SchwedenDie Radikalisierung von Greta Thunberg

Schweden / Die Radikalisierung von Greta Thunberg
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg wird im niederländischen Den Haag von Polizisten abgeführt Foto: Ramon van Flymen/ANP/AFP

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Greta Thunberg und die von ihr gegründete Klima-Vereinigung „Fridays for Future“ (FFF) war lange in ihrem Heimatland Schweden ein Publikumsliebling. Doch dies ist mittlerweile vorbei.

Zurzeit kommen in den schwedischen Medien Aussteiger aus der Jugendbewegung zu Wort, die eine politische Radikalisierung beklagen. So Lydia Lifmark, die am Wochenende im öffentlich-rechtlichen Fernsehen „svt“ erklärte, die Bewegung würde nun vor allem aus „Linksextremisten“ bestehen, die zunehmend Feindbilder kreieren würden und meinten, „dass der Kapitalismus das Schlimmste ist, was es gibt“. FFF würde sich zu einer Sekte entwickeln, meinen andere Aussteiger, dem die Mitglieder widersprechen.

Die Vertreter der schwedischen Bewegung beharren weiterhin eine Jugendorganisation zu sein, die die Erwachsenen herausfordern müsste, da diese die Klimaveränderung nicht ernst nähmen. Auch wenn die meisten Mitglieder mittlerweile selbst über zwanzig Jahre alt sind.

Als 15-Jährige begann die Schülerin Greta Thunberg 2018 mit dem selbstgemalten Pappschild „Schulstreik für das Klima“ vor dem schwedischen Reichstag ihre Karriere als Klimaaktivistin und Mahnerin und wurde zum internationalen Medienstar, indem sie zu globalen Schulstreiks für das Klima aufrief.

Durch die Pandemie wurde die Protestbewegung jedoch eingeschränkt, es folgte die Invasion Russlands in die Ukraine und schließlich der Krieg zwischen Hamas und Israel. Seitdem hat sich der schwedische Flügel vom Rest der globalen Bewegung praktisch abgespalten. Thunberg tat sich mit einseitiger Kritik gegen Israel hervor, tritt nun im Palästinenserschal und mit politischen Parolen auf. Die Begründung: Klimaschutz sei Menschenschutz und ihre Bewegung setze sich eben für Unterdrückte ein.

Große Empörung im Königreich lösten Greta Thunberg und weitere Aktivisten Mitte März mit den mehrtägigen Versuchen aus, den Eingang zum Parlament in Stockholm zu blockieren, wobei sie in Richtung Polizei mit beiden Händen den Stinkefinger zeigte. Ein Bild, das in Schweden durch die Medien ging. Dies sahen viele Schweden als Angriff auf die Demokratie. Diese radikaleren Proteste seien „erst der Anfang“, meinte Thunberg. Auf die Klimabewegung werde ja nicht gehört. Es wird wohl immer weniger auf sie gehört.

Anhängerschaft schrumpft

„Dumm“ sei Thunberg, meinte jüngst der bekannte Journalist und Autor Axel Schulman und verlangte, dass sie ins Parlament zieht, um dort ihre Ziele umzusetzen. Sie habe nicht die „Hybris“, etwas von innen verändern zu wollen, darum werde sie keine Politikerin, sondern bleibe Aktivistin, so Thunberg kürzlich im Fernsehen.

Die Bilder haben sich jedenfalls gewandelt – wurde sie früher mit bekannten Politikern und anderen Prominenten abgelichtet, sieht man heute, wie die zierliche junge Frau von Polizisten weggeschleift wird, wie etwa vor einer Woche in Den Haag.

Dabei schrumpft ihre Anhängerschaft. Im Jahr 2021 interessierten sich noch 14 Prozent mehr junge Schwedinnen und Schweden für das Thema globale Erwärmung als heute. Zudem wenden sich derzeit mehr schwedische Jugendliche den rechten Schwedendemokraten zu. Diese sind Gegner der Klimabewegung, dominieren die sozialen Medien und könnten bei den Europawahlen mit ihrem EU-Skeptizismus stärkste Partei bei den Erstwählern werden.

Dennoch, nicht im Stil, sondern in der Sache hat „Fridays for Future“ immer noch 75 Prozent der schwedischen Bevölkerung hinter sich. So viele glauben, dass die Regierung weit mehr tun müsste, um die Klimaziele zu erreichen. Darunter sind vor allem die von FFF angefeindeten Erwachsenen.