„Keine One-Man-Show“: So viel Aufwand steckt hinter der Organisation des Blues Express

„Keine One-Man-Show“: So viel Aufwand steckt hinter der Organisation des Blues Express

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Am 13.7. findet zum 16. Mal das Festival „Blues Express“ in Lasauvage und im Fond-de-Gras statt. Wie jedes Jahr steckt ein enormer Aufwand hinter dem Ereignis, das heimische sowie internationale Musiker und Besucher anzieht. Das Tageblatt hat im Vorfeld mit Daniel Da Cunha vom Differdinger Kulturbüro über die Vorbereitungen gesprochen.

Von Luc van den Bossche

Ein ruhiger Donnerstagmorgen in Differdingen. Der bedeckte Himmel und der leichte Regen verstärken noch den Eindruck eines verschlafenen Vormittags. Im Kulturbüro der Gemeinde ist man jedoch schon eifrig am Werk. Denn schon am morgigen Samstag werden die Musiker und Besucher eintreffen. Rund elf Bühnen, auf die beiden Standorte Lasauvage und Fond-de-Gras verteilt, werden für 41 Acts und 43 Konzerte hergerichtet.

Mit zwischen 15.000 und 20.000 Besuchern rechne man dieses Jahr, so Da Cunha. Er ist jetzt zum fünften Mal an der Organisation des Festivals beteiligt und kümmert sich vorrangig um das musikalische Programm.

Alle Gemeindedienste packen mit an

„Zwischen 100 und 150 Angaben werden pro Act gebraucht, damit alles gut abläuft“, verrät er. Und dabei ist er bei Weitem nicht der Einzige, der am Festival mitwirkt. Rund zehn Leute zählt allein das Kulturbüro. Hinzu kommen neben den verschiedenen Gemeindestellen wie dem „Service technique“ noch diverse Vereine, Rettungssanitäter, Partner, Sponsoren und viele mehr.

„All Servicer vun der Gemeng si bedeelegt. Et ass ee gemeinschaftlechen Effort.“ Die Rolle des Kulturbüros sei dabei vor allem, das Ganze zu koordinieren. Auch die Firmen, die sich beispielsweise um die Bühnen und die Akustik kümmern, seien selbstverständlich wichtig. „Wir sind froh, mit Vertrauenspartnern arbeiten zu können.“ Einer dieser „Vertrauenspartner“ ist das deutsche Unternehmen Pro Musik. Die würden sehr „carré“ und „comme il faut“ arbeiten, und entsprechen damit perfekt den Anforderungen des „Blues Express“, erklärt Da Cunha. Denn die würden oftmals in letzter Minute wechseln. „Wir können vieles im Voraus planen. Aber eine Woche vor dem Festival ist dann ‚Damage control‘ angesagt. Dann müssen wir vor Ort arbeiten und uns anpassen.“

„Auch im Blues gibt es Diven“

Besonders der Umgang mit den ausländischen Headlinern ist nicht immer einfach. „Auch im Blues gibt es Diven“, erzählt Daniel Da Cunha. Von Künstlern, die dreimal das Hotel gewechselt haben, bis sie zufrieden waren, zum Beispiel. Und auch das Setting gefällt nicht jedem: „Ça passe ou ça casse.“ Aber wenn es gefällt, dann richtig. Vor allem die Bühne in der „Hall des trains“ hat es einigen Künstlern in der Vergangenheit richtig angetan.

„Der Empfang ist mit das Wichtigste“, erklärt Da Cunha, während er durch den Backstage-Bereich führt. Zum ersten Mal haben die Veranstalter dafür vollklimatisierte Container gemietet. „Früher haben wir Zelte benutzt, aber Bands aus Übersee wollen oftmals Komfort.“ Wie wichtig der erste Eindruck sein kann, zeigt das Beispiel „Nova Arcada Braga Blues“. Das Festival in der portugiesischen Stadt Braga, das dieses Jahr in die dritte Runde geht, wurde von Musikern gegründet, die beim „Blues Express“ gespielt hatten und begeistert waren.

Und auch Besucher aus dem Ausland seien immer wieder überrascht und beeindruckt vom Festival. Vor allem die Tatsache, dass der Eintritt kostenlos ist, verwundert immer wieder. „Ein paar Besucher aus München meinten, dass so eine Veranstaltung bei ihnen nicht möglich wäre“, erzählt Da Cunha. Ein Novum ist dieses Jahr auch, dass kein Plastik mehr an den Essens- und Getränkeständen benutzt wird und Wasserspender auf dem Gelände installiert werden. Auch ans Personal wurden Trinkflaschen anstelle der üblichen Plastikflaschen verteilt. „Mehr ist leider kurzfristig nicht möglich gewesen.“ In Zukunft wollen die Veranstalter aber immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit gehen.

Alles unter einen Hut bringen

Bei allem Erfolg im In- und Ausland stoße man aber langsam an seine Grenzen. „Beim Musikprogramm zum Beispiel ist mit unserem Budget nicht mehr viel drin. Wir sind auch nur ein kleines, aber engagiertes Team.“ Und diese letzte Woche vor dem Festival ist für Da Cunha dann auch eine Gelegenheit, den Leuten für ihre Arbeit zu danken. „Es ist stressig, aber ein respektvoller Umgang ist sehr wichtig. Und man sollte es ja auch nicht als selbstverständlich ansehen, dass die ganzen Leute so gute Arbeit leisten und unglaublich motiviert sind.“

Er selbst freut sich auch schon auf den Sonntag. Wenn alles vorbei ist und er sich wieder ein bisschen um seinen Garten kümmern kann. Allzu lang hat er dafür aber nicht: Erste Anfragen von Bands für nächstes Jahr warten nämlich schon am Montag im Büro auf Da Cunha. Frei nach der Devise „nach dem Festival ist vor dem Festival“.