Stockfinster

Stockfinster
(Tageblatt/François Besch)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

"The Road" von Cormac McCarthy hat die Luxemburger Choreografin und Tänzerin Sylvia Camarda zutiefst berührt und zu einer Trilogie inspiriert, in der sie Elemente aus dem postapokalyptischen Roman aufgreift und in ihrer ganz eigenen Art für die Bühne aufarbeitet.

Ein Vater und sein Sohn sind unterwegs in einer postapokalyptischen Welt, in der sich rivalisierende Gruppen um die letzten Lebensmittel streiten und selbst vor Kannibalismus nicht zurückschrecken.

Die beiden ziehen – nachdem die Mutter sich das Leben genommen hat – alleine durch dieses stockfinstere, kalte Universum, die letzten Habseligkeiten schieben sie in einem Einkaufswagen vor sich her.

Sylvia Camarda, die mit dem „Lëtzebuerger Danzpräis 2011“ ausgezeichnete Choreografin und Tänzerin, hat den Roman „The Road“ von Cormac McCarthy im Jahr 2009 gelesen und war von dem Werk sofort begeistert. „Das Buch ist etwas ganz Besonderes: Ich hatte noch nie beim Lesen dieses Gefühl. Es hat eine magische Wirkung und macht dich mit jeder Seite, die du liest, glücklicher. Du lernst die Welt, in der du lebst, wieder neu zu schätzen!“

Spielraum für eigene Interpretationen

Vor allem aber begrüßt Camarda die Tatsache, dass der 2007 für sein Werk mit dem Pulitzer-Preis für Romane ausgezeichnete Autor dem Leser sehr viel Spielraum für seine eigene Interpretation lässt. Schon vor zwei Jahren benutzte die Choreografin und Tänzerin den Stoff McCarthys, um am Opernhaus Magdeburg das Stück „3012“ für den zweiteiligen Ballettabend „Imagine – Was wäre, wenn?“ zu kreieren. Damals standen zwölf Tänzer auf der Bühne und das Geschehen wurde von Sylvia Camarda 1.000 Jahre nach dem Weltuntergang angesiedelt.

Bereits da spielte die Luxemburgerin mit der Idee, das Ganze zu einer Trilogie auszubauen. Mit „How do they know that they are the last humans on earth?“, einer Koproduktion (Création mondiale) von TNL, Trois C-L und missdeluxedanceco, steht nun der zweite Teil der Trilogie. Handelte es sich bei „3012“ in Magdeburg um reines Tanztheater, so wird in der neuen Produktion auf einen Mix aus Schauspiel und Tanz zurückgegriffen.

Die Rolle des Vaters wird von Hervé Sogne interpretiert, die des Sohnes von Joe Jakobi. Sylvia Camarda selbst übernimmt in dem Stück gleich mehrere Rollen: Die der Mutter, die des „schwarzen Tieres“, das das Böse in der Welt darstellt, und schließlich die der Kadaver, von denen in der Romanvorlage jede Menge auftauchen.

Premiere am Samstag

Die Bühne des TNL genügt sich bei „How do they know that they are the last humans on earth?“ als Deko selbst.
Neben den Akteuren spielen daher Licht und Ton weitere Hauptrollen. Die Soundeffekte stammen von Steve Kaspar, mit dem Sylvia Camarda u.a. bereits im vergangenen Sommer im „Park Dräi Eechelen“ zusammenarbeitete. Und für die Lichteffekte ist Zelijko Sestak zuständig.

Was den dritten Trilogie-Teil angeht, so hat die Choreographin vor, ihre eigene Vision der Apokalypse zu schaffen. Dabei sollen dann auch wieder mehr Tänzer zum Einsatz kommen. Man darf gespannt sein. Genauso wie man sich jetzt schon auf kommenden Samstag freuen darf, wenn „How do they know that they are the last humans on earth?“ Premiere feiert!