Mobil-Lux-KonferenzMit der Tram durch Rabat und Casablanca

Mobil-Lux-Konferenz / Mit der Tram durch Rabat und Casablanca
Die Tram in Rabat Foto: imago images/Jean-Christophe Rio

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Eine Tram in Afrika hat Seltenheitswert, auch im Maghreb. Vor gut zehn Jahren katapultierte sich Marokko auf die Karte der Länder, in denen eine Straßenbahn fährt. Loubna Boutaleb blickt auf die Einführung in der Hauptstadt Rabat zurück.    

Im Großraum Rabat leben rund zweieinhalb Millionen Menschen, mittelfristig steuert Marokkos Hauptstadt auf drei Millionen Einwohner zu. Im eigentlichen Stadtkern sind es 600.000, wobei die Zahl sich jeden Tag verdoppelt, wenn die Pendler zur Arbeit nach Rabat kommen. „2006 gelangten 66% der Menschen zu Fuß an ihr Ziel. Allerdings nicht, weil sie etwas für ihre Gesundheit tun wollten, sondern weil sie mussten, also keine andere Möglichkeit hatten“, erklärt Loubna Boutaleb.

Die Generaldirektorin der „Société du Tramway de Rabat Salé“ war eine der Gastrednerinnen am ersten Tag der Mobil-Lux-Konferenz und berichtete über eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie zuvor Minister François Bausch, der den Bau der Tram durch Luxemburg beleuchtet hatte. 2003 hatten die Marokkaner das Straßenbahnprojekt in Angriff genommen und stellen nun zwei von lediglich elf afrikanischen Städten, in denen eine Tram fährt. Denn im Sog des Baus der Straßenbahn in Rabat Salé fing auch Casablanca an, eine Tram zu planen. „Wir hatten das Problem des Wachstums und des täglichen Verkehrsinfarkts in Rabat. Gleichzeitig ging das Angebot im öffentlichen Transport runter. Der Personenverkehr wurde größtenteils privat angeboten“, erinnert sich Loubna Boutaleb. 

Im Mai 2011 wurde die Tram von Rabat Salé eingeweiht. Zwei Linien, 31 Stationen und insgesamt 27 km Strecke war die Trasse lang. Sie wird durch eine private Firma betrieben. „Heute wollen die Menschen einen Ausbau der Tram“, sagt Boutaleb, „deshalb ist es unser Ziel, vier Linien mit insgesamt 100 km Schienen zu bauen“. Die Passagierzahlen (33 Millionen im Jahr) bekräftigen sie in diesem Vorhaben. Finanziert wird der Straßenbahnbau im Land durch einen Staatsfonds. Der ist auf 25 Jahre ausgelegt und wird jährlich mit 200 Millionen Euro gefüttert. Zum Vergleich: Die Mitte März vorgestellte Erweiterung der Tram auf Kirchberg (2,3 km) schlägt mit 106 Millionen Euro, die 1,1 Kilometer in Hollerich mit 29 Millionen Euro zu Buche. Momentan ist die Trasse durch die Stadt rund zehn Kilometer lang und hat 17 Haltestellen. 

Auch in Marokko ist man auf den Geschmack der Straßenbahn gekommen. Sie alleine kann die Verkehrsprobleme in Rabat aber nicht lösen, wie Loubna Boutaleb abschließend betont: „Nach den positiven Erfahrungen mit der Tram geht es jetzt darum, sie in ein Gesamtkonzept für Mobilität einzubinden.“

 Generaldirektorin Loubna Boutaleb
 Generaldirektorin Loubna Boutaleb Foto: Editpress/Alain Rischard