Kampagnen zeigen WirkungProtransplant.lu verzeichnet mehr Organspenden aus Luxemburg

Kampagnen zeigen Wirkung / Protransplant.lu verzeichnet mehr Organspenden aus Luxemburg
V.l.: Florence Boever, Christiane Bourg, Fernand Kneip, Tanja Heintz, Evelyne Biagioni-Hornemann und Arthur Henrion von Protransplant.lu Foto: Editpress/Alain Rischard

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Luxemburg ist nicht mehr Letzter: Das Großherzogtum konnte im Ranking des Eurotransplant-Raums mehrere Plätze gutmachen und befindet sich jetzt mit 12,4 Spendern pro Million Einwohner im Durchschnitt. Damit zeigen die jahrelangen Sensibilisierungskampagnen von Luxembourg Transplant und Protransplant.lu Wirkung. Aber auch ein neues Gesetz hat zu dieser Entwicklung beigetragen.

Die Vereinigung öffentlichen Nutzens „Protransplant.lu“ hat 1.200 Mitglieder. Das vergangene Jahr wurde von persönlichen Verlusten überschattet: Gründer und Präsident Jos Bourg und Vorstandsmitglied Paul Lenert sind 2022 verstorben. Bei der Generalversammlung, die vor kurzem von Christiane Bourg geleitete wurde und an der auch Prof. Dr. Claude Braun und José Lopes als Vertreter von „Luxembourg Transplant“ teilnahm, wurde aller verstorbenen Mitglieder gedacht und auf die unermüdliche Arbeit von Jos Bourg und Paul Lenert zum Thema Organspende hingewiesen.

Doch es gab auch positive Meldungen. Das vergangene Jahr war von einem reichhaltigen Aktivitätenprogramm geprägt, wobei das Verteilen eines Spenderausweises an die Haushalte in Luxemburg sowie mehrere Radio- und Fernsehspots die intensivsten waren. Außerdem wurden Werbeaktionen auf Bussen, Flyer verteilt und Konferenzen und Sensibilisierungsaktionen in Schulen organisiert. Diese Vorträge in Schulen, Firmen und Vereinen sollen künftig verstärkt stattfinden, kündigte Christiane Bourg an.

Fernand Kneip legte den Finanzbericht vor, dies mit dem Vermerk, dass alle Gelder der Spenden, welche die Haupteinnahmequelle der Vereinigung sind, für die Sache „Sensibilisierung Organspende“ eingesetzt werden. Neu in den Vorstand aufgenommen wurden Florence Boever und Evelyne Biagioni-Hornemann. Kassenrevisoren sind Arsène Mathias und Jos Ketter. Demnächst soll ein neuer Präsident gewählt werden.

13.300 Patienten im Eurotransplant-Raum warten noch auf ein Organ
13.300 Patienten im Eurotransplant-Raum warten noch auf ein Organ Foto: dpa/Emily Wabitsch

Erfreuliche Tendenz

Acht Organspender haben im vergangenen Jahr in Luxemburg insgesamt 32 Organe gespendet, erklärte Prof. Dr. Claude Braun. Damit liegt Luxemburg nun im Durchschnitt der Eurotransplant-Gruppe, welcher Luxemburg, Belgien, Deutschland, Kroatien, die Niederlande, Österreich, Ungarn und Slowenien angehören. In diesem Gebiet leben insgesamt rund 137 Millionen Menschen.

Dass Luxemburg nicht mehr den letzten Platz belegt, ist durchweg positiv. „Wir haben eine moralische Verpflichtung und sind auf dem guten Weg“, sagte Prof. Dr. Braun. „Das neue Gesetz, das in den großen Kliniken einen Beauftragten für Transplantationen einsetzt, trägt Früchte.“

Täglich sterben vier Menschen, weil sie kein Organ bekommen können. Hochgerechnet auf Luxemburg sind es sechs Personen. Insgesamt wurden 6.500 Transplantationen durchgeführt, doch es warten noch 13.300 Patienten im Eurotransplant-Raum auf ein Organ.

Protransplant.lu hat 1.200 Mitglieder
Protransplant.lu hat 1.200 Mitglieder  Foto: Editpress/Alain Rischard

Prof. Dr. Braun ging aber auch auf Schwierigkeiten ein, die teilweise unverständlich seien: ständig wechselnde Gesprächspartner im Gesundheitsministerium und immer wiederkehrende Diskussionen zur Rückzahlung der Transportkosten für Patienten durch die CNS. Ein Gesetz zum Transport von Patienten, die transplantiert werden oder wurden, fehlt nämlich immer noch.

Der Experte sprach ferner über eine aufkommende Art von Organspenden. Es handelt sich hierbei um Organentnahmen bei Menschen, die freiwillig aus dem Leben geschieden sind. Sie werden bereits in einigen Ländern wie Belgien praktiziert. Anderorts ist das Thema tabu, doch man sollte in Luxemburg nicht wegschauen. Wenn auch ethische Diskussionen anstehen dürften, sollten die Gesellschaft und Politik dieses Thema nicht tabuisieren, denn es wäre eine weitere Möglichkeit andere Leben zu retten, so der Vertreter von „Luxembourg Transplant“.


* Der Autor ist Tageblatt-Journalist in Rente und lebt seit 2011 mit einem Spenderorgan.