PodcastLost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen

Podcast / Lost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen
„Lost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen“ schließt Wissenslücken in Sachen Frauengeschichte Foto: Radio Bremen für Cosmo/Hannah Bräuer, Patrick Schulze

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Eine Hörempfehlung zum Wochenende: In dem Podcast „Lost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen“ erzählt die Schauspielerin Milena Straub die bewegten Geschichten vergessener Heldinnen nach.

Zu den mächtigsten Pirat*innen zählte eine Frau, zu den ersten Schriftsteller*innen der Welt ebenfalls. Wussten Sie nicht? Vor allem dann lohnt es sich, in den Podcast „Lost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen“ von Cosmo reinzuhören, denn dort stehen Frauen im Mittelpunkt, die die Welt veränderten – ohne jedoch Geschichte zu schreiben.

In der neuesten Folge des Podcasts geht es beispielsweise um Francisca „Chiquinha“ Gonzaga (1847-1935): Sie gilt als erste Dirigentin und als eine der wichtigsten Komponist*innen Brasiliens. Gonzaga wurde die Rebellion gegen gesellschaftliche Normen in die Wiege gelegt: Ihre Mutter war die verarmte Tochter europäisch-indigener Eltern, ihr Vater ein wohlhabender weißer Marschall. Trotz familiären Widerstands väterlicherseits heiratete das Paar und Gonzaga genoss eine gute Bildung. Dies bewahrte sie jedoch nicht vor einer arrangierten Ehe: Mit 16 zwang ihr Vater sie, einen Mann zu heiraten, den sie ausdrücklich ablehnte.

In „Lost Sheroes“ erfahren die Zuhörer*innen, wie sich die Komponistin aus den Klauen ihres gewalttätigen Ehemanns befreite und sowohl in Brasilien als auch in Europa Ruhm erlangte. Sie engagierte sich in mehreren Bewegungen, etwa gegen das Sklaventum und für die Frauenrechte. Auch auf ihre letzte Liebesbeziehung nimmt der Podcast Bezug: Gonzaga verliebte sich nämlich mit Anfang 50 in den 16-jährigen Musiker João Batista Fernandes Lage und adoptierte ihn kurzerhand, um ihre romantische Beziehung zu verheimlichen. 

Held*innen aus aller Welt

Lässt sich über diesen Aspekt von Gonzagas Leben durchaus diskutieren, ist ihre Sichtbarmachung wichtig, denn Komponistinnen und ihre Stücke sind in der Klassik weltweit unterrepräsentiert. Das belegt unter anderem eine Studie der britischen Donne – Women in Music Foundation („Eqaulity & Diversity in Global Repertoire“): Dort heißt es beispielsweise, dass in der Saison 2021/2022 in 31 Ländern 92 Prozent der gespielten Stücke vorwiegend von weißen und längst verstorbenen Männern geschrieben wurden. In der Saison war Ludwig van Beethoven der meistgespielte Komponist (971-mal) – bei den Komponistinnen war es die Afroamerikanerin Florence Price, deren Stücke allerdings nur 61-mal programmiert wurden. Und auch in der luxemburgischen Klassik sind Frauen fast unsichtbar: Eine Studie des „CID Fraen an Gender“, in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Liser („Analyse de la programmation culturelle 2022-2023 dans une perspective sensible au genre au Luxembourg“), belegt: In der Saison 2022/2023 waren 81 Prozent der repräsentierten Künstler*innen Männer. 

Hinter dem Podcast steckt unter anderem die Schauspielerin Milena Straube: Sie übernimmt die Recherche und erzählt den Lebensweg der Frauen nach. Unterstützung erhält sie dabei von Expert*innen zu den jeweiligen Themen, oft handelt es sich dabei um Historiker*innen. Trocken oder zu anspruchsvoll sind die Episoden aber nicht – dafür sorgen der humorvolle Ton, die meist kurze Dauer (zwischen zehn Minuten und einer Stunde) und die musikalische Untermalung.

Ein weiterer Pluspunkt: Das Team bemüht sich um kulturelle Vielfalt, statt nur auf westliche Kulturschaffende einzugehen. Außerdem können Zuhörer*innen ihre Vorschläge via E-Mail an cosmo.podcast@radiobremen.de einreichen, sich per Sprachnachricht bei WhatsApp, Telegram oder Signal (Nummer: 0172 5678566) melden oder die Redaktion über die Cosmo-App kontaktieren. Kritik gibt es keine? Doch – die neue Staffel lässt auf sich warten!

„Lost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen“, auf gängigen Streaming-Plattformen und in der WDR-Mediathek.