Demokratie-Defizite der EU anprangern, ist ihr gutes Recht: Eine große Anzahl von EU-Bürgern traut dem Brüsseler Apparat nicht über den Weg: Die Kaste der Eurokraten wird als finstere Bedrohung für die bürgerlichen Freiheiten hingestellt, wobei man aber nur das Satiremagazin Private Eye hin und wieder zu lesen braucht, um zu erfahren, dass der britische Staatsapparat in dieser Hinsicht um wenig besser ist.

Auch die Mandarine Ihrer Majestät tendieren offenbar dazu, den Bürger zu bevormunden und zu seinem Glück zu zwingen: Da wird ein Brexit sicherlich nichts zum Besseren wenden.
Das Lager der Brexit-Gegner wird nicht müde, vor den Gefahren eines Austritts zu warnen, und in der Tat scheinen sich etliche Briten nicht bewusst zu sein, in welchem Ausmaß der jetzige Wohlstand der Nation von der Integration Großbritanniens in den riesigen Wirtschaftsraum des Vereinten Europa abhängt.
Vor allem aber unterschätzen sie die zunehmende „flemme“, die das übrige Europa gegenüber der britischen Rosinenpickerei empfindet. Nicht einmal ein simpler Kegelclub könnte lange überleben, wenn sich jeder einzelne Kegelbruder nach Gutdünken seine eigenen Vereinsstatuten und Spielregeln zusammenzimmern dürfte.

Leider sind Camerons Argumente für den Verbleib auch nicht gerade alle sehr überzeugend: Der Austritt sei von Übel, so tönte der Premier, da er „Putin und dem IS Freude machen würde“. Schwach, David, sehr schwach.