Der WahlflüstererSelbstverliebte Politiker

Der Wahlflüsterer / Selbstverliebte Politiker
Krönungsmesse für die LSAP-Spitzenkandidatin Paulette Lenert in Schengen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Der Wahlflüsterer liebt Musik. Zum Beispiel die Krönungsmesse von Mozart. Die hat er öfters im Kopf. Kein Wunder, bei der mit viel Pomp in Szene gesetzten Inthronisation der nationalen Spitzenleute. Diese Zeremonien sind immer „molto allegro“, also sehr leidenschaftlich.

Das war auch diese Woche der Fall, als Sam Tanson von ihrer Partei „déi gréng“ auserkoren wurde. Erstmals eine landesweite Spitzenkandidatur. Erstmals eine Frau on top. Und ein Bruch mit dem bisher als Dogma scheinenden Prinzip der Parität. Dass kein Mann sich zugetraut hätte, an Sam Tansons Seite anzutreten, hält der Wahlflüsterer definitiv für einen Aprilscherz. Der Wahrheit etwas näher kommt eher die Einschätzung eines klugen Parteimitglieds: Mit dieser Entscheidung gebe es nun sicherlich keinen Streit darüber, wer die Partei in den Elefantenrunden in den Medien vertreten dürfe.

Am letzten Samstag hat die CSV ihren nationalen Frontmann offiziell ins Rennen geschickt. „Déi mam Luc“ stand irgendwo geschrieben. „Déi mam Juncker“ hätte auch gepasst, denkt der Wahlflüsterer, wenn er sich die Fotos und Filmchen vom Event anschaut. Juncker hier, Juncker da. Warum eigentlich nicht Jean-Claude Juncker mit Luc Frieden als Doppelspitze? Das wär ja mal was gewesen. Oder als Trio mit Astrid Lulling? Sozusagen als Wiedergutmachung. Im RTL-Interview gab die 93-Jährige nämlich neulich zu verstehen, immer noch nicht überwunden zu haben, dass ihre Partei, die CSV, sie 2014 nicht mehr auf der Europaliste haben wollte.

Loszulassen, scheint nicht einfach. Politiker, gestandene und angehende, suchen das Rampenlicht – und die Kamera. Je näher die Wahltermine rücken, desto ausgeprägter wirkt diese Selbstverliebtheit. Kaum eine Gelegenheit wird ausgelassen, um sich alleine oder mit Begleitung in Szene zu setzen. Da wird dann das Fußballspiel gegen Portugal, der kommunale Frühjahrsputz oder sonst ein Termin zum Catwalk der Eitelkeiten.

„Die ganze Welt ist Bühne“, heißt es bei Shakespeare. Aber nicht immer ist nach dem Auftritt der Applaus garantiert, fügt der Wahlflüsterer hinzu und empfiehlt bei Wahlkampffieber etwas mehr Bescheidenheit und weniger Hybris. Denn schnell kann aus der Krönungsmesse eine „Valse triste“ werden. Nicht ansatzweise „allegro“, eher ein nachhallendes Finale in „b-Moll“. (Marco Goetz)

e fréiere Buergermeeschter
3. April 2023 - 10.01

Wer nicht selbstverliebt ist, ist in der Politik chancenlos. Leider!

lupus-canis
1. April 2023 - 14.29

oder vläicht 'une valse à mille tons' kann awer och 'une marche funèbre' sen et hängt och oft dovun oof wien d'Tromm schléit.. eventuel de 'Radetzki-Marsch' oder kann och einfach eemoleg sen..mat 'so ein Tag, so wunderschön wie heute' kann awer och sen dat et 'je voie la vie en rose' oder eventuel 'il était un petit navire' -und es hat boum gemacht-