1. Audi Elaine Concept: Nach Schanghai und Frankfurt kam der bayrische Technologieträger auch nach Tokio, ist mit wenig Knöpfen und ordentlich Autonomiebestreben wohl modern, aber nicht gerade utopisch visionär.
2. Audi Q8 Sport Concept: Auch die bereits in Genf gezeigte SUV-Coupé-Studie ist seriennah und überlässt die Schwärmereien der Konkurrenz.
3. Mercedes-AMG Project One: Nach McLaren P1, Porsche 918 Spyder und Ferrari LaFerrari gönnt sich der nächste Serienhersteller sein „Hypercar“ fürs betuchte Beduinenzelt. Der Project One ist auf 275 Exemplare limitiert und kostet vor Steuern 2,275 Millionen Euro. Keep it simple! Befeuert wird er vom 1,6-Liter-V6 aus der Formel 1 sowie vier Elektromotoren für eine Systemleistung von mehr als 1.000 PS. Die von ZF gelieferte Kupplung ist für bis zu 1.200 Newtonmeter Drehmoment ausgelegt.
4. Mercedes-Benz EQ A: Dieses erste vollelektrische Kompaktauto aus Stuttgart soll den Weg in die verbrennungslose Zukunft ebnen. Bis 2020 soll die Tochterfirma smart ohnehin eine 100%ig elektrische Marke werden. Den Lichtspielereien sind jetzt auf jeden Fall kaum mehr Grenzen gesetzt.
5. Porsche GT3: Porsche hatte die relativ neuen Cayenne und Panamera Sport Turismo im Gepäck, und für die Hardcore Freaks dann auch noch einen GT3 (im Bild) sowie einen GT3 Cup. Es ging darum, Flagge zu zeigen.
6. Volkswagen I.D. Buzz: Im Vergleich mit den Japanern waren die Visionen der deutschen Hersteller fast schon altbacken. Der Buzz ist ein Elektro-Bulli mit poppigen Sitzbezügen, sonst nichts. Ach ja, er hat ein eckiges Lenkrad, um sich von der Masse abzuheben. Das hatte der schauderhafte Austin Allegro von 1973 allerdings auch. Hat ihm aber nichts gebracht, denn er war unter den Automobilen das was Guildo Horn unter den klassischen Tenören darstellt: eine Nullnummer.
7. Tokyo Big Sight: In diesen vier umgedrehten Pyramiden wohnt der Gegenspieler von James Bond oder sonst ein ganz fieser Hollywood-Schurke, daran besteht kein Zweifel.
8. Daihatsu Thor: Zeigt dem lärmenden Gezwerge wo der Hammer hängt.
9. Daihatsu Compagno: Hommage an eine kleine Schmuckschatulle aus den 60er Jahren, die nach dem Kauf der Marke durch Toyota leider eingestellt wurde.
10. Daihatsu DN Pro Cargo: Wenn IKEA Autos bauen würde, hätten sie den hier im Sortiment. Und wie (fast) immer in Tokio, war auch der hier absolut rollstuhltauglich.
11. Toyota LCV D-Cargo: Diesen Raumgleiter hat Toyota Auto Body, die Lieferwagen- und Nutzfahrzeugsparte der Marke angeleiert. Leider kommen die Ideen dieser kreativen Division so gut wie nie zum Zuge, wenn es um die Wurst geht. Schade drum.
12. Toyota Wonder Capsule: Bei der Namensgebung können die Japaner noch Fortschritte machen. Eine andere Studie hieß ganz unbescheiden einfach nur Fine-Comfort Ride. Warum der Bindestrich dort steht wo er steht, das weiß der Kuckuck.
13. Toyota GR HV Sports Concept: Hybrider Kracher mit Targa-Top, eine Hommage nicht nur an den GT86, sondern vor allem an die sportlichen Größen vergangener Tage, wie den Supra und den Sports 800.
14. Toyota Crown Concept: Dieses elegante Dickschiff basiert auf der neuen globalen Architektur von Toyota (TNGA) und bekam seinen letzten Feinschliff auf dem Nürburgring. Seine Vernetzung soll neue Maßstäbe setzten. So kann das Auto zukünftige Pannen bereits im Voraus sehen und seinen Beitrag zum „sozialen Frieden“ leisten, indem es sich mit anderen Autos austauscht und Stress und Staus vermeidet.
15. Toyota Concept-i: Dieses Auto ist lernfähig und reagiert sogar auf die Tonlage des Fahrers, . Benutzt der des Öfteren dasselbe Wort, versucht das Auto ihm mit entsprecheden Vorschlägen entgegenzukommen. Aber Achtung! Es analysiert deshalb auch seine Aktivitäten in den so genannten sozialen Medien. Wieso das den Chinesen nicht eingefallen ist…
16. Toyota Concept-i Ride: Dieses futuristische Goldfischglas ist ganz auf den körperlich behinderten Benutzer zugeschnitten. Passend dazu gibt es von Toyota auch noch einen Rollator, der auf den Namen Concept-i Walk hört, so eine Art sicherheitsbetonter High-Tech-Segway für die älteren Semester, deren es in Japan eine ganze Menge gibt.
17. Honda NeuV: Auch dieses autonome Stadtwägelchen lernt vom Fahrer und passt sich seinen Marotten und Vorlieben langsam aber sicher an. Dieses System, das Honda Automated Network Assistant (HANA), hat der Hersteller Anfang des Jahres bei des CES („Consumer Electronics Show“) in Las Vegas vorgestellt.
18. Honda Sports EV Concept: Der Beweis, dass autonome Elektroautos für die Innenstadt keine Langweiler sein müssen, beweist Honda mit seinen Prototypen im Retro-Kleidchen.
19. Honda Urban EV Concept: Dieser hier erinnert an den Ur-Civic. Falls er in Serie geht, hat der Mini definitiv ausgeschissen!
20. Lexus LS+ Concept: Autonomes Fahrer für die etwas dicker gefüllten Brieftaschen. es gab mal eine Zeit, da waren die Autos von Lexus bieder und langweilig…
21. Mitsubishi e-Evolution: Für eine Firma, die ein erstes Mal ein Elektro-SUV auf die Räder stellt, hat Mitsubishi aber gleich alle Register gezogen. Judge Dredd hat anscheinend schon einen bestellt.
22. Nissan IMx Concept: Jetzt wo die Volumenhersteller auf den Geschmack gekommen sind, könnten für den lieben Herrn Musk und seinen Model X die ersten Töne der Ennio-Morricone-Mundharmonika erklingen. Wenn die Japaner hier einsteigen, ist es nämlich das Ende vom Verlust einfahrenden Tesla-Lied.
23. Mazda Kai Concept: Mazda konnte in Tokio sowohl die etablierte Formensprache zitieren, wie auch …
24. Mazda Next Generation Design Vision Coupé: … bei Touring Superleggera das Heck des Disco Volante abkupfern und in die vielleicht atemberaubendste Studie des Salons gießen.
25. Nissan Leaf Nismo Concpet: Nismo-Power für ein E-Auto? Wenn das mal gut geht.
26. Subaru Viziv Performance Concept: Dieser extrem kantige Geselle war einer der wenigen Matadoren, die nicht auf Elektrizität sondern auf die Muckis eines althergebrachten Boxermotors setzten. Hurra für die WRX-Studie!
27. Subaru XV Fun Adventure: Der Pfadfinder unter den Subis.
28. Suzuki e-Survivor: Bei diesem Dünen-Buggi fehlen einem einfach nur die Worte. An den sonnigen Stränden der Welt würden wohl genug zugekiffte Hallodris lungern, um diesem „Méhari auf Crystal Meth“ trotz allem einen reißenden Absatz zu bescheren.
29. Ikeya IF-02RDS: Dieser Prototyp eines japanischen Spezialisten für Sport-Getriebe und Differenziale setzt auf ein 2-Liter-Aggregat von Honda, mit 353 PS für 1.050 Kilo. Wenn man den Kopf aus dem Fenster hielte, was nicht geht, könnte man sich die Haare vom Fahrtwind schneiden lassen.
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Das Motto der diesjährigen Tokioter Motor Show, „Beyond the Motor“ ließ nichts Gutes verheißen: Wollte man uns hier wieder zum x-ten Mal mit der Brechstange in Richtung Gutmenschentum hieven, uns die birkenbestockte Nachhaltigkeit mit der Schnabeltasse kredenzen, während irgend so ein messianistisch dreinschauender Bartträger im Hintergrund auf einer Hollywoodschaukel aus recycelter Kokosfasermatten seine Visitenkarten selbst häkelt? Nein, denn dies ist Japan, ein Land, in dem die Menschen einen Super-Taifun so lässig wegstecken wie einst Roberto Duran die vehementen Massagen seiner Kinnspitze. Derweil plant man nicht nur das Auto von Morgen, sondern schon das Auto von Übermorgen.
Es war ein Heimspiel für die Japaner, das den nicht sehr zahlreich angereisten Gästen aus Europa ganz schnell zeigte, dass es auf nichts anderes als einen klaren Kantersieg herauslaufen konnte. Aus Europa waren nur PSA mit Citroën, DS Automobiles und Peugeot angereist, der Volkswagen-Konzern mit Audi, Porsche und VW, dann Daimler mit Mercedes-Benz und den Pendants AMG und smart, Renault mit einem klitzekleinen, fast symbolischen Stand, BMW mit Alpina im Schlepptau, und schließlich Volvo mit lediglich zwei Autos.
Keine Amis, wenig Europäer
Während die Amerikaner mit Abwesenheit glänzten, begnügten sich die Europäer mit ein paar mickrigen Exponaten, die sie bereits im September bei der IAA in Frankfurt aufgetischt hatten, wie die Konzeptautos von Audi, der Elaine und der Q8 Sport Concept, den Mercedes-AMG Project One oder den elektrifizierten GLA namens EQ-A, den die Schwaben auch bereits anderenorts gezeigt haben. Dieser kompakte E-Flitzer soll auf der neuen 2018er Plattform der A-Klasse mit mindestens 400 km Reichweite in den Unterflurakkus angerollt kommen. Mal schauen ob was draus wird. Volvo zeigte seinen XC60, Citroën einen hundsgewöhnlichen C3 und einen C4 Picasso, BMW den i8, Porsche die Rabauken GT3 und GT3 Cup, VW den up! GTI und den Minivan I.D. Buzz. Renault und DS waren irgendwie einfach nur da, verteilten Internetadressen und Aufkleber. Das war alles sehr überschaubar und irgendwie nicht der Rede wert, also musste man sich bei den Hausherren umschauen, um auf seine Kosten zu kommen.
Nippon-Feuerwerk
Das erste Feuerwerk zündete der Kleinstwagen-Spezialist Daihatsu, der sich 2013 nach 24 Jahren einer nicht immer leichtfüßigen Präsenz auf dem Alten Kontinent ganz offiziell aus Europa zurückzog und sich in seinem Heimatland auf das Herstellen so genannter „Kei Cars“ beschränkte. Diese Miniatur-Automobile dürfen per Gesetz maximal 3,39 m lang und 1,475 m breit sein, ihr Hubraum ist ebenfalls auf 600 Kubikzentimeter limitiert. Diese Tamagotschi-Kisten finden im überbevölkerten urbanen Raum Japans allerdings reißenden Absatz und befriedigen so ganz nebenbei auch noch den ausgeprägten Spieltrieb der Japaner. Daihatsu teilte sich die größte Halle mit dem Branchenschwergewicht Toyota und brachte gleich eine ganze Zwergen-Armada mit in die Ausstellungshallen der „Big Sight“, einem Konstrukt, das eher einer außerirdischen Abhöranlage ähnelt als einem konventionellen Messezentrum à la Essener Grugahalle.
Die Heimmannschaft dominiert mit Steilpässen
Im Sortiment fielen ein paar bunte Sachen auf, die zumindest für einen Europäer alles andere als gewöhnlich waren. Wie z. B. der Daihatsu Thor, ein Minivan (MPV) im Kühltaschenformat, das augenzwinkernd dem nordischen Donnergott huldigt, und der drüben auch als Toyota Tank bzw. Toyota Roomy verscherbelt wird. Für die sportlichen Kei-Fahrer hatte man den schmucken Campagno aus den 60er Jahren wieder neu aufgelegt, und für all diejenigen, die gerne ihren eigenen Bus auf der Fläche eines Gurkenglases parken, das Konzept-Vehikel DN Pro Cargo, das Ganze natürlich mit elektrischem Antrieb, Türen so groß wie Scheunentoren und einer integrierten Rollstuhlrampe bestückt. Die japanische Bevölkerung altert im Zeitraffertempo, also suchen die pragmatischen Insulaner nach Lösungen.
Visionen mit Joystick
Die Hallen-Nachbarn von Toyota konterten mit der durchgeknallten Wonder Capsule und dem etwas (aber auch nur etwas) bodenständigeren LCV D-Cargo. Als potenzieller Nachfolger des GT86 (alias Subaru BRZ) wurde der GR HV Sports Concept mit dreigeteiltem Scheinwerfer vorgestellt. Und dann kam der Crown, das könnte die fünfzehnte Generation seit 1955 werden, die wohl nicht letzte Etappe eines Dauerbrenners, der leider für den heimischen Markt reserviert ist. Im Grill trägt der ein RS-Logo, das anscheinend für „Racing Spirit“ steht. Wer einen haben möchte, muss sich mit einem Lexus GS trösten, mit dem der opulente Crown sich viele Bauteile teilen wird. Die ultimativen Hingucker waren allerdings zwei automobile Zukunftsvisionen, die Concept-i und Concept-i Ride hießen und mit so viel futuristischem Zinnober antraten, dass man sich wie in einer Episode der Jetsons vorkam. Zugegeben, um bei diesem Interieur in Neon und violettem Pastell noch etwas „Street Cred“ auf dem Sunset Strip zu behalten, sollte man lieber den Kadaver von Motörhead-Lemmy auf dem Beifahrersitz transportieren: Aber mutig war das allemal. Und auch hier wieder mit an Bord, der praktische Kran für den Rollstuhl, selbst im winzigen i Ride. Das Auto selbst lässt sich übrigens ganz wie ein Rollstuhl über Joysticks lenken, Drive by Wire, ganz wie ein kleiner Airbus.
Die Japaner schenkten sich nichts und fuhren alle mit Vollgas, pardon Starkstrom, auf der Sci-Fi-Schiene. So bot Honda seine Visionen NeuV und Sports EV bzw. Urban EV, Lexus tischte ein wuchtiges LS+ Concept auf, Mitsubishi einen fast schon barocken SUV namens e-Evolution, der wie aus einem Eisblock geschlagen aussieht, so als müssten die Starship Troopers hiermit zum Einkaufen fahren – serienreife wohl nicht in diesem Jahrhundert – und Nissan einen etwas plausibleren IMx Concept. Mit gegenläufig öffnenden Türen und 600 km Reichweite, von zwei Elektromotoren mit 700 Newtonmeter Drehmoment angetrieben, klappt er bei Bedarf einfach das Lenkrad zur Seite und fährt autonom. Auch hier dürften die Chancen auf Serienreife gegen null tendieren, aber egal: Die Tokyo Motor Show bewies auch in diesem Jahr wieder Mut zur Vision. Das ist auch schon mal was.
Text & Bilder: Eric Netgen
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