Tango im Escher Theater

Tango im Escher Theater
(Arischard)

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Zwei Chöre, ein Orchester, eine Messe und Tangos von Astor Piazzolla - all dies wurde am Dienstagabend im Escher Theater geboten.

1994 machte ein Film Furore: „Il postino“, die Geschichte des chilenischen Dichters Pablo Neruda im Exil auf einer italienischen Insel, der sich mit dem dortigen Briefträger anfreundet. Für die Musik des Films erhielt der Komponist Luis Bacalov einen Oscar.

Drei Jahre später schrieb er eine Messe, die „Misa Tango“, ein Werk, das auf den ersten Blick nichts mit „Il postino“ zu tun hat. Und doch: Bacalov ist Argentinier. Die bekannteste Musik Argentiniens ist der Tango. „Il postino“, handelt, wie so viele Tango-Texte auch, von Entwurzlung, von Menschen, die ihr Land verlassen hatten und voller Melancholie auf die verlorene Heimat zurückblickten.

Seit 2009 gehört der Tango zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit der Unesco. Bereits 1997 hat Bacalov dem Tango mit einer Messe ein Denkmal gesetzt. Manche werden sagen, der Tango sei nur dazu da, die Messe aufzuwerten. Peu importe!

„Uelzecht“ und „Prélude“ auf einer Bühne

„Misa Tango“ ist ein Werk für Mezzosopran, Baryton, Bandoneon, Chor und Orchester. Am Dienstag wurde es im Escher Theater von den beiden Chören „Uelzecht“ aus Esch/Alzette und „Prélude“ aus dem belgischen Habay-la-Neuve zusammen aufgeführt. Es sei die Kombination von zwei so verschiedenen Elementen wie einer Messe und dem Tango, die ihn angezogen habe, erklärte uns der Dirigent des „Uelzecht“-Chors Jeff Speres. Aber das Werk sei extrem gut gemacht, die Art und Weise, wie Bacalov in der Messe seine Effekte setzt, sei „super“. Und es seien auch viel mehr als „nur“ Tangorhythmen, man erkenne sehr wohl noch eine Messe.

Das Werk besteht aus den typischen Teilen einer Messe: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei. Von den kirchlichen Texten übernahm Bacalov allerdings nur prägnante Ausschnitte. Diese Texte werden dabei auf Spanisch gesungen. Das Ganze habe definitiv mehr Gehalt als bloß Unterhaltungsmusik. Im ersten Teil der „Messe“ wurden fünf symphonische Tangos von Astor Piazolla (1921-1992) gespielt. Piazolla war der große Erneuerer des Stils, der Komponist wird heute als Vater des Tango Nuevo angesehen. Danach werden zwei Tangos a cappella vom Chor gesungen.

Die Idee für diese Aufführung sei zufällig gekommen, erklärt Speres. Vor zwei Jahren habe er in einer Sendung Auszüge der Messe gehört und entschieden, das machen zu wollen. Da die Messe an sich relativ kurz sei, alles in allem etwas mehr als eine halbe Stunde. „Dann hat das Suchen angefangen, nach dem, was man dazu aufführen kann, da eine halbe Stunde natürlich nicht genügt. Piazzolla war die erste Wahl, das ist ganz klar.“

Die beiden Chöre wurden bei der Messe vom Orchester „Estro Armonico“, bestehend aus 45 Musikern begleitet.
Alles in allem traten um die 125 Musiker und Sänger zugleich auf – ein erstklassiges Spektakel.