Lust zu lesenEin Privatermittler mit Neurosen

Lust zu lesen / Ein Privatermittler mit Neurosen

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Eigentlich ist Nick Duffy stockschwul, aber er selbst findet seine puritanische Veranlagung bemerkenswerter. Vor allem, wenn er in einem Aufreißerschuppen namens „Alligator“ vor einem Whisky sitzend vor sich hinbrütet und vom neuen Nachbarn am Tresen so mir nichts, dir nichts angebaggert wird.

Ja, Duffy mag es gern konventionell. Mit Namen und Berufsbezeichnung, das volle soziale Programm, anstatt Knall auf Fall übereinander herzufallen. Dennoch währt die Zeit des Zierens nur kurz, bevor er mit dem Journalisten Eric Leonard als Barbekanntschaft in der Kiste landet. Was Eric von den anderen „Eintagsfliegen“ des promisk lebenden Duffy unterscheidet? Nun, er vermittelt dem dauerklammen Ex-Polizisten und jetzigen Privatermittler einen Job auf dem Frachthof des Londoner Flughafens Heathrow. Jedes Kind in der Gegend weiß: Wer dort arbeitet, „muss nie Obst und Gemüse kaufen“. Doch das, was sich in einer der Speditionsfirmen an Diebstahldelikten angehäuft hat, kann unmöglich als Mundraub durchgehen. Und so wird Duffy vom Spediteur Roy Hendrick beauftragt, undercover in dessen Luftfrachtunternehmen nach den Leuten zu fahnden, die für den Warenschwund verantwortlich sind. Der Auftrag bringt Duffy zwar Geld, dafür aber auch in arge Nöte. Denn der Vollbildneurotiker hat eine ausgewachsene Reisephobie. Er hasst Flugzeuge und demzufolge auch Flughäfen. Außerdem ängstigt er sich vor Bussen, selbst das Ticken von Uhren kann er kaum ertragen. Und so grenzt es fast an ein Wunder, wie der irische Autor Dan Kavanagh aus diesem Nervenbündel für seinen Roman „Heiße Fracht“ (der ursprünglich bereits 1981 unter dem Titel „Fiddle City“ erschien) eine derart einnehmende Figur erschaffen konnte!

thk

Dan Kavanagh

Heiße Fracht. Ein Fall für Duffy.
Kampa Verlag, Zürich 2021.
240 S., 17,90 €