KonjunkturInflation und Krieg haben noch keinen Einfluss auf den Luxemburger Arbeitsmarkt – Quote bleibt bei 4,7 Prozent

Konjunktur / Inflation und Krieg haben noch keinen Einfluss auf den Luxemburger Arbeitsmarkt – Quote bleibt bei 4,7 Prozent
 Symbolfoto: Editpress-Archiv/Alain Rischard

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Krieg, Inflation, Probleme mit den Lieferketten – und Corona gab’s ja auch noch. Alles Faktoren, die Volkswirtschaftlern derzeit den Schweiß auf die Stirn treiben könnten. Den Luxemburger Arbeitsmarkt lassen die Probleme zumindest bis jetzt aber unbeeindruckt. Laut den neuesten Zahlen der Adem verharrt die Arbeitslosenquote auf einem historisch niedrigen Wert. 

Die Zahl der bei der Adem registrieren ortsansässigen Arbeitslosen lag zum 31. Juli bei 14.259. Insgesamt waren gegenüber Juni damit 621 Menschen mehr arbeitslos gemeldet – die Arbeitslosenquote rührt das jedoch nicht. Sie lag saisonbereinigt laut Statec bei 4,7 Prozent – genauso wie im Vormonat. Besonders im Vergleich mit dem Vorjahr wird die derzeitige Gelassenheit sichtbar: Im Juni 2021 waren 2.548 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Der Rückgang im Jahresverlauf beträgt demnach 15,2 Prozent, wie die Luxemburger Arbeitsagentur in einer Pressemitteilung am Montagvormittag schreibt. 

Krieg und Inflation schlagen sich also offenbar noch nicht auf dem Arbeitsmarkt in Luxemburg durch. „Wenn man sich die Zahlen von Juli 2022 und Juli 2021 vergleicht, haben wir immer noch in einen starken Rückgang“, erklärt ein Sprecher der Adem am Montag gegenüber dem Tageblatt. Die Schwankungen, von denen die Agentur am Montag berichtet, würden eher aus anderen Effekten herrühren. „Wenn man die Zahlen mit dem Vormonat vergleicht, haben wir eine leichte Zunahme, die aber ganz und gar saisonal bedingt ist.“ Allerdings könnten sich der Krieg und seine Effekte im September oder Oktober stärker bemerkbar machen. 

 Grafik: Adem

Quotentiefststand seit März

Im Langzeitvergleich verharrt die Arbeitslosenquote auf niedrigem Niveau. Anfang 2020, also vor der Corona-Krise, lag sie bei 5,4 Prozent. Im April 2020, als die Krise dann voll durchschlug, schnellte sie auf 6,9 Prozent, im Mai und Juni 2020 erreichte sie schließlich sieben Prozent. Dann ging es wieder kontinuierlich hinab – bis für März schließlich ein historischer Tiefststand von 4,7 Prozent gemeldet wurde. Eine geringere Arbeitslosenquote war zuletzt vor mehr als einem Jahrzehnt errechnet worden: im Dezember 2008, mit 4,5 Prozent. „Seit vier Monaten liegt die Arbeitslosenquote bei 4,7 Prozent“, sagt der Adem-Sprecher. „So etwas hat es seit Jahren nicht mehr gegeben.“ Viel niedriger könne die Quote nicht fallen. „Weniger als fünf Prozent sind bereits ziemlich außergewöhnlich.“

2.251 Einwohner haben sich im Juli dieses Jahres bei der Adem neu angemeldet, 87 mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. 164 dieser Neuanmeldungen kommen von Personen mit vorübergehendem Schutz, also Flüchtlingen aus der Ukraine. Zum Vergleich: Im Vormonat waren das 168 Menschen. Wie der Adem-Sprecher gegenüber dem Tageblatt erklärt, hätte dieser Faktor aber keinen „großen Einfluss“ auf die Bilanz insgesamt. 

In allen Kategorien sei die Zahl der Arbeitssuchenden rückläufig, berichtet die Adem, bis auf jene der Arbeitssuchenden mit einer Meldedauer von weniger als vier Monaten. Ihre Zahl stieg um 6,9 Prozent. Die Zahl der Personen, die die volle Arbeitslosenhilfe beziehen, sank im Jahresvergleich um 14,6 Prozent, laut Adem sind das 1.207 Menschen weniger als im Vorjahresmonat. Die Zahl der Maßnahmenempfänger lag mit 4.221 Personen 4,9 Prozent unter dem Niveau von Juli 2021. 

 Grafik: Adem

IT-Fachleute nach wie vor gesucht

Auch der Stellenmarkt sieht im Vergleich zum Sommer 2021 besser aus: 3.965 offene Posten wurden der Adem von Arbeitgebern im Juli 2022 gemeldet, 13,9 Prozent mehr als im Juli 2021. Insgesamt sind 13.028 Stellen unbesetzt. „Der Anstieg im Jahresvergleich beträgt 34,1 Prozent“, schreibt die Adem. 

Am meisten gesucht wurden im Juli IT-Fachkräfte. Viele offene Stellen gab es aber auch in Buchhaltungen und bei Finanzdienstleistungen. Auch in der Gastronomie werden Arbeitnehmer gesucht. Insgesamt waren im Juli 500.725 Menschen in Luxemburg beschäftigt – ein Plus von 3,5 Prozent im Jahresvergleich. 287.547 dieser Arbeitnehmer sind Luxemburger Einwohner. 

Luxemburg folgt mit seinen Zahlen einem europaweiten Trend. Laut der Nachrichtenagentur dpa ist die Quote in der Eurozone in einem Rekordtief. Die neusten gebündelten Zahlen wurden Anfang August veröffentlicht und spiegeln die Situation im Juni wider: Wie im Mai lag die in der Währungsunion bei 6,6 Prozent. „Seit der Einführung des Euro an den Finanzmärkten im Jahr 1999 war die Quote niemals niedriger“, schreibt die dpa dazu. 

Ein Jahr zuvor hatte die Quote in der Eurozone noch bei 7,9 Prozent gelegen. In Luxemburg lag sie zu diesem Zeitpunkt bei 5,7 Prozent. „Seit dem Frühjahr 2021 ist die Arbeitslosigkeit in den 19 Ländern mit der gemeinsamen Währung tendenziell gesunken“, schreibt die dpa. EU-weit sei die Entwicklung ähnlich gewesen. Hier habe Eurostat für Juni 2020 eine Arbeitslosenquote von 6,0 Prozent gemeldet. 

Spanien hatte im Juni im Euroraum laut dpa die höchste Arbeitslosigkeit mit einer Quote von 12,6 Prozent. Laut der Eurostat-Methode lag sie in Deutschland mit 2,8 Prozent am niedrigsten.