Kugeln, die immer treffen

Kugeln, die immer treffen

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Den Freischütz versah von Weber um 1820 zunächst mit gesprochenen Dialogen, die 1841 von Berlioz in Rezitative umgewandelt wurden, um den damaligen französischen Konventionen zu genügen. Diese selten gespielte Fassung zeigt das Theater Trier in einer Inszenierung von Lutz Schwarz.

Maxie Weber

Die Farben springen ins Auge: Gold, weiß und rot ist der Vorhang im Stil eines barocken Theaters und die Anordnung der Personen führt dadurch immer wieder zu ansehnlichen Effekten. Ein großes Auge überwacht das Geschehen. Und – was gibt es zu sehen?
Max schämt sich und wird ausgelacht: Er, der beste Schütze, hat im Wettbewerb nicht eine Kugel landen können. Das erhöht den Druck, denn er muss am folgenden Tag auf jeden Fall einen Probeschuss vor den Augen des Fürsten bestehen, will er des Erbförsters Tochter, seine Braut Agathe, zum Altar führen dürfen.

Die Tragödie eines Anwärters

Kaspar, aus dem Gefolge des zukünftigen Schwiegervaters von Max, verlockt ihn mit einer „Freikugel“, die immer trifft. Kaspars Agenda besteht jedoch in Wahrheit daraus, einen Deppen zu finden, der an seiner Statt dem Teufel Samiel geopfert werden kann, da er diesem für die Freikugeln seine Seele verschrieben hat. Als Max zustimmt, freut sich Kaspar lachend: „Triumph, Triumph, Triumph die Rache gelingt!“
Währenddessen fragt sich Agathe, wo ihr Max bleibt. Cousine Ännchen hämmert indessen ein Bildnis zusammen, das Agathe soeben auf den Kopf gefallen war – wie sich herausstellt just in jenem Moment, da Max seine erste Freikugel abschoss und mit dieser einen riesigen Adler vom Himmel holte. Agathe bietet Max das Gespräch und warnt ihn, da sie Schlimmes geträumt hat, doch er lenkt ab und verschwindet schließlich zum Kugelgießen mit Kaspar in der unheimlichen Wolfsschlucht, in der sich schließlich durch das Kugelgieß-Ritual die Pforten der Hölle öffnen. Agathe, bereits im Brautkleid, erzählt Ännchen von ihrem Traum, sie sei eine weiße Taube, auf die Max gezielt habe.

Am Rand des Verderbens

Die Brautjungfern überbringen ihr denn auch eine Schachtel, in der sich anstelle des Jungfernkranzes eine Totenkrone befindet. Ännchen ordert geistesgegenwärtig das Flechten eines neuen Kranzes aus den geweihten weißen Rosen des Brautstraußes an.
Agathe ist dem Gewinner des Wettschießens versprochen, der Zeitpunkt ist gekommen. Sie tagträumt von einer fröhlichen Gesellschaft, die plaudert, miteinander freundschaftlich isst und trinkt. Als Max eintrifft und auf eine weiße Taube schießt, trifft er Agathe. Samiel löst seine Schuld ein. Max in seiner Verzweiflung beschwört eine Lösung zum Guten.

Nicht nur nach dem musikalischen Auftakt des Philharmonischen Orchesters unter der Leitung von Valtteri Rauhalammi, sondern nach beinahe jeder Szene applaudiert das Publikum.
Dessen ungeachtet bleiben einige Elemente der Inszenierung unverständlich und passen nicht so ganz ins Bild.
Wesentlich stört vor allem am Ende des zweiten Aktes die Einblendung von Soldatenvideos, deren Zweck unklar bleibt. Auch das Gerüst, das im dritten Akt weihevoll schön enthüllt wird, wirkt fehl am Platz. Der knallrote Hosenanzug des „Ännchens“ allerdings sprengt zwar die ansonsten zeitadäquate Kostümierung, passt dann aber doch sowohl zur Figur als auch zum Geschehen.

Insgesamt sind sowohl Inszenierung wie auch Musik und Gesang interessant und ansprechend, mit etlichen geistreichen Einlagen. Chor und Extrachor berühren gesanglich wie darstellerisch auf mitunter gespenstische Weise, wenn sie im Zeitlupentempo wie Zombies agieren oder plötzlich in der Bewegung erstarren.Besonders hervorzuheben sind die beiden Frauen: Vera Wenkert als Max‘ Braut Agathe sowie Evelyn Czesla als ihre witzig-forsche, rote Cousine Ännchen, sowohl im Solo als auch im Duett oder mit Michael Suttner als Max. Vorzügliche hin- und hergerissene Manipulatoren geben sowohl Max als auch Kaspar (Alexander Trauth) ab.

Der Freischütz
Festival de Wiltz
Weitere Aufführungen:
Am 7., 21. März, 4. und
18. April um 19.30 Uhr
Am 12., 19. März, 21. und
23. April um 20 Uhr
Am Augustinerhof
D-54290 Trier
Tel.: (+49) 651 718 18 18
www.theatertrier.de