Open Airs sind für Opernsänger Bryn Terfel „immer eine wundervolle Erfahrung“

Open Airs sind für Opernsänger Bryn Terfel „immer eine wundervolle Erfahrung“

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Der Opernsänger Sir Bryn Terfel tritt am Samstag (6.7.) auf der „Kinnekswiss“ auf. Dabei erhält der „Prince of Wales der Opernbühne“ Unterstützung der Sopranistin Lauren Fagan. Für die musikalische Umrahmung sorgt das Orchestre philharmonique du Luxembourg. Das Tageblatt hat sichmit dem Opernsänger unterhalten.

Von Alain Steffen

Tageblatt: Als wir uns das letzte Mal zu einem Gespräch trafen, waren Sie gerade mit Ihrem „Bad Boys“-Programm auf Tour. Was kann sich das Publikum bei Ihrem heutigen Konzert erwarten?
Sir Bryn Terfel: Bei einem Open-Air-Konzert, wie hier in Luxemburg, muss man natürlich ein sehr abwechslungsreiches und vor allem unterhaltsames Programm anbieten. Solche Konzerte sind einfach Spaß, sollen den Leuten Freude machen. Ja, es ist eine Show und daran ist auch nichts Schlechtes. Wir haben unter anderem Arien von Gounod und Puccini, Mascagni, Verdi und Wagner im Programm, aber auch Gershwin und etwas Musical. Und hier in Luxemburg tritt die junge talentierte Sopranistin Laura Fagen zusammen mit mir auf, die man bald auf den großen Bühnen der Welt hören wird. Mit ihr singe ich ein Duett aus Donizettis Oper „L’elisir d’amore“. Also, packt Eure Picknick-Körbe und einen guten Wein ein, es wird sicher ein sehr unterhaltsamer Abend werden.

Glauben Sie, dass man mit solchen Open-Air-Konzerten ein neues Publikum gewinnen kann?
Davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Ich habe Open-Air-Konzerte im Central Park in New York vor über hunderttausend Zuschauern gesungen, oder in Berlin auf der Waldbühne, da erreicht man sehr viele Menschen, von denen viele noch nie in einem Opernhaus waren. Vor Jahren hatte ich ein Festival in Wales, wo ich José Carreras, Rolando Villazon, Andrea Bocelli und Renée Fleming eingeladen habe. Wann hat man schon in Wales die Gelegenheit, solche Größen der Opernbühne zu erleben. Aber alleine die Tatsache, dass die Menschen zu einem Event kommen, wo Verdi, Mozart, Puccini und Wagner gesungen werden, zeigt doch auch die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen.

Sie singen heute Abend natürlich mit Mikrofon. Müssen Sie sich da als Sänger anders vorbereiten?
Nein, eigentlich nicht. Die Mikrofon- und Verstärkertechnik ist heute so gut, dass man sich als Sänger darüber keine Gedanken zu machen braucht. Die Stücke, die ich singe, gehören zu meinem Repertoire, ich kenne sie in- und auswendig und das ist wichtig.

Denn trotz des Unterhaltungscharakters soll man solche Konzerte nicht unterschätzen und wirklich nur die Arien singen, die man kennt und auch hundertprozentig beherrscht. Open-Air-Konzerte sind immer eine wundervolle Erfahrung.

Werden wir walisische Lieder wie etwa von Meirion Williams zu hören bekommen?
Heute leider nicht. Aber walisische Lieder sind sehr oft Bestandteil meiner Programme. Allerdings kommen sie in einem Konzertsaal besser zur Geltung als open air, denn die Begleitung ist ja meist auf ein Klavier oder eine Harfe reduziert.

1990 begannen Sie Ihre internationale Karriere mit Mozart und haben sich kontinuierlich bis hin zu Wagners Wotan hochgearbeitet, der sicherlich einen Höhepunkt in der Karriere eines jeden Bass-Baritons darstellt. Wie werden die zukünftigen Rollen von Sir Bryn Terfel aussehen?
Gute Frage. Ich bin jetzt Anfang 50 und werde vielleicht noch zehn Jahre auf hohem Niveau singen können. Don Pasquale, Basilio in Rossinis Barbiere di Sevilla, Bartoks Blaubart, dies sind die Rollen, die in den nächsten Jahren auf mich zukommen. Ich denke, dass ich in Zukunft mehr Charakterrollen singen werde. Hinzu kommt ja auch, dass man als Sänger auf Jahre im Voraus gebucht wird und ich glaube nicht, dass ich Rollen wie Hans Sachs oder Wotan noch einmal singen werde. Denn jede Rolle hat ihre Zeit und wenn man seine Stimme nicht gefährden will, dann soll man dies berücksichtigen.

Bryn Terfel und die Bayreuther Festspiele. Ein Thema?
Hat nicht sollen sein. Es sind immer wieder Anfragen gekommen, aber ich war in dieser Zeit über viele Jahre hinweg bei den Salzburger Festspielen engagiert und war in Gérard Mortiers langfristigem Planning fest eingebunden. Und ich hatte das große Glück, dort mit Christoph von Dohnanyi, Claudio Abbado, Luc Bondy und Patrice Chereau zusammenzuarbeiten. In Salzburg habe ich zum Beispiel Leporello, Figaro, Jochanaan, Geisterbote und Falstaff gesungen. Nein, der Zug nach Bayreuth ist für mich endgültig abgefahren.

Sie haben vorhin die Zeit angesprochen, die man für das Erlernen einer Rolle aufbringen muss. Ist das denn mit dem heutigen Jetset vereinbar, der ja auch vor der Klassikszene nicht haltmacht.
Ich denke, es liegt in der Verantwortung des Sängers, seine Rollen sehr genau vorzubereiten. Und das bereits ganz am Anfang. Die Basis muss sitzen, ehe man auf die Bühne geht, sowohl stimmtechnisch wie psychologisch. Sicher, der Falstaff, den ich vor 20 Jahren gesungen habe, ist ein anderer als der, den ich heute singe. Man entwickelt sich weiter und wächst in die Rollen hinein. Natürlich muss ich als Interpret flexibel sein, denn ich arbeite mit sehr unterschiedlichen Dirigenten und Regisseuren zusammen. Und das ist sehr bereichernd. Aber egal wie, die Rolle die du singst, die musst du im Kern beherrschen. Alles, was danach kommt, ist Feinarbeit. Rollen lernt man ja auch nicht alleine, da gibt es viele Leute, wie beispielsweise Pianisten und Coaches, die einen mitformen. Nach und nach hat man dann als Sänger die Personen um sich herum, die einen kennen und die dich dann auf allen Ebenen beraten. Eine Rolle zu studieren, ist wirkliche Teamarbeit.

Eine letzte Frage: Sind Sie glücklich mit Ihrem musikalischen Werdegang?
Ob ich glücklich bin? Ja. Ja! Auf jeden Fall. Vielleicht, weil ich den gleichen vorsichtigen, überlegten und breitgefächerten Weg eingeschlagen habe, wie viele meiner verehrten Kollegen vor mir: José van Dam, Samuel Ramey, James Morris oder George London. Sie alle haben mit kleinen Rollen angefangen, sich vorsichtig und intelligent an die großen Partien gewagt, haben immer wieder Liederabende gesungen und sind regelmäßig im Konzert aufgetreten. Nur so kann man lange Freude an diesem wunderbaren Beruf haben.

Zahlen
6. Juli 2019 - 14.32

[gelöscht.] Bitte formulieren Sie Ihre Kritik an der Akustik des Veranstaltungsortes sachlich. - Ihre Redaktion