Abfall kann tötenZehn Prozent der Nutztiere werden „Opfer“ von arglos weggeworfenem Müll

Abfall kann töten / Zehn Prozent der Nutztiere werden „Opfer“ von arglos weggeworfenem Müll
 Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Arglos in der Natur weggeworfener Müll kann bei Nutztieren zum Tod führen. Immer mehr Landwirte erleiden dadurch herbe Verluste. Die Sensibilisierungskampagne „Offall kann déidlech sinn“, die 2019 gestartet wurde, ist jetzt an die Bedürfnisse der Landwirtschaft angepasst worden und wurde gestern vorgestellt.

Es ist wieder die Zeit der „Fréijorsbotzen“: Hunderte von Freiwilligen sammeln kiloweise Plastikbecher, Bierdosen und sonstigen Abfall in der Natur ein. Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht zersetzt sich der Müll dort nicht von heute auf morgen. Zigarettenstummel z.B. brauchen fünf Jahre, bis sie sich komplett aufgelöst haben. Die „Lebensdauer“ einer Plastikflasche beträgt sogar zwischen 100 und 1.000 Jahren. Während dieser Zeit verschmutzen die Abfälle nicht nur die Natur, sondern bedrohen auch Leben, wenn sie z.B. ins Tierfutter geraten.

Das auf den Feldern und Wiesen aufgelesene Heu und der Müll darin werden zerhäckselt und landen schließlich nahezu unsichtbar im Viehfutter, was zu erheblichen Gesundheitsproblemen bei Nutztieren wie z.B. Rindern, Pferden oder Ziegen führen kann. Nicht selten stirbt das Tier an den Folgen des verschluckten Abfalls.

Immer mehr Menschen hätten immer weniger Hemmungen, ihren Dreck dort zu entsorgen, wo es ihnen gerade passe, sagt Jeff Schroeder, Präsident des „Service jeunesse“ der „Lëtzebuerger Bauerejugend“. Da sich seit der Covid-Krise vermehrt Menschen in der Natur aufhalten, habe sich die Situation den Landwirten zufolge noch verschlimmert. Rund zehn Prozent des Nutzviehs sollen mittlerweile vom Problem betroffen sein.

Metallrückstände und Glas können im Verdauungstrakt der Tiere zu Verletzungen und zu Entzündungen führen, Plastikabfall wie Tüten zu Verstopfungen. Im schlimmsten Fall kann es sogar zum Tod der Tiere kommen. Zwar können Metallteile, die in einem der vier Mägen einer Kuh landen, mithilfe eines speziellen Magneten entfernt werden, allerdings funktioniert das Ganze nur bei magnetischen Rückständen, also z.B. nicht bei Aluminium.

Der materielle Schaden sei jedenfalls hoch, sagt Schroeder. Sogar wenn ein Tierarzt dem betroffenen Tier helfen könne, fielen entsprechende Behandlungskosten an. Sterbe ein Tier, stelle das im Falle einer Kuh z.B. einen Verlust von 1.300-1.500 Euro dar. Rechne man den verloren gegangen Ertrag des Nutzviehs hinzu, sei der tatsächliche Verlust wesentlich höher zu beziffern, erklärt Schroeder.

Die durch Plastikrückstände verursachten Infektionen können zwar theoretisch medikamentös behandelt werden, was Landwirte aber generell vermeiden wollen, und auch bei Verbrauchern nicht gerne gesehen ist.

Ein weithin unterschätztes Problem ist zudem der in der Natur zurückgelassene Hundekot. Viele Hundebesitzer denken, dies sei unbedenklich, doch dem sei nicht so, erklärt Schroeder anlässlich einer Pressekonferenz am Dienstagmorgen. Der oft im Hundekot vorkommende Parasit „Neospora caninum“ könne bei einer trächtigen Kuh sogar den Fetus infizieren und zu einer Fehlgeburt führen.

Neben dem materiellen Verlust stelle der Tod eines Nutzviehs genau wie bei anderen Haustieren wie Hund oder Katze einen emotionellen Verlust dar, erklärt Schroeder. Die Landwirte sehen die Tiere aufwachsen, viele von ihnen würden den Tieren sogar Namen geben.

Der anwesende Landwirtschaftsminister Romain Schneider wies seinerseits darauf hin, dass es bei der Aktion hauptsächlich um das Wohl der Tiere gehe. Neben dem materiellen Verlust solle unbedingt vermieden werden, dass Tiere unnütz leiden.

Die Frage, ob in Luxemburg bereits Mikropartikel aus Plastik in der Milch nachgewiesen werden konnten, konnte Umweltministerin Carole Dieschbourg verneinen.

Die Tatsache, dass die 150 Schilder der Kampagne „Offall kann déidlech sinn“ sehr schnell unter den Landwirten verteilt werden konnten, um sie auf Wiesen und Feldern aufzustellen, zeigt jedenfalls, dass die Vermüllung der Landschaft den Bauern weiterhin viel Sorgen bereitet.

Die Zahlen

103 Kilogramm Abfall werden durchschnittlich pro Jahr entlang den Nationalstraßen eingesammelt,
entlang den Autobahnen sind es sogar 216 Kilogramm.
Dieses Drecksammeln kostet den Staat jährlich 1,2 Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten für die einzelnen Gemeinden.
Metalldosen machen den größten Teil des Mülls aus, nämlich 18 Prozent, Plastikflaschen machen 15 Prozent aus. Insgesamt beträgt der Anteil von Plastik am Müllaufkommen 29 Prozent.
Beim Wegwerfen eines Zigarettenstummels, eines Kaugummis oder eines leeren Behälters auf den Bürgersteig sind übrigens 145 Euro Bußgeld fällig. Werden solche Abfälle in einem Flusslauf „entsorgt“, muss man sogar mit 250 Euro rechnen.

Taxpayer
14. April 2021 - 14.37

Es ist höchste Zeit, dass das Thema Hundekot auf Kuhweiden, Heuwiesen und Feldern mal zur Sprache kommt, denn es sorgt schon seit langem bei vielen Landwirten für Unmut. So muss man zB nach dem Mähen einer Wiese, die sich in der Nähe eines frequentierten "Gassi"-Weges befindet, jedes Mal Traktor und angehängte Maschinen mit dem Hochdruckreiniger behandeln; von der Durchseuchung der Heuballen mit Kot nicht zu reden. Immer mehr Hundebesitzer glauben nämlich vollauf im Recht zu sein und niemandem zu schaden, wenn sie die Wege verlassen und mit ihrem Tier kreuz und quer "iwwer d'Gewaan" spazieren. Dem ist aber nicht so. Bodenbrütende Vögel, die letzten paar Hasen, im Frühjahr ab und an auch im hohen Gras versteckte Rehkitze - all diese Tiere werden von früh bis spät durch solche "Naturfreunde" empfindlich gestört. Spricht man sie an, kommen stets die selben Argumente aufs Tapet: Erstens bezahlt man Steuern (was offenbar zu jedwedem Verhalten berechtigt), zweitens ist doch nirgends ein Tier zu sehen, das sich gestört fühlen könnte (freilich, da schon längst geflüchtet) und drittens ist es sowieso immer nur der Hund der anderen, der Hasen nachläuft, Vogeleier aus dem Nest schnaubt oder grasenden Kühen seine Hinterlassenschaft hinterlässt. Ja, klar. Daher, liebe Hundebesitzer: Auf den Wegen bleiben! Und auch dort Hunde am besten immer angeleint führen!