UmweltMeister Reineke wieder einmal im Visier der Kritik: Gibt es zu viele Füchse in Luxemburg?

Umwelt / Meister Reineke wieder einmal im Visier der Kritik: Gibt es zu viele Füchse in Luxemburg?
Ein Fuchs in der Pflegestation für Wildtiere in Düdelingen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Vorige Woche mussten die Rettungsdienste aus gleich zwei Ortschaften ausrücken, um in Huldingen drei Füchse aus der Not zu helfen. Der Aufwand sei zu groß, sagen Kritiker, außerdem gebe es zu viele Füchse. Das sieht die Naturverwaltung allerdings anders. Anzeichen auf ansteigende Bestände gebe es keine.

Auf dem Hof der Familie Siebenaller in Huldingen war am Mittwoch voriger Woche (8.6.) etwas mehr los als üblich. Drei Füchse, eine Mutter und zwei Jungtiere, hatten sich in eine Absperrung um einen künstlichen Gülleteich verlaufen und fanden nicht mehr heraus. Die Feuerwehr aus Ulflingen wurde gerufen, um sie retten. Da diese aber nicht das nötige Material dabeihatte, um die Tiere aus ihrer misslichen Lage zu befreien, wurden die Kollegen aus Clerf hinzugerufen. Am Ende seien ein halbes Dutzend Feuerwehrleute auf ihrem Hof im Einsatz gewesen, erzählt Kim Siebenaller.

Die Räude

Seit etwa anderthalb Jahren grassiert eine Räudewelle in Europa. Die Räude ist eine parasitäre Hauterkrankung, die sehr ansteckend ist und bei betroffenen Tieren unter anderem zu starkem Juckreiz führt, eventuell auch zum Tod.

Auch Hunde können von der Krankheit betroffen sein. „Falls sich ein Hund ansteckt, bekommt er Medikamente und wird mit einem Anti-Floh-Shampoo behandelt. Bei Füchsen ist das natürlich schwierig“, erklärt Marianne Jacobs von der Naturverwaltung. Köder mit Medikamenten würden bei Räude nicht ausgelegt. Erstens würden lange nicht alle Füchse daran sterben und zweitens wäre der Aufwand zu groß.

In der Regel werde das nur bei gefährlicheren Krankheiten wie der Tollwut gemacht oder wenn die wirtschaftlichen Folgen bei einer Massenausbreitung zu groß wären, wie z.B. bei der Schweinepest.

Genutzt hat die ganze Aktion letzten Endes nicht viel: Einer der kleinen Füchse ertrank in der Gülle und die Mutter wurde vor Ort getötet, da sie offensichtlich stark an Räude (siehe Infobox) erkrankt war. Der dritte Fuchs wurde in die Pflegestation für Wildtiere nach Düdelingen gebracht, erzählt Frederik Daniels, ein deutscher Jäger, der ebenfalls vor Ort war, und sich über die Aktion wunderte: „Welch ein Aufwand“, sagt er. In Deutschland, wo es kein Jagdverbot auf Füchse gebe, hätte er die offensichtlich kranken Tiere einfach erlösen können. In Luxemburg dürfe man ohne Erlaubnis des Försters aber keinen Fuchs erschießen, die er für die erkrankte Füchsin von der zuständigen Försterin auch erhalten habe. Was den nach Düdelingen gebrachten Fuchs angehe, sei es doch unwahrscheinlich, dass dieser sich nicht bei seiner Mutter angesteckt habe.

Das hat sich allem Anschein aber nicht bewahrheitet. Wie uns aus Düdelingen gesagt wurde, gehe es dem kleinen Fuchs gut. Er habe auch keine Verletzungen, er sei eben nur extrem schmutzig gewesen. Man habe ihn ein paar Mal gewaschen und jetzt befinde er sich zusammen mit anderen Füchsen in einem Gehege und warte auf seine Auswilderung, schreibt Jill Gaasch, die Direktorin der Pflegestation, auf Nachfrage hin. Ganz allgemein sei das Ziel der Station, wilde Tiere – ob verwaist oder verletzt – gesundzupflegen und wieder freizulassen.

Dass ein Jäger ein krankes Tier nicht töten dürfe, stimme so nicht, sagt Marianne Jacobs, Forstingenieurin bei der Naturverwaltung. „Wenn ein Tier ganz offensichtlich krank ist, hat der Jäger sogar die Pflicht, es zu erlösen. Er muss den Vorfall dann aber im Nachhinein bei uns melden“, erklärt sie dem Tageblatt auf Nachfrage hin. Es gebe auch keine Anzeichen dafür, dass sich Jäger nicht daran hielten, dass also Tiere geschossen würden, ohne es nachher zu melden.

Kein Schadensersatz

Füchse auf ihrem Hof seien keine Seltenheit, sagt Kim Siebenaller, doch leider käme niemand für den von ihnen angerichteten Schaden auf. Im vorliegenden Fall hatten sich die Füchse in eine spezielle Plane, mit dem der Gülleteich abgedeckt ist, verbissen: „Die ist nicht billig“, sagt die Bäuerin. Auch Jäger Daniels kann ein Lied über Fuchsschäden singen: „Erst kürzlich hat mir einer mehrere Hühner gestohlen.“

Dass der von Füchsen angerichtete Schaden nicht vom Staat bezahlt wird, habe einen rechtlichen Grund, erklärt Dr. Laurent Schley, Biologe und stellvertretender Direktor der Naturverwaltung. Laut Jagdgesetz gilt der Fuchs als Wild, auf das die Jagd eben nun eingestellt ist, im Gegensatz z.B. zum Wolf, der eine geschützte Art ist. Und für Schäden, die von geschützten Tieren verursacht werden, erhält man eine finanzielle Entschädigung.

Für Interessierte gibt es bei der Naturverwaltung eine Broschüre über Füchse
Für Interessierte gibt es bei der Naturverwaltung eine Broschüre über Füchse Foto: Administration de la nature et des forêts

Zu viele Füchse?

Der Jäger und die Bäuerin sind der Meinung, dass in den letzten Jahren besonders viele Füchse unterwegs sind. Daniels sieht die steigenden Fuchszahlen als Folge einerseits des 2015 beschlossenen Fuchsjagdverbots und andererseits des Fehlens eines natürlichen Feindes wie der Tollwut.

Dass es zu viele Füchse gebe, kann Laurent Schley nicht bestätigen. „Wir haben keine Daten über die Fuchsbestände, da weder vor noch nach der Einführung des Jagdverbots welche erhoben wurden. Und auch die Jäger verfügen über keine solchen Daten. Man kann also keine Aussagen zu den Fuchszahlen machen.“ Es gebe keine Hinweise auf ansteigende Bestände. Dass manchmal Probleme mit Wildtieren auftreten, sei normal und gab es schon immer: „Wir leben ja nicht in einem sterilen Umfeld.“

In der Düdelinger Pflegestation seien dieses Jahr bereits 50 Füchse aufgenommen worden, voriges Jahr seien es sogar 129 gewesen. „Das waren aber schon sehr viele“, so Jill Gaasch.

Auch mit der Aussage, dass die Füchse keine natürlichen Feinde hätten, ist Laurent Schley nicht einverstanden. „Uhus z.B. können sehr wohl Jungfüchse erbeuten.“ Oft wird ein anderer Feind vergessen: der Mensch. „Jedes Jahr werden doch ziemlich viele Füchse auf unserem sehr dichten Straßennetz überfahren.“

Menschen, die Füchsen begegnen, rät er, sie nicht anzufassen. Er erinnert daran, dass es auch verboten ist, Füchse, wie übrigens alle Wildarten, die im Jagdgesetz aufgelistet sind, zu füttern.

Für Interessierte gibt es bei der Naturverwaltung die Broschüre „Füchse in Luxemburg“, mit vielen Informationen über diese spannende Tierart. Man kann sie gratis unter der Nummer 247-56652 bestellen oder bei www.emwelt.lu herunterladen.

Péip
17. Juni 2022 - 17.49

Es gibt nicht zu viele Füchse in Luxemburg. Es gibt nur zu viele falsch informierte und voreingenommene Bewohner.

Rosie
16. Juni 2022 - 9.14

Die heilige Michèle im Wort, die letzte Scharfmacherin und Frau fürs Grobe, hetzt seit Wochen wieder gegen die Regierung weil sie Füchse schießen will.

lupus-canis
16. Juni 2022 - 7.59

zënter dat dë Mënsch mengt, dat hien sëch an Alles misst amëschen, an de normale Wärdegang vun onser Ëmwelt manipuléiere wëll, fiir dat ët an déi künstlëch Welt passt .. geet Alles d'Baach eran wéi wär ët dach emol mat nodenken wat am Fong äis Natur ass, a Plaaz nëemen d'Geld an Muecht ze gesin ..

Leila
15. Juni 2022 - 17.55

Es gibt nicht zu viele Füchse, es gibt nur zu viele Jagdwillige...

JJ
15. Juni 2022 - 16.43

Ja. Die meisten arbeiten in Bankwesen und Politik.