Wirtschaft in der PandemieStatec sieht zwar Wirksamkeit der Hilfen für Betriebe – doch Pleiten könnten sich auch nur verzögern

Wirtschaft in der Pandemie / Statec sieht zwar Wirksamkeit der Hilfen für Betriebe – doch Pleiten könnten sich auch nur verzögern
Stillleben: Die Pandemie hat in vielen Branchen für unfreiwillige Pausen gesorgt Foto: Pixabay

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Die Zahl der Firmenpleiten ist laut der Statistikbehörde Statec im Corona-Jahr 2021 nicht höher als in den Jahren 2019 und 2018. Jedoch: „Firmenpleiten könnten sich in die zweite Hälfte des Jahres 2021 verlagern“, warnt Max Urbany von der „Chambre des métiers“.

Laut aktuellen Untersuchungsergebnissen von Statec sind während der Corona-Krise nicht mehr Unternehmen in Insolvenz geraten als vor der sanitären Krise in den Jahren 2019 und 2018. 76 Unternehmen sind im Laufe des Monats April 2021 von einer Pleite betroffen gewesen. Im Vorjahresmonat sind es 8 und 2019 71 Fälle gewesen. „2021 ist keine signifikante Erhöhung der Pleiten zu erkennen, ihre Anzahl ist fast genauso hoch wie 2019“, so die Pressestelle von Statec.

Die Liquidationsverfahren hingegen haben laut Statec zugenommen: Im April 2021 haben Luxemburger Gerichte Liquidationsverfahren für 74 Unternehmen eingeleitet; im April 2020 seien es 44 und im April 2019 seien es 30 Fälle gewesen. Auf eine Nachfrage bei der „Chambre de commerce“ hin antwortete diese, dass die Gründe für den Anstieg der Liquidationsverfahren im Jahr 2021 noch nicht bekannt seien, sie habe jedoch eine Vermutung. Die „Chambre de commerce“ geht davon aus, dass viele Firmen, die in den nächsten Jahren in ein freiwilliges Liquidationsverfahren übergehen wollten, dieses nun coronabedingt früher angetreten sind.

Dass eine Welle von Firmenpleiten für das Jahr 2021 vereitelt worden sei, ist laut dem Minister für Mittelstand und Tourismus Lex Delles (DP) der Summe aller staatlichen Beihilfen für Betriebe zu verdanken. Der Staat werde luxemburgische Firmen weiterhin begleiten und unterstützen. Als positiv vermerkt Lex Delles, dass der Unternehmergeist in Luxemburg immer noch sehr ausgeprägt sei: Einige Betriebe haben im Laufe der Corona-Pandemie ihr Geschäftsmodell verändert. So haben einige Handwerksbetriebe angefangen, Schutzvorrichtungen aus Plexiglas herzustellen.

Nicht zu früh freuen

„Der Moment, an dem man eindeutig sagen kann, dass Luxemburg im Jahr 2021 von einer Welle von Corona-Pleiten verschont geblieben ist, ist noch nicht da“, sagt Max Urbany, Wirtschaftsberater bei der „Chambre des métiers“. Viele Firmen mussten ihm zufolge auf ihre Reserven zurückgreifen, um die Krise zu überleben. Gefährlich könne es in der zweiten Hälfte von 2021 werden: Die Wiederaufnahme der vollen Geschäftigkeit werde ihre Herausforderungen mit sich bringen. Besonders der Bausektor sei betroffen, Konstruktionsfirmen müssten höhere Preise für ihre Materialien bezahlen, in einigen Fällen haben sie Probleme, überhaupt wieder aufzustocken. „Es könnte sein, dass sich die Welle an Pleiten für Luxemburger Firmen verzögert“, sagt Max Urbany. Dennoch würden die meisten Unternehmer laut einer aktuellen Umfrage der „Chambre des métiers“ positiv in die Zukunft blicken.

Für Carlo Thelen, den Präsidenten der „Chambre de commerce“, muss der Staat weiterhin alles tun, um Unternehmen vor dem Bankrott zu bewahren. „Die staatlichen Hilfen haben es den Firmen erlaubt, über die Runden zu kommen, jedoch sind die Reserven vieler Firmen aufgebraucht. Die staatlichen Hilfen dürfen jetzt nicht abrupt enden, ansonsten macht der Staat alles zunichte, was er bis jetzt erreicht hat“, so Carlo Thelen. Viele Firmen müssten schließlich erst wieder aufstocken – und damit seien Kosten verbunden, die die meisten Unternehmen in dieser Situation nicht tragen könnten. Erst wenn wieder Geld reinkommt und Firmen von ihrem eigenen Ertrag leben können, sei an Selbstständigkeit gegenüber dem Staat zu denken, erklärt Thelen. Daher sagt Carlo Thelen, dass man gegenüber der aktuellen wirtschaftlichen Situation weiter wachsam bleiben muss.

Im März 2021 hat das Tageblatt bereits über die Anzahl an Pleiten in Zusammenhang mit der Corona-Krise geschrieben: Zahl der Pleiten geht im Januar weiter zurück.