MärktePreis für europäisches Erdgas fällt auf tiefsten Stand seit Juni

Märkte / Preis für europäisches Erdgas fällt auf tiefsten Stand seit Juni
Die Sorgen vor einem Mangel an Gas sind heute nicht mehr so groß wie noch im August Foto: AFP/Daniel Roland

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Am Gasmarkt hat sich die grundsätzlich angespannte Situation in den vergangenen Wochen, trotz aller Drohungen aus Moskau, zuletzt gebessert. Der Preis für europäisches Erdgas hat am Montag, auf hohem Niveau, weiter nachgegeben. 

Am Montagvormittag kostete der als richtungsweisend geltende Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas im Tief rund 132 Euro je Megawattstunde. Das waren gut fünf Prozent weniger als am Freitag. Der TTF-Kontrakt notierte damit auf dem niedrigsten Stand seit Ende Juni. Er gilt als Indikator für das allgemeine Preisniveau am europäischen Erdgasmarkt.

Vor zwei Jahren lag der Preis für eine Megawattstunde bei gerade mal 15 Euro. Seit Sommer 2021 wurde dann jedoch ein steiler Anstieg der Preise gemessen. Während Gazprom die Gas-Lager in Deutschland nicht auffüllte, sprang der Preis, Anfang Oktober 2021, auf fast 50 Euro je Megawattstunde. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine beschleunigten sich die Preise dann noch einmal weiter: Anfang März lagen sie bei mehr als 170 Euro. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben: Bedingt durch immer weiter steigende Unsicherheiten wurde zu Ende des Monats August ein historischer Höchststand von fast 350 Euro je Megawattstunde erreicht. 

Doch seit diesem Höhepunkt im August gehen die Preise wieder rasant zurück. Selbst der Anschlag auf die Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 hatte die Preise nur kurz nach oben getrieben. Zu neuen Rekord-Preisen hat er nicht geführt.

Hohe Reserven und schrumpfende Nachfrage

Hintergrund dürfte der Erfolg der politischen Bemühungen, um Europa aus der hohen Abhängigkeit von russischem Erdgas zu lösen, sein. So sind die Erdgasspeicher mittlerweile gut gefüllt, sodass die Energierisiken mit Blick auf die Wintermonate etwas verringert wurden. Zudem wird mit einem eher warmen Winter gerechnet. Zunehmende Lieferungen von beispielsweise Flüssiggas sorgen derweil für eine schrumpfende Abhängigkeit von Importen aus Russland.

Darüber hinaus zeigen auch die viele Initiativen zur Dämpfung des Erdgasverbrauchs, an denen sich sowohl Haushalte als auch Unternehmen aktiv beteiligen, spürbare Erfolge. Auch eine Rolle spielen dürfte die mittlerweile langsamer drehende Konjunktur, die ihrerseits eine weniger hohe Nachfrage nach Gas erwarten lässt.

Die Verbraucher jedoch dürften von rückläufigen Preisen vorerst nichts spüren. Immerhin kaufen die großen Energiekonzerne das Gas zumeist Monate im Vorfeld ein, um so ihre Kunden vor großen und schnellen Preisschwankungen zu schützen. Fallende oder steigende Preise spüren die Konsumenten demnach meist erst mit einer gewissen Verzögerung. Zudem kostet Erdgas heute, trotz der rezenten Rückgänge, immer noch deutlich mehr als vor Beginn des Ukraine-Kriegs. Auch bleibt ungewiss, wie sich die Preise in den kommenden Monaten entwickeln werden.

Die Entwicklung des Preises für niederländisches Erdgas- in den letzten zwei Jahren
Die Entwicklung des Preises für niederländisches Erdgas- in den letzten zwei Jahren Screenshot: www.theice.com