Zweite Welle in LuxemburgWenn Studenten an geschlossenen Grenzen stehen

Zweite Welle in Luxemburg / Wenn Studenten an geschlossenen Grenzen stehen
ACEL-Präsident Sven Bettendorf setzt sich auch in der Corona-Krise für die Interessen der Luxemburger Studenten ein  Foto: Editpress/Tania Feller

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Die Corona-Krise hat auch das Leben von Tausenden Luxemburger Studenten durcheinandergewirbelt. Nach einem chaotischen Start schien nun doch ein einigermaßen geregeltes Sommersemester möglich. Doch dann kündigt sich in Luxemburg die zweite Welle an.

Wegen der Corona-Pandemie befinden sich auch die Luxemburger Studenten im In- und Ausland in einer absoluten Ausnahmesituation. Geschlossene Universitäten, ausgefallene Kurse, abgesagte Prüfungen … viele erlebten wegen der Corona-Krise einen tiefen Einschnitt in den normalen Verlauf ihrer Ausbildung. Nun scheint Luxemburg in eine zweite Welle abzurutschen – und die Studenten trifft es wieder hart. 

„Mehrere Studenten konnten diese Woche ihre Prüfungen nicht wie vorgesehen ablegen“, erzählt der Präsident der Studentenvertretung ACEL Sven Bettendorf dem Tageblatt. Wegen der stetig ansteigenden Zahl der Neuinfektionen hierzulande haben die deutschen Bundesländer Saarland und Rheinland-Pfalz eine zweiwöchige Quarantäne für alle Einreisenden aus Luxemburg verhängt. Die Schweiz wird am Mittwoch nachziehen. Deutsche Universitäten verlangten plötzlich von Luxemburger Studenten, die für ihre Prüfungen aus dem Großherzogtum anreisen sollten, einen rezenten negativen Coronatest. „Wer den nicht vorlegen konnte, wurde nun schlicht nicht zum Examen zugelassen“, sagt Bettendorf. 

Der ACEL suche mit viel Unterstützung vom Außenministerium nach einer schnellen Lösung. „Es scheint fast, als wären verschiedene Bundesländer von der Entscheidung, Luxemburg als Risikoland einzustufen, absolut überrascht worden“, sagt Bettendorf. „Wir versuchen, nun durchzusetzen, dass Studenten sich testen lassen können, damit sie wenigstens die Abschlussexamen schreiben können.“

Auf der Suche nach einer schnellen Lösung

Bettendorf hofft, dass die Grenzen nicht noch einmal in dem Ausmaß schließen wie zu Beginn der Corona-Krise. „Es wusste niemand, wie genau sich die Situation entwickeln oder was noch auf uns zukommen würde“, erzählt Bettendorf. „Viele Studenten haben sich an uns gewendet, weil sie wegen der geschlossenen Grenzen Angst bekommen haben. Sie wussten nicht, ob sie im Ausland bleiben sollten, aus Angst, für ihre Prüfungen nicht mehr einreisen zu können, oder ob sie doch, zur Sicherheit, nach Luxemburg kommen sollten.“ 

Etliche Universitäten hätten ihre Türen geschlossen, Prüfungen wurden abgesagt, Kurse gecancelt. „Vielen Studenten war es so schlicht nicht möglich, die für das Semester vorgesehenen ECTS-Punkte zu erlangen. Man wusste überhaupt nicht, wie es mit dem Studium weitergehen würde“, sagt Bettendorf. „Dazu kamen natürlich auch Sorgen finanzieller Art.“ Der ACEL habe die Hilfen aus dem Hochschulministerium begrüßt. Luxemburger Studenten können unter anderem auf einen „Härtefallantrag“ zurückgreifen, wenn sie wegen der Corona-Krise in finanzielle Bedrängnis gekommen sind. Für Studenten, die eigentlich in diesem Sommer ihr Diplom abschließen sollten, aber das wegen der ausgefallenen Kurse nicht können, sollen die Unterstützungen durch den Staat um ein Semester verlängert werden. 

„Irgendwann hatte sich die Situation etwas eingependelt. Die Grenzen wurden wieder geöffnet, die Kurse und Klausuren des neuen Semesters konnten entweder vor Ort oder online absolviert werden“, sagt Bettendorf. Sollte Luxemburg nun tatsächlich eine zweite Welle erleben, sei dies ein herber Rückschlag. Aber nicht nur die Ausbildung von den aktuell schon studierenden jungen Erwachsenen wird durcheinandergewirbelt. 

Zahlreiche Anfragen

Auch diejenigen, die sich nun eigentlich ins Abenteuer Universität stürzen sollten, beginnen ihre akademische Karriere unter erschwerten Bedingungen. „Viele Universitäten und Länder haben ihre Prozesse und Bestimmungen geändert, wie sich Studenten einschreiben können, wie die Semester ablaufen und wie Prüfungen abzulegen sind. Da einen Durchblick zu bekommen, ist schwer“, sagt Bettendorf. Als ACEL hätte man außerdem nicht wie sonst in den Schulen die unterschiedlichen Studienmöglichkeiten vorstellen können. „Deswegen haben uns viel mehr Anfragen als sonst erreicht“, sagt Bettendorf. 

Besonders schwer haben es die Studenten, die in diesem Jahr einen Austausch machen sollten oder außerhalb der EU ihr Studium absolvieren möchten. „Die Erasmus-Programme wurden zum großen Teil ausgesetzt“, sagt Bettendorf. „Für internationale Studien stellt sich die Frage, ob man überhaupt einreisen kann. Die Luxemburger Studenten in Amerika hängen da beispielsweise etwas in der Schwebe.“ 

Trotz allem will die Studentenvertretung den Austausch ihrer Mitglieder im In- und Ausland fördern. „Ob wir unsere traditionellen Veranstaltungen gegen Ende des Jahres vielleicht nachholen können, wissen wir noch nicht. Aber wir versuchen, Online-Events zwischen den Studentenzirkeln zu organisieren. Etwa ein Playstation-Turnier.“