USAPence vs. Harris: So verlief die TV-Debatte der Vizekandidaten

USA / Pence vs. Harris: So verlief die TV-Debatte der Vizekandidaten
Die TV-Debatte zwischen US-Vizepräsident Mike Pence (links) und der demokratischen Vizekandidatin Kamala Harris hat keinen neuen Moment hervorgebracht  Foto: AFP/Pool/Justin Sullivan

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US-Vizepräsident Mike Pence und die demokratische Vizekandidatin Kamala Harris trafen in der TV-Debatte am Mittwochabend in Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah aufeinander. 

Knapp zwei Wochen nach der Nominierung Amy Coney Barretts gelten die Feierlichkeiten im Rosengarten sowie dem sogenannten „Diplomatic Room“ als Superspreader-Vorgang, der das neuartige Coronavirus in die höchsten Ränge des Weißen Hauses katapultierte. Wenigstens 34 Fälle waren am späten Mittwoch bekannt, darunter auch der Präsident. Es war daher zu erwarten, dass das Thema der Pandemie die Wahlkampfdebatte zwischen dem amtierenden Vizepräsidenten Mike Pence und Senatorin Kamala Harris überschatten würde.

Barrieren aus Plexiglas trennten die Kandidaten und auch der Sicherheitsabstand zwischen den Rednertischen wurde auf 12 Fuß (3,66 Meter) erhöht. Dominieren konnte das Virus die Debatte allerdings nicht: In einer teils scharf geführten Diskussion beleuchteten die Lager der Trump- und Bidenkampagne nicht nur die innenpolitischen Brennpunkte wie den systemischen Rassismus und die Wirtschaftskrise der USA, sondern auch das Verhältnis zu China und den Klimawandel.

3,66 Meter und zwei Plexiglasscheiben trennten die Kandidaten
3,66 Meter und zwei Plexiglasscheiben trennten die Kandidaten Foto: AFP/Getty Images/Alex Wong

Heftige Kritik an Corona-Reaktion

Das vielleicht stärkste Moment des Abends konnte Kamala Harris für sich beanspruchen. Zu Beginn ihres Auftritts erklärte sie das Missmanagement der Pandemie zum schlimmsten Bankrott, den ein Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten zu verantworten habe. Das Verwerfen wissenschaftlicher Erkenntnis mache die Wiederwahl Donald Trumps obsolet. Hier knüpfte auch ihre Schilderung eines erratischen Staatsmannes an, der sein Wort bricht und Verbündeten in den Rücken fällt. Als außenpolitisches Beispiel zitierte sie etwa den Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen oder dem Atomdeal mit dem Iran.

Pence hingegen bemühte sich, den Patriotismus und das kapitalistische Credo gerade des suburbanen Mittelstandes zu beschwören. Die Versäumnisse im Kampf gegen Covid-19 winkte er mit dem Versprechen auf einen baldigen Impfstoff ab. Sein Augenmerk galt vielmehr dem Schüren der amerikanischen Angst um grundrechtliche Freiheiten, die er unter einer als totalitär beschimpften Biden-Regierung gefährdet sieht.

Kamala Harris bot ihm dabei unnötige Angriffsfläche, als sie unter anderem versprach, die Steuersenkungen aus dem Jahr 2017 rückgängig zu machen und ein billionenschweres Klimapaket verabschieden zu wollen. Pence warnte etwa, dass Joe Biden das umstrittene Fracking beenden könnte, das die republikanische Wählerschaft in Swing States wie Pennsylvania als zum Teil wichtige Einnahmequelle betrachtet. Zudem sah er in Harris’ Bekenntnis zu den in Paris verabschiedeten Klimazielen eine Bedrohung für die amerikanische Wirtschaft.

Die demokratische Vizekandidatin Kamala Harris
Die demokratische Vizekandidatin Kamala Harris Foto: AFP/Getty Images/Alex Wong

Multilateralismus gegen „America First“

Vor dem Hintergrund des schärferen Tons gegenüber China ist auch das jeweilige Rollenverständnis der USA auf internationaler Ebene bezeichnend. Als verloren nannte Harris den Handelskrieg und sie bekannte sich offen zum Multilateralismus, den Trump seit Amtsantritt verwarf.

Ihr Gegenüber versäumte es seinerseits nicht, die protektionistische Haltung Trumps mit jener Bidens zu kontrastieren, der vor der chinesischen Staatsführung Bücklinge mache. Die vermeintliche Handlungsbereitschaft des amtierenden Präsidenten habe den amerikanischen Stellenmarkt geschützt und, in militärischer Hinsicht, die Nation vor geplanten Angriffen eines Qasem Soleimanis und der IS-Terrormiliz bewahrt. Als sehr geschmackloser Übergang verwies Pence dann auf die Eltern der ermordeten Menschenrechtsaktivistin Kayla Mueller, die der Debatte an der University of Utah beiwohnten: Donald Trump hätte die 26-Jährige von den Islamisten mithilfe seiner Führungsqualitäten befreien können. Biden und Obama ließen sie sterben.

US-Vizepräsident Mike Pence
US-Vizepräsident Mike Pence Foto: AFP/Getty Images/Alex Wong

Trotz aller Konvention deckte die Debatte ein weites Spektrum an Themen ab, das beiden Kandidaten zu politischem und persönlichem Profil verhalf. Gerade für Kamala Harris war es wichtig, an ihren Erfolg auf dem Demokratischen Nationalkongress anknüpfen zu können. Dies gelang ihr meistens, nicht immer. Angreifbar blieb sie auch nach Pences Frage, ob die Demokraten die Zahl der tätigen Richter am Obersten Gerichtshof zu erweitern planten.

Unmittelbar wichtiger allerdings schien, was sich als die Gretchenfrage des aktuellen Wahlkampfes herausschält. Wird Trump eine etwaige Niederlage akzeptieren? Bisher gab es weder vom Präsidenten noch aus seinem Umkreis eine klare Antwort. Eine solche blieb auch Mike Pence dem amerikanischen Wähler am Ende der 90-minütigen Redezeit schuldig.