LuxemburgIm Büromarkt bleibt die Leerstandsrate eine der niedrigsten in Europa

Luxemburg / Im Büromarkt bleibt die Leerstandsrate eine der niedrigsten in Europa
Lotfi Behlouli von JLL bei der Vorstellung der jüngsten Entwicklungen auf dem Luxemburger Büromarkt Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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2022 war ein Jahr des Übergangs, erklärten die Immobilienspezialisten von JLL am Mittwoch in einer Pressekonferenz über die Entwicklungen im Luxemburger Markt für Büroimmobilien. Zum ersten Mal seit ewig gab es einen Rückgang beim verfügbaren Volumen. Sorgen bereitet das jedoch keine. Dem Büromarkt geht es gut.

Insgesamt gab es in Luxemburg, zum Endes des Jahres 2022, eine verfügbare Bürofläche von 4,45 Millionen Quadratmetern. Das ist geringfügig weniger als im Vorjahr (4,47 Millionen Quadratmeter), so Lotfi Behlouli am Mittwoch vor Journalisten.

Dieser Rückgang sei aber kein Anzeichen einer Krise, so der Fachmann von JLL. Der Luxemburger Büromarkt entwickle sich gut und sei gesund. Die Leerstandsrate sei weiterhin eine der niedrigsten in Europa. Landesweit seien nur 3,5 Prozent der Büroflächen ungenutzt. Nach 3,6 Prozent im Vorjahr, und 3,8 Prozent in den Jahren zwischen 2021 und 2021. Europaweit liegt die Quote bei deutlich höheren 7,2 Prozent.

Für den kleinen Rückgang beim verfügbaren Volumen gebe es demnach auch eine gute Erklärung, so Lotfi Behlouli weiter. Eine Reihe alter Gebäude sei abgerissen worden, und diese Quadratmeter demnach nicht mehr verfügbar. Verschwinden soll die Fläche jedoch nicht: Die Immobilien sollen, unter Einhaltung der neuen Nachhaltigkeits-Standards, neu errichtet werden.

Angetrieben werde der Markt weiterhin vor allem durch die Entwicklung in und um die Landeshauptstadt, erklärt er weiter. Dort befindet sich auch die große Mehrheit der bestehenden Büroflächen. Die Zahlen würden jedoch zeigen, dass dem Wachstum in diesen Gegenden Grenzen gesetzt sind. Die Mieten seien hoch und die Mobilität schwierig.

Derweil entwickle sich auch Esch-Belval, mit einem Mix von Wohnungen, Geschäften und Büros, sehr gut, so Lotfi Behlouli. Auch um das Wachstum der Zukunft macht er sich keine Sorgen. Eher stagniert hat 2022 jedoch die Entwicklung in den Gewerbegebieten nahe den Grenzen, etwa auf Potaschbierg oder in Capellen.
Auch bei der Leerstandsrate gibt es regionale Unterschiede zu verzeichnen. So liege sie im Zentrum von Luxemburg-Stadt niedriger als im Landesdurchschnitt, und zwar bei 2,4 Prozent. In Belval beträgt sie 3,6 Prozent und in den Grenzregionen 8,3 Prozent.

Angetrieben von Luxemburg-Stadt

Was die allgemeine Entwicklung des Marktes von Büro-Immobilien angeht, so stimmt ihn auch die Tatsache, dass mehr als ein Drittel aller Bürogebäude bereits verkauft oder vermietet sind, ehe sie überhaupt fertig gebaut sind, optimistisch. „Das zeugt vom Vertrauen in die Zukunft und von der langfristigen Gesundheit des Marktes.“

Als Beispiel nennt er das Projekt „Stumper 2“ im Viertel Cloche d’Or, auf dem Gelände der ehemaligen Renault-Garage. Die Gebäude mit einer Gesamtfläche von 33.000 Quadratmetern sollen in fünf Jahren fertig werden. Einen Mietvertrag hat das Audit- und Beratungsunternehmen PwC, das zu den größten Arbeitgebern des Landes zählt, bereits unterzeichnet.

Als weiteres Beispiel erwähnt er das Projekt „The Edge“ in Howald. Bereits vor der Fertigstellung habe das Unternehmen Cardiff LuxVie, das bislang im Zentrum von Luxemburg-Stadt beheimatet war, einen Vertrag für die 6.302 Quadratmeter unterschrieben. Ein wichtiges Argument für den Umzug sei für das Unternehmen die gute Anbindung von Howald an das multimodale Verkehrsnetz, so Behlouli. Das sei wichtig für die Mitarbeiter.

Hervorheben tut der Immobilien-Fachmann derweil auch die Rolle des Staates (im weitesten Sinn) im Luxemburger Büromarkt. Dieser sei ein überaus wichtiger Akteur und stehe für rund ein Fünftel der neuen Bürobelegungen. In den letzten fünf Jahren habe der Staat 230.450 Quadratmeter neu übernommen, so der Büroimmobilien-Fachmann. „Das ist gewaltig.“

Optimismus für das Jahr 2023

Hintergrund sei der Wunsch der Regierung, die Verwaltungen nicht mehr alle nur im Zentrum von Luxemburg-Stadt konzentriert zu haben. Er sei auf der Suche nach neuen als nachhaltig zertifizierten Gebäuden und versuche durch bessere Mobilitäts-Anbindungen attraktiv für die Mitarbeiter zu sein. Insgesamt stand der Staat in den letzten fünf Jahren so im Quartier Gare anteilsmäßig für 38 Prozent der Neubesetzungen, rund um die Stadt Luxemburg für 26 Prozent und in Belval für etwa 10 Prozent.

Für die Zukunft und das nun angelaufene Jahr 2023 ist Lotfi Behlouli optimistisch. Da einige große Projekte, wie etwa das Skypark-Gebäude am Findel, fertig werden sollen, rechnet er mit einem kleinen Anstieg der Leerstandsrate, glaubt jedoch, dass die Mieten stabil bleiben werden. Die Nachfrage sei weiterhin stark, so seine Überlegung.

JLL (Jones Lang Lasalle) ist ein börsennotiertes Dienstleistungsunternehmen, das sich auf Immobilien- und Investmentmanagement spezialisiert hat. Mit Niederlassungen in über 80 Ländern und mehr als 102.000 Mitarbeitern weltweit erwirtschaftet es einen Jahresumsatz von 19,4 Milliarden Dollar. In Luxemburg beschäftigt die Unternehmensgruppe, laut eigenen Angaben, rund 100 Personen. Was die Geschäftsbereiche angeht, so stehen Büro- und Wohnimmobilien für je etwa die Hälfte der Tätigkeiten.

Romain
26. Januar 2023 - 6.35

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