Nach 42 Jahren: Escher Wein- und Spirituosengeschäft „La cave Rommes“ schließt am 31. Dezember

Nach 42 Jahren: Escher Wein- und Spirituosengeschäft „La cave Rommes“ schließt am 31. Dezember

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wieder geht in Esch eine erfolgreiche Geschäftsgeschichte zu Ende. Am 31. Dezember schließt der Wein- und Spirituosenhandel „La cave Rommes“ seine Türen und die „Minettemetropole“ wird um ein traditionsreiches Haus ärmer sein.

Von Christiane Wagner 

Man kann es sich nur schwer vorstellen. Ab Januar wird es still um das stattliche Haus Nummer 54 in der Gartenstraße, das Besucher und Kunden mit seiner aufwändigen Hausteinfassade, den hohen Bogenfenstern und den die Eingangspforte flankierenden Blumenkübeln bezaubert. Nach 42 Jahren stellt der hier beheimatete Wein- und Spirituosenfachhandel seine Aktivitäten ein. Leicht falle es ihnen nicht, aufzuhören, verraten die Besitzer Odette und Albert Schmitt-Rommes, eine heimliche Träne im Auge. „Doch ich bin jetzt 77 Jahre alt, meine Frau ist 74“, sagt Letzterer. „Wir haben nie aufgehört, unser Geschäft mit der gleichen Leidenschaft wie am Anfang zu betreiben. Doch jetzt möchten wir ein neues Kapitel in unserem Leben aufschlagen“, fügt Odette Schmitt-Rommes hinzu.

Doch wie hat eigentlich alles angefangen? Odette und Albert Schmitt-Rommes sind um geschichtliche Details und Anekdoten nicht verlegen. Da ist zuerst einmal die Geschichte mit dem Namen. Der Vater der Besitzerin betrieb seit 1938 den Feinkostladen Rommes am Gemeindeplatz, den er im Laufe der Jahre immer mehr zum hochwertigen Weinhandel umbaute. Eine wertvolle Hilfe war ihm dabei der Verlobte seiner Tochter, Albert.
Dieser arbeitete morgens auf der Schmelz, ließ am Nachmittag und Abend die Ärmel hochgekrempelt und half mit großem Eifer im Geschäft. Hochwertige Weine erweckten sein besonderes Interesse und er entwickelte sich im Laufe der Jahre zum anerkannten Weinkenner. Bei Kunden und Lieferanten galt der Handel als Spitzenadresse. „Wir gehen zu Rommes“, heiß es immer wieder.

Qualität und Tradition

Als das Paar beschloss, den Wein- und Spirituosenhandel weiterzuführen und 1976 ein eigenes Geschäft ein paar Türen weiter eröffnete, behielten die Inhaber den bewährten Namen bei. „Meine Frau war für mich immer die tatkräftige Partnerin an meiner Seite. Sie erledigte den Papierkram, unterstützte mich kompetent im Verkauf und pflegte den ihr ganz eigenen Kontakt zu den Kunden“, sagt Albert Schmitt-Rommes stolz. „Ein großes Plus für uns.“

Was ist nun das Geheimnis des Erfolgs? Wie hat es dieses im Verhältnis doch überschaubare Geschäft bis zum Schluss gegen die große Konkurrenz der Supermärkte behaupten können?

„Sicher hat es etwas mit der persönlichen Beratung, doch auch mit der Zusammenstellung der Produktpalette zu tun. Wir spezialisierten uns auf hochwertige luxemburgische Weine von Privatwinzern und auf französische Sorten erlesener Güter. Wir haben nie Weine oder Spirituosen angeboten, die auch in Einkaufszentren zu finden waren. Für uns zählten Exklusivität und Selektivität. Natürlich gingen wir mit der Mode und nahmen italienische, spanische oder andere ausländische Weine in unser Angebot auf, stellten aber auch hier höchste Anforderungen“, erklärt Albert Schmitt-Rommes.

42 Jahre sachkundiger Service

In der Tat, während 42 Jahren machten neben sachkundigem Service edle und exklusive Wein- und Spirituosen das Renommee des Hauses aus. Alle vom Hausherrn selbst ausgewählt, oft zusammen mit den Kunden getestet, bevor sie ins Sortiment aufgenommen wurden.

Man merkt dem Kenner die Passion für seinen Beruf an. Er erzählt, wie fasziniert er von den „Hospices de Beaunes“ war, wie es ihn freute, sowohl an der Mosel als auch in Frankreich vorzügliche unbekannte Weine zu entdecken und als einziger Luxemburger Händler erstklassige Spirituosen zum exklusiven Verkauf angeboten zu bekommen.
Gerne erinnert er sich an eine Episode aus den Anfängen des Hypes um den „Beaujolais nouveau“. Damals lieferte Georges Duboeuf 23.000 Flaschen des begehrten Jungweins am späten Nachmittag des dritten Mittwochs im November in die Lagerhalle des „Jongenheem“ in Bartringen, von wo aus der Wein am Donnerstag, pünktlich zum Start, an alle Kunden im ganzen Land geliefert wurde. Eine durchaus bemerkenswerte logistische Leistung zur damaligen Zeit. „Ecoutez comme ça chante“, hatte einmal in einem Weinkeller ein Winzer gesagt. „Diese Worte fassen meine Leidenschaft wunderbar in Worte“, sagt der künftige Pensionär.

Eine Ära geht zu Ende

„Es wird schon komisch sein, nicht mehr jeden Morgen ins Geschäft zu gehen. 42 Jahre sind eben ein langer Tag“, bilanziert Odette Schmitt-Rommes. „Wichtig ist uns, nun noch unsere langjährigen Angestellten gut unterzubringen. Fabrice war 26 Jahre bei uns, Houcine 15. Unsere Begeisterung hat sie schon früh angesteckt. Es war eine Freude, sie auszubilden und zu sehen, was sie selber alles unternahmen, um die Besten in ihrem Fach zu werden. Es ist uns leider nicht möglich, das Geschäft an sie weiterzugeben. Auch unsere Kinder haben unterschiedliche Lebenswege einschlagen. Die Schließung ist also schon sehr definitiv.“

Es sei eine schöne Zeit gewesen. Manchmal auch eine harte, wenn ihr Engagement im Geschäftsverband von offizieller Seite nicht gewürdigt wurde und wenn ihre Vorschläge zur Verbesserung der Einkaufsqualität in Esch auf taube Ohren stießen. Doch besonders den Umgang mit den Kunden werde sie in bester Erinnerung behalten. Gerührt seien sie und ihr Mann von den Hunderten Karten und E-Mails, die sie erhalten haben. Allerseits werde tiefes Bedauern und reichlich Lob ausgedrückt.

Konkrete Pläne für die Rente hat das Ehepaar nicht. „Wir lassen es ruhig angehen. Bis jetzt war unser Beruf unsere Leidenschaft und hat unsere gesamte Zeit in Anspruch genommen. Doch wir sind zuversichtlich, auch die kommende Zeit genießen zu können. Wenn wir uns dann in der Pension eingerichtet haben, steht möglicherweise eine ‚Tour de France‘ an. Wir wollen alle unsere französischen Lieferanten besuchen, ihnen für die freundschaftliche Zusammenarbeit danken und uns gebührend von ihnen verabschieden.“