Was für Schauspieler!

Was für Schauspieler!

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Duell zwischen dem friedfertigen Sir Toby und dem kampfunwilligen Cesario, der fingierte Liebesbrief und die Lieder des Narren – „Was ihr wollt“ ist Shakespeares beste Komödie, in der die Verflechtungen von Sein und Schein auf die Spitze getrieben werden.

Die Aufführung im Kapuzinertheater an diesem Wochenende wurde trotz einer nicht ganz überzeugenden Regie zu einem großen Abend. Dank wunderbarer Schauspieler.

„Das Stück spielt auf einem schmalen Grat zwischen absoluter Raffinesse und totaler Naivität. Kinder haben die Naivität und große Schauspieler haben die Raffinesse, sind aber durch ihre Erfahrung fähig, diese Naivität wieder herstellen zu können. Das ist der Punkt, der mich daran interessiert“, schreibt Regisseur Armin Holz im Programmheft und besetzt nahezu alle Rollen mit Schauspielern jenseits der 60.

Und was für Schauspieler! Ilse Ritter, Dieter Laser, Markus Boysen, Hans Diehl, Gitte Haenning, Ulrich Kuhlmann, Elisabeth Trissenaar und Angela Schmid. Dank ihrer Leistung sieht man leichter darüber hinweg, dass der Inszenierung das sie alle umfassende Netz der Regie fehlte. Die Inszenierung bestach zwar durch liebevolle Details, wie das Musizieren auf Kindergitarren, und durch die farbenfrohen Kostüme und Bühnenbilder (Armin Holz und Matthias Weischer), leidete aber daran, dass sie manchmal unnötig albern wirkte. Statt schriller Toneinspielungen hätte es der Inszenierung gut getan, die einzelnen Figuren stärker miteinander zu verknüpfen und auf die ihnen innewohnende Kraft zu vertrauen.

„Liebeslied“

Am augenscheinlichsten wurde dies bei Hans Diehl als Sir Andrew, dessen Spiel zutiefst berührte, weil sich die von Armin Holz geforderte Naivität in jedem seiner Sätze wiederfand und seiner Figur eine behutsame Liebenswürdigkeit verlieh. Es wäre wirklich nicht nötig gewesen, ihn als Hund an der Leine vorzuführen, sein wunderbares Spiel reichte völlig aus, die sinnlose Existenz des Menschen zwischen Macht und Ohnmacht zu verdeutlichen. Alleine wie Diehl das Wort „Liebeslied“ mit drei verschiedenen Konnotationen versah, zeugte von selten zu sehender Schauspielkunst. Auch das Zusammenspiel mit Ilse Ritter, die spätestens seit dem Stück „Ritter, Dene, Voss“ von Thomas Bernhard eine Legende ist, und die in „Was ihr wollt“ eine burschikose Viola/Cesario spielte, klappte wunderbar. Die Szene des Duells zwischen den beiden, in denen sie sich in ihrer Unlust zu kämpfen übertrafen, gehörte zu den Höhepunkten des Abends. Liebenswürdig und herzergreifend komisch.

Ein weiterer Höhepunkt waren sicherlich die Gesangseinlagen von der dänischen Sängerin Gitte Haenning („Ich will einen Cowboy als Mann“), die als Narr mit im Tigermuster gestreiften Haaren die Torheiten seiner Mitmenschen ebenso lustig wie weise kommentierte.

Grinsen bis über beide Ohren

Und auch Dieter Laser als Orsino, der wohl eher ins Verliebtsein selbst als in seine Auserwählte Olivia (Elisabeth Trissenaar) verliebt ist, brachte die Zuschauer mit seiner überzogenen und urkomischen Gefühlsduselei mehr als einmal zum Lachen. Mit seinen gelben Strümpfen, den kreuzweise gebundenen Kniegürteln und vor allem dem ins Gesicht gebrannten Lächeln über beide Ohren, entlarvte er die Liebesbekundungen des Menschen als schamlose Verzweiflungstat.

Eine Komödie, die belustigte und bewegte und in der dank raffinierter Schauspielkunst der jugendliche Leichtsinn im Liebestaumel wunderbar zur Geltung kam. Was wir wollen? Mehr von diesen Schauspielern!