6. Wäistrooss-RegattaWenn kein Wind weht, hilft nur rudern – 33 Grad und 5.000 harte Meter gegen den Strom

6. Wäistrooss-Regatta / Wenn kein Wind weht, hilft nur rudern – 33 Grad und 5.000 harte Meter gegen den Strom
Trotz Fahrverbot während der Veranstaltung hatte sich während der Startphase ein Schiff genähert, musste dann aber in Ufernähe warten Foto: Herbert Becker

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Die 6. Auflage der „Wäistrooss-Ruderregatta“ auf der Luxemburger Mosel hatte am Sonntag einen neuen Streckenverlauf. Wurde bei den vorherigen Events immer in der Marina in Schwebsingen gestartet, mit Zielankunft Schengen, legten die Teams sich heuer an der Esplanade in der Moselperle Remich in die Riemen und ruderten die 5.000 m lange Strecke stromaufwärts zum Schwebsinger Hafen.

Heiß war es am Sonntag bereits am frühen Vormittag. Um 11.00 Uhr zeigte das Quecksilber bereits 33° C. Schweißtreibend sollte dann auch die mittlerweile etablierte „Wäistrooss-Regatta“ für die mehr als 100 aktiven Sportlerinnen und Sportler werden. 30 Bootsbesatzungen aus Luxemburg, Deutschland, Belgien und Frankreich, vom Einer bis zum Achter, hatten für den Start gemeldet.

Die bereits bekannte Besonderheit an diesem Wettbewerb ist, dass hier alle Boote gleichzeitig an den Start gehen, je nach Bootsklasse und Besetzung gibt es Zeitgutschriften, da doch z.B. ein Achter einen anderen Schlag aufs Wasser bringt als ein Skuller. Durch den von der international besetzten Fachjury ausgeklügelten Zeitschlüssel kann so am Ende der Gesamtsieger ermittelt werden.

Drei Hotspots in der Moselperle

Die Moselperle Remich hatte gestern gleich drei Hotspots anzubieten: einen gut besuchten Floh- und Trödelmarkt auf der Place Dr. Fernand Kons, entlang der Esplanade hatten sich Dutzende Oldtimer zu ihrem alljährlichen Treffen aufgereiht und am Ortseingang auf der Mosel war der Startpunkt für die diesjährige „Wäistrooss-Regatta“, organisiert und veranstaltet vom Luxembourg International Rowing Club (LIRC), angeführt von seinem Präsidenten Michel Fries. Die Verlegung der Regatta-Strecke gegenüber den Vorjahren hatte für die aktiven Sportler den größten Vorteil darin, dass das Event zum ersten Mal auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Ruderte man zuvor zwischen Schwebsingen und Schengen mehr oder weniger im Niemandsland, war die Esplanade um die Uhrzeit schon sehr belebt und die Crews wurden zum Teil frenetisch angefeuert. Der LIRC-Staff dirigierte den Start von einem Boot aus der Flussmitte heraus. Da, wie schon erwähnt, alle Boote gegeneinander antreten, erfolgten die Startsignale im Sekundentakt: erst die Skuller und Zweierboote, anschließend die Vierer und final die Achter.

Nur noch ein paar Schläge bis zur ersehnten Zielankunft in der Marina in Schwebsingen
Nur noch ein paar Schläge bis zur ersehnten Zielankunft in der Marina in Schwebsingen Foto: Herbert Becker

5.000 harte Meter lagen vor den Teams, die Sonne zeigte sich derweil erbarmungslos, eine Kombination, die den Mannschaften und Einzelkämpfern alles abverlangte.

Stéphane Cesari, Präsident des nationalen Ruderverbandes, hält im Zielbereich gespannt Ausschau nach den ersten Booten
Stéphane Cesari, Präsident des nationalen Ruderverbandes, hält im Zielbereich gespannt Ausschau nach den ersten Booten Foto: Herbert Becker

Zielankunft war der Campingplatz an der Marina in Schwebsingen. Mitgereiste Fans und Vereinsmitglieder der teilnehmenden Bootsbesatzungen sorgten hier noch einmal für Stimmung und unterstützten die sichtlich erschöpften Sportlerinnen und Sportler lautstark bei den letzten Ruderschlägen.

Hier hatte sich auch Stéphane Cesari, Präsident des luxemburgischen Ruderverbandes („Fédération luxembourgeoise des sociétés d’aviron“) eingefunden, um die Aktiven mit viel Applaus und Anerkennung zu empfangen. Bei der Zielankunft um 11.45 Uhr zeigte das Thermometer dann schon 35° C.

Die internationale Jury wachte über die Einhaltung des Regelwerks
Die internationale Jury wachte über die Einhaltung des Regelwerks Foto: Herbert Becker

Sieger der 6. Edition wurde der Zweier der Rudergesellschaft Saarbrücken in der Besetzung Hans Gliem und Rainer Ackermann in der beachtlichen Zeit von 22:38 Minuten, nur sechs Sekunden dahinter der Vierer aus Saarbrücken. Die weiteren Platzierungen bis Rang sieben belegten allesamt Boote aus Saarbrücken, vom RV Treveris Trier und der RG 1883 Trier, die gerade vorgestern erst ihr 140-jähriges Bestehen feierte. Auf einen mehr als achtbaren achten Platz ruderte der Vierer des LIRC mit Gundis Lingad, Michel Fries, Jean-Paul Schmit und Aristides Martins.

Bleibt am Ende die Hoffnung der aktiven luxemburgischen Sportler, dass ihr Wunsch nach einem nationalen Stützpunkt bald realisiert werden kann. (siehe Infobox)

Apropos Ruder-Stützpunkt

Der Rudersport hegt im Großherzogtum noch immer ein „Mauerblümchen-Dasein“. Woran liegt es? Es fehlt schlicht und ergreifend an einem professionellen Stützpunkt. Die Einrichtung eines solchen Bootshauses im Schwebsinger Hafen ist längst beschlossene Sache, entsprechende Zusagen hierzu erteilte das Sportministerium und stellte 700.000 Euro für das Projekt bereit. Im Mai 2021 jedoch beschloss der Gemeinderat Schengen, die Angelegenheit noch einmal zu überdenken, dies im Besonderen in puncto Hochwasser. Das Tageblatt hat noch einmal bei den Gemeindeautoritäten hierzu nachgefragt und sich nach dem Stand der Dinge erkundigt. Die Sache ist nicht ad acta gelegt, konnten wir dabei in Erfahrung bringen. Man arbeite jedoch zurzeit an einer „Light Version“ des Projektes, da die ursprünglichen Kosten in den vergangenen zwei Jahren durch die Decke gegangen seien und man das so nicht realisieren könne.
Das Verfahren durchläuft nach Planfertigstellung dann noch einmal alle Instanzen. Der luxemburgische Ruderverband, die „Fédération luxembourgeoise des sociétés d’aviron“, mit ihrem Präsidenten Stéphane Cesari, hoffen auf ein zügiges Verfahren zur Realisierung dieser für den Sport wichtigen Infrastruktur, die gleichzeitig auch einen enormen Aufwind für den Sport bedeuten würde. (HB)