Rhythmische SportgymnastikElena Smirnova sammelt weiter Erfahrung

Rhythmische Sportgymnastik / Elena Smirnova sammelt weiter Erfahrung
Sportliche Eleganz: Elena Smirnova bei ihrer Übung gestern mit dem Reifen Foto: AFP/Sergei Supinsky

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Am letzten Tag bei der EM in Kiew zeigte Elena Smirnova, dass sie seit den letzten kontinentalen Meisterschaften im Frühling 2019 weitere Fortschritte machen konnte. Dabei stellte sie einmal mehr unter Beweis, warum die Keulen ihr Lieblingsgerät sind.

Eine Steigerung von zehn Punkten im Vergleich zur EM 2019 in Baku: Elena Smirnova konnte gestern beim Mehrkampf der Seniors ihre Fortschritte deutlich unter Beweis stellen. Am Ende durfte sich die 19-Jährige bei der Europameisterschaft in Kiew über eine Wertung von 64,550 Punkten freuen, was Rang 22 unter 25 teilnehmenden Turnerinnen bedeutete. Trotz der Platzierung im hinteren Feld eine beachtliche Leistung der jungen Luxemburgerin, die erst im Alter von elf Jahren mit dieser zeitaufwendigen Sportart begann, was eigentlich schon viel zu spät ist. Mit ihrem Ehrgeiz hat es Smirnova in den vergangenen Jahren jedoch bis zu den großen internationalen Wettkämpfen geschafft und es dabei immer wieder fertiggebracht, neue Schwierigkeiten in ihre Übungen einzubauen. „Ich bin schon ganz zufrieden mit meinem Wettbewerb. Leider habe ich bei meinen Übungen mit dem Ball und dem Band das Gerät jeweils einmal fallen lassen. Das gibt halt am meisten Abzüge. Das Programm mit dem Reifen ist noch neu, da ist es ganz normal, dass es noch nicht ganz so perfekt lief“, gibt sich die 19-Jährige durchaus kritisch. Richtig „happy“ war sie jedoch mit der Übung mit ihrem Lieblingsgerät, den Keulen. Noch nie zuvor erhielt sie eine so hohe Wertung – 18,200 Punkte –, und das dann auch noch direkt bei einer EM. Ihre elegante Ausstrahlung, die sie in all ihren Übungen zeigt, dürfte die Kampfrichter dabei zusätzlich überzeugt haben.

Seit Dienstag verweilt die kleine luxemburgische Delegation, zu der neben Smirnova und ihrer Schwester Sophie Turpel, die im Wettkampf der Juniorinnen antrat, auch Mutter Vera gehört, die als Delegationschefin mitreiste, sowie Trainerin Larisa Abrosimova und Kampfrichterin Oksana Vichniakova. Dass sie fünf Tage auf den Tag ihres Wettkampfes warten musste, hatte für Elena Smirnova dabei positive wie auch negative Seiten, wie sie selbst betont: „Ich war schon sehr nervös. So lange warten zu müssen, war für mich schon mit einem gewissen Stress verbunden. Am Donnerstag und Freitag trat ja meine Schwester bei den Juniorinnen an. Das macht mich immer sehr nervös, mehr als bei meinem eigenen Wettkampf.“ Dabei absolvierte Sophie bei ihrem EM-Debüt einen souveränen Wettkampf und wirkte dabei überaus cool. Tipps hat sie von Elena, die bereits EM- und WM-Erfahrung sammeln konnte, jedoch keine bekommen: „Sophie ist auf diesem psychischen Level stärker als ich, sie war die ganze Woche ziemlich ruhig, wenig gestresst, die braucht da keine Tipps.“

Optimale Trainingsmöglichkeiten

Positiv für die 19-Jährige war jedoch die Tatsache, dass sie die ganze Woche über unter professionellen Bedingungen trainieren konnte. Denn durch die strengen Hygieneauflagen, die in der „Bubble“ in Kiew herrschten, hatte Elena fast stets einen Teppich für sich alleine, etwas, wovon man sonst eigentlich nur träumen kann: „In so einer Halle trainieren zu dürfen, die auch noch eine so hohe Decke hat, dass man das Gerät richtig hoch werfen kann, das kennt man aus Luxemburg nicht. Für mich war das ideal, denn ich trainiere eigentlich lieber, als dass ich Wettkämpfe bestreite.“

Zuschauer hat die Turnerin, die in Luxemburg bei der „Ecole de GRS“ trainiert, unterdessen nicht vermisst: „In der Halle saßen schon einige Leute in den Tribünen, die akkreditiert waren – so hat man nach jeder Übung schon etwas Applaus bekommen.“ Während eines Wettkampfes beachtet Smirnova die Zuschauer eh kaum, wie sie weiter erklärt, denn hier konzentriert sie sich eher auf die Kampfrichter. Wichtige Erfahrung hat sie dennoch gesammelt, denn auch wenn etwa Russland, das „Mutterland“ der Rhythmischen Sportgymnastik, aufgrund der Covid-19-Lage auf eine Teilnahme verzichtete, heißt das nicht, dass das Niveau schlecht war. „Diese EM war ja eher eine der Junioren, mit einem einzigen Wettkampftag der Seniors, bei dem auch nur der Mehrkampf stattfand. Von vorneherein waren nur die 24 Besten aus Europa qualifiziert, mit einigen kleinen Ausnahmen für kleine Länder wie etwa Luxemburg.“ Deshalb ist Smirnova über ihren 22. Platz dann auch keineswegs enttäuscht: „Mehr war hier sicherlich nicht drin.“

Am Donnerstag und Freitag trat ja meine Schwester bei den Juniorinnen an. Das macht mich immer sehr nervös, mehr als bei meinem eigenen Wettkampf.

Elena Smirnova

Mit einem weiteren Plus an Erfahrung wird die Schülerin einer Première somit heute nach Luxemburg zurückkehren, vor allem da die Vorbereitungsphase aufgrund der sanitären Lage dieses Mal viel komplizierter war als sonst. Die zwei Wochen vor der Abreise in die Ukraine verbrachte die 19-Jährige im Homeschooling und zeigt sich deshalb besonders froh, dass die Turnerinnen der Rhythmischen Sportgymnastik seit dem letzten Jahr das Sportlycée besuchen dürfen – etwas, das ihr sehr viel bringt: „Anders wäre alles bestimmt noch komplizierter gewesen.“ Als besonders schwierig beschreibt sie die Wochen vor der EM auch, da man nicht definitiv wusste, ob die Europameisterschaft wirklich stattfinden wird oder nicht: „Wir mussten uns in dieser Zeit ja voll auf die EM vorbereiten, das war mental nicht immer einfach.“

Wie ehrgeizig die junge Sportlerin ist, zeigt sich, als sie über die nächsten Monate spricht. Denn in den kommenden Wochen will Elena Smirnova nun versuchen, den Schwierigkeitsgrad ihrer Übungen weiter nach oben zu schrauben. Wettbewerbe finden vorerst nämlich weiterhin keine statt. Wie es im nächsten Frühling dann für die EM in Bulgarien aussieht, weiß sie noch nicht: „Gerne würde ich schon teilnehmen, doch in dieser Zeit finden ja auch die Abiturprüfungen statt.“