WetterphänomenTornado sorgt für Zerstörung jenseits der luxemburgisch-belgischen Grenze

Wetterphänomen / Tornado sorgt für Zerstörung jenseits der luxemburgisch-belgischen Grenze
Thierry Calderoni hat den Tornado von Weiswampach aus beobachtet Foto: Facebook/Thierry Calderoni

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Ein weiterer Tornado hat in Europa gewütet und für Zerstörung gesorgt: dieses Mal nahe der luxemburgisch-belgischen Grenze. Das Tageblatt hat mit Météo Boulaide und Andrew Ferrone vom staatlichen Wetterdienst über dieses Wetterphänomen gesprochen und gefragt, ob es Luxemburg auch in Zukunft vermehrt heimsuchen könnte.

Naturgewalten wie Tornados lassen Menschen immer wieder spüren, wie machtlos sie doch gegenüber den Launen der Natur sind. Am Sonntag hat sich „im Norden Luxemburgs eine Superzelle formiert“. Das bestätigt Philippe Ernzer vom privaten Wetterdienst Météo Boulaide dem Tageblatt am Montagmorgen. Laut Erzner habe sich gegen 18.50 Uhr ein Tornado im Raum Helzingen gebildet. Die Wetterzelle habe sich „sehr schnell“ weiterentwickelt – innerhalb von 15 bis 20 Minuten sei ein Luftwirbel hinter der luxemburgischen Grenze in Belgien entstanden.

Doch wie bildet sich überhaupt ein Tornado? Andrew Ferrone vom staatlichen Wetterdienst erklärt im Gespräch mit dem Tageblatt das gewaltige Naturphänomen: „Aus einer normalen Gewitterzelle kann kein Tornado entstehen. Dafür braucht es sogenannte Superzellen“, erklärt Ferrone.  Doch nicht aus jeder Superzelle entstehe ein Tornado – nur in zehn Prozent der Fälle fange die Superzelle auch an, um sich selbst zu rotieren. „Dafür ist ein Zusammenspiel verschiedener Phänomene nötig“, so der Wetterexperte des „Service météorologique“.

Der Tornado hat schwere Schäden in Belgien verursacht: In der Gemeinde Houffalize ist ein Bauernhof zerstört und mehrere Dächer von Gebäuden weggefegt worden, meldet RTL. Eine Familie sei zudem evakuiert worden – Verletzte gebe es aber keine. Auch in Luxemburg habe es laut Ernzer im Raum Helzingen-Wintger gegen 19.00 Uhr starke Windböen gegeben. Tornados werden auf einer Skala von F0 bis F5 kategorisiert, erklärt Ferrone. „Der Tornado, der 2019 im Süden des Landes gewütet hat, wurde als F2-Tornado gekennzeichnet. Diese können Windgeschwindigkeiten bis zu 250 km/h erreichen.“ F5-Tornados erreichen Windgeschwindigkeiten von 420 bis 500 km/h – zuverlässige Messungen seien aber aufgrund der hohen Geschwindigkeiten und Verwüstungskraft nicht genau möglich, sagt Ferrone.

Auf Nachfrage des Tageblatt, wie lange ein Tornado in der Regel wütet, meint Ernzer, dass die meisten Windhosen eine Lebensdauer zwischen einer und drei Minuten haben. Es komme aber auch vor, dass sie länger überleben – bis zu 20 Minuten. Der Tornado vom Sonntag sei mit rund 10 Minuten „ziemlich lange“ aktiv gewesen, sagt Ernzer.

Ferrone kommt zu einer ähnlichen Einschätzung „Das kann mitunter in Sekunden wieder vorbei sein. Vor allem in den USA wüten Tornados aber auch um die 15 Minuten“, sagt Ferrone.

Ein „ziemlich spezielles“ Jahr

Viele Facebook-Abonnenten des Météo-Boulaide-Wetterkanals haben den Eindruck, dass unsere Gegenden zunehmend unsicherer werden, da nun auch rund um Luxemburg diese zerstörerischen Naturphänomene auftreten würden. In den Facebook-Kommentaren des Kanals werden Vergleiche mit den Wettervorkommnissen in den USA gemacht.

Ernzer meint dazu, dass dieses Jahr tatsächlich „ziemlich speziell“ sei: Jedoch nicht aufgrund der angeblich wachsenden Zahl der Tornados in Europa – tatsächlich sei „die Tendenz in den letzten fünf Jahren mehr oder weniger gleich geblieben“ –, sondern weil die Windhosen schon so früh im Sommer auftreten. „Phänomene gab es schon immer bei uns“, sagt Ernzer. Er glaubt, dass solche Wetterphänomene durch das Teilen auf den sozialen Netzwerken und das Filmen mit Handykameras eher wahrgenommen würden. Dadurch könnte der Eindruck entstehen, dass diese Naturereignisse zunehmen würden.

Dem stimmt Andrew Ferrone zu. „Es werden heutzutage einfach mehr Tornados dokumentiert als früher. Bei jeder Gelegenheit wird die Handykamera gezückt, um das Naturschauspiel festzuhalten.“  

Der Klimawandel ist schuld – oder nicht? „Wir beobachten den Klimawandel noch nicht lange genug, um sagen zu können, dass hier ein Zusammenhang besteht“, sagt der Wetterexperte gegenüber dem Tageblatt. Ernzer schließt die Möglichkeit jedoch nicht aus, dass es in den nächsten Jahren verstärkt zu Tornados kommen könnte – auch in unseren Gegenden.

Andrew Ferrone ist in der Hinsicht etwas vorsichtiger. „Bei der Entstehung eines Tornados spielen zwei Phänomene mit, die durch den Klimawandel antagonistisch beeinflusst werden.“ Durch eine höhere Luftfeuchtigkeit würde die Entstehung von Superzellen gefördert werden, sagt Ferrone. Mitentscheidend sei aber eine weitere Variable: die Windgeschwindigkeiten. „Am Boden muss eine andere Windgeschwindigkeit herrschen als in der Höhe“, erklärt Ferrone. Und diese Eigenschaft würde sich mit dem Klimawandel zurückbilden – es bleibe spannend zu sehen, welche Entwicklung die Oberhand gewinnen werde, sagt Ferrone dem Tageblatt. Zuverlässige Statistiken würde es jedenfalls noch keine geben.

HTK
28. Juni 2021 - 21.59

Tja. Die Windräder kommen zu spät. Die Karre liegt im Dreck.