„Esch Clinics“Menschen statt Autos am Viadukt: Architekturstudenten denken über die Zukunft von Esch nach 

„Esch Clinics“ / Menschen statt Autos am Viadukt: Architekturstudenten denken über die Zukunft von Esch nach 
Thema Viadukt: Die Architekturstudentinnen Simona Popova (l.) aus Bulgarien und Vivian Torres aus Costa Rica Foto: Editpress/Alain Rischard

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Wie kann man Esch lebenswerter machen und auf die Zukunft vorbereiten? Um diese Fragen zu beantworten, wurde Ende 2020 der Universitäts-Lehrstuhl zur Stadterneuerung Eschs wieder besetzt. Bei den „Esch Clinics“ am vergangenen Dienstag konnte erstmals die Arbeit von Prof. Markus Miessen und seinen Studenten begutachtet werden. Pandemiebedingt allerdings im kleinen Kreis. Ein Ortsbesuch.   

Simona Popova und Vivian Torres stehen in einem der hinteren Räume der „Konschthal“. Die ist momentan eine Baustelle und kein Kunsthaus. Nebenan wird gehämmert und gebohrt. Die neue Kulturinstitution putzt sich für den Auftakt von Esch2022 heraus. Simona und Vivian bringt das nicht aus dem Konzept. Sie sind Architektur-Studentinnen an der Universität Luxemburg und nehmen am zweijährigen Masterprogramm von Markus Miessen, Lehrstuhl für die Stadterneuerung Eschs, teil. Die Bulgarin und die Puerto-Ricanerin referieren vor rund 20 Zuhörern über das Viadukt gleich gegenüber der „Konschthal“. Thema: Wie kann dieser Ort mit Leben erfüllt werden? Titel ihrer Arbeit auf Englisch: „Under the elevated: Unifying a divided territory“.

Die Studentinnen beginnen mit einem kurzen Rückblick, erinnern an die Entwicklung Eschs, mit einem besonderen Augenmerk auf das Brill-Viertel. Das Viadukt, das bei den jüngeren Eschern selten mehr als ein Schulterzucken hervorruft, hat sie von Anfang an fasziniert. Unzählige Male seien sie durchs Viertel spaziert, erzählt Vivian. Also haben sie sich für die vom russischen Künstler Aleksander Kostantinov 2015 aufgehübschte Eisenbahnbrücke als Thema ihrer Semesterarbeit entschieden. Auch, weil die Schienen am Rande des zukünftigen Stadtviertels „Rout Lëns“ verlaufen, zuvor Esch-Schifflingen passieren und danach bis nach Belval führen. Da auf lange Sicht auch das Areal des „Crassier Terres Rouges“ urbanistisch erschlossen werden soll, arbeiteten sie ein Konzept aus, wie die Fläche unterhalb des Viadukts belebt und so die Trennung zwischen den Stadtvierteln aufgehoben werden kann.       

Platz für Menschen

Francelle Cane und Markus Miessen
Francelle Cane und Markus Miessen Foto: Editpress/Alain Rischard

Sie wollen öffentlichen Raum für die Menschen schaffen und sind sich einig, dass der im Escher Zentrum fehlt. Und schlimmer noch, dass der bestehende öffentliche Raum den Bedürfnissen einer ganzen Reihe von Menschen kaum entspricht. Als Beispiele nennen sie Jugendliche, Studenten, Behinderte und Frauen. Die Ursache sei in der Geschichte Eschs als Industriestadt zu suchen. Demnach wurde lange Zeit quasi exklusiv den Bedürfnissen der männlichen Arbeiterschaft Rechnung getragen. Jetzt, wo Esch rasant wachse, sollte sich auch der öffentliche Raum diversifizieren, schlussfolgern die beiden Studentinnen in ihrer Einleitung. Das würde dann die physikalische, aber auch die mentale Trennung der Stadt durch das Viadukt aufheben.   

Ein Spielplatz, ein kleiner Markt, eine Kulturinstallation, E-Bike-Stationen sowie viel Begrünung schweben Simona Popova und Vivian Torres vor. So soll unter dem Viadukt ein Ort entstehen, an dem die Menschen zusammenkommen, ein „place of assembly“, wie sie es in ihrer Präsentation auf Englisch nennen. Simona und Vivian sind im dritten von vier Semestern des Architekturstudiums an der uni.lu. Insgesamt 13 Studenten absolvieren den zweijährigen Studiengang bei Prof. Markus Miessen und seiner Doktorandin Francelle Cane. Sie alle nehmen an diesem Dienstag an der ersten Ausgabe der „Esch Clinics“ teil und stellen ihre Arbeit vor. Es geht um die Belebung von Esch, insbesondere des Brill-Viertels. Der Blick der Studenten aus dem Ausland ist dabei durchaus bereichernd.

„Eigentlich sollte die Bevölkerung an den „Esch Clinics“ teilnehmen, besonders die Menschen aus dem Viertel. Das war wegen der Pandemie allerdings nicht möglich“, erklärt Francelle Cane. Sie und Markus Miessen hoffen, dass die Escher bei der nächsten Auflage dabei sein können. Denn um die gehe es schlussendlich. Um den direkten Kontakt mit der Bevölkerung zu suchen, hat man ein Ladenlokal in der Brillstraße angemietet. Doch die Renovierung läuft schleppend. Wann genau man dort einziehen werde, stehe noch nicht fest, sagt Markus Miessen.         

„Activating Brillplatz“

Auf ein Feedback von außerhalb brauchen die Studenten trotz allem nicht zu verzichten. Denn im Publikum sitzen nicht nur Kommilitonen, sondern auch einige Gäste aus der Gesellschaft. Michel Grevis vom SNJ Hollenfels lobt den Vortrag von Simona Popova und Vivian Torres. Er erinnert an die Geschichte des Viadukts. Früher seien die Menschen stolz auf ihn gewesen, heute sei er eher eine „dunkle Pinkelecke“. Die Studentinnen sollten zudem bedenken, dass das Areal rund um den heutigen Bahnhof auf lange Sicht zum „Shared Space“ werde und das dann auch ein Konzept für das Viadukt beeinflusse. Außerdem seien, alle Vorträge des Tages zusammengenommen, bisher gefühlt um die 2.000 Parkplätze geopfert worden, witzelt er.    

Darüber lachen dann auch Vivian und Simona. Sie sind zufrieden mit ihrer Präsentation und überlassen die „Bühne“ den nächsten beiden Studenten. „Activating Brillplatz“ ist das nächste Thema. Christos Floros und Soroush Najarsaleh haben erkannt, dass der Großteil des Brillplatzes so konzipiert ist, dass er Zusammenkünfte von Menschen eher verhindert als fördert. Und haben Ideen entwickelt, wie das geändert werden kann. Im Mittelpunkt steht dabei der Sushi-Pavillon und eine offenere Rasenfläche …        

Trierweiler
28. Januar 2022 - 22.06

@Nomi "Kuckt Mol datt all Commerce an Esch een Lokatair huet amplaatz Parkplaatzen eweg ze rationalisei’eren !" D'Gemeng soll räiche Immobiliëbesëtzer Cliente sichen wëll se selwer dofir net amstand sinn? A soss keng Péng?

Gardner
28. Januar 2022 - 15.51

Die Parkplatzdiskussion wird noch weitaus interessanter durch die Betrachtung des zweiten Bildes, demzufolge die Zufahrt zur Tiefgarage unter dem Brillplatz zubetonniert werden soll damit sich vor dem Café Rex, dem Optiker Nilles und dem Casa stets ein Menschenauflauf bilden kann. Kann man nicht auch noch eine 3D-Projektion davon erstellen, wie die Rasenfläche nach einer Woche ihres Bestehens aussehen wird, unter besonderer Berücksichtigung der gegenwärtigen Verhaltensmuster der tagtäglichen Nutzer des Brillplatzes?

HeWhoCannotBeNamed
28. Januar 2022 - 9.34

Dies wird wohl eher zu einer weiteren Gentrifizierung der Stadt führen : Menschen mit wenig Einkommen werden abwandern weil kaum noch Parkplätze vorgesehen sind, zahlkräftige Menschen werden weiterhin horrende Summen für einen indoor Stellplatz zahlen. Eine Stadt die was auf sich hält braucht nun mal auch eine "dunkle Pinkelecke"...

ALTER NATIVER
27. Januar 2022 - 23.48

Ein wahres Glück, dass es zwei rührige Studentinnen , einer Bulgarin und einer Costaricanerin gelang sich in kurzen Zeit einig zu werden , dass es den Bedürfnissen einer ganzen Reihe von jugendlichen Studenten und behinderten Frauen im Zentrum von dem zur Europa Kulturhauptstadt erkorenen Esch an Lebensraum fehlt. Bäume und Blumenfelder auf die hunderte von Parkplätzen unter die Eisenbahnbrücke anzupflanzen ist sogar dem Escher Schuldheiß und seinen Schöffemannen bis jetzt noch nicht eingefallen. . Zwei weitere Studenten aus der weiten Ferne gekommen, sehen den Brillplatz sogar als offene Rasenfläche mit einem Sushi-Pavillon als Mittelpunkt ! Die Rasenfläche vor dem Theater könnte dann sogar über die Pierre Claudestrasse bis zum Ariston und über die obere Alzettestrasse bis zur Lavandier Kunsthalle vergrössert werden . Dass mit dieser Stadtbelebung wie gesagt hunderte wenn nicht tausende von Parkplätzen verschwinden werden , kann man unseren jungen Städteplaner nicht hochgenug anrechnen. Weiter so und Esch wird wieder zu neuem Leben erwachen und zum zuhause aller Kunstbanausen dieser Welt und der Milchstrasse werden, oder ?

Therese
27. Januar 2022 - 16.49

@Laird Glenmore Dir schwetzt mir aus der Séil!!! Genau sou as et. Mais dat as een Trend,dén a villen Stied hai am Land IN as. Ech mengen,den COVID huet bei verschiddene Top-Leit vun der Politik an Verwaltungen de Verstand ugegraff.

Laird Glenmore
27. Januar 2022 - 13.25

Esch kann man nur Lebenswerter machen indem man als erstes die Gemeindeverwaltung ( Bürgermeister & Schöffenrat ) erneuert, damit nicht unser Steuergeld weiterhin für Dummheiten ausgegeben wird, Heißluftballon, bunte Duplobänke und diesen dämlichen Elektrobus der ja angeblich einen Fahrer braucht aber immer mit einem besetzt ist der natürlich auch Gehalt bekommt. Weiterhin sollte man Alte Häuser nicht einfach abreißen und durch Fensterlos Betonklötze ersetzen das macht das Stadtbild auch kaputt, aber was will man anderes erwarten von unserer hirnlosen Gemeindeverwaltung.

Nomi
27. Januar 2022 - 13.07

Kuckt Mol datt all Commerce an Esch een Lokatair huet amplaatz Parkplaatzen eweg ze rationalisei'eren !