NahostkonfliktDie Iran-Connection mit Partnern in Lateinamerika und Nordkorea

Nahostkonflikt / Die Iran-Connection mit Partnern in Lateinamerika und Nordkorea
Der Präsident des Iran, Ebrahim Raisi, hat sich seit Jahren um Kontakte zu Autokraten in Lateinamerika bemüht Foto: AFP

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Das Mullah-Regime hat über Jahre einen Unterstützerkreis mit Staaten auf der ganzen Welt aufgebaut. Darunter auch Autokraten in Lateinamerika und Nordkorea, auf die Teheran nun zählen kann.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ist schon wieder unterwegs. Am Dienstagmittag tritt sie noch mit dem jordanischen Außenminister Ayman Safadi in Berlin auf. Das Thema: Der Krieg in Gaza und der drohende Krieg zwischen Israel und Iran. Danach startet sie erneut nach Israel, ihre siebte Reise dorthin seit dem Terror der Hamas in Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres. Die Lage: „hochdramatisch“. Mit ihrem Amtskollegen Safadi tausche sie sich mittlerweile „im Grunde wöchentlich“ aus – Telefonate, Treffen, SMS. Wie nur kann ein Krieg, der zum Flächenbrand würde, zwischen Iran und Israel verhindert werden? Baerbock bekennt: „Der Angriff Irans auf Israel hat uns seither den Schlaf geraubt.“ Diplomatie rund um die Uhr.

Ihr Gast aus Jordanien sagt mit Blick auf die iranische Drohnenattacke gegen Israel: „Durch diesen Angriff wird auch Jordanien unmittelbar gefährdet“. Ein regionales Bündnis, das Israels Regierung nach dem Angriff gegen Teheran schmieden will, sehen derweil mehrere arabische Staaten skeptisch, weil sie sich nicht in die Konfrontation zwischen Israel und Iran hineinziehen lassen wollen. Dazu passt, dass Jordaniens Außenminister Safadi Israel nochmals nachdrücklich aufruft, den Krieg in Gaza zu beenden, damit sich der Konflikt nicht ausweiten könne.

Während Israel Pläne einer „strategischen Allianz“ gegen Iran verfolgt, pflegt Teheran seine strategischen Partnerschaften. Wenn die Mullahs in Teheran auf die Weltkarte gucken, gefällt ihnen trotz der brandgefährlichen Lage vor der eigenen Haustür vor allem der Blick nach Lateinamerika. Hat Iran mit dem „Satan USA“ und dem Erzfeind Israel (atom-)mächtige Feinde, so pflegt das Regime in Teheran mit einigen Autokraten auf dem südamerikanischen Kontinent allerbeste Beziehungen. Dort haben die Machthaber dem Präsidenten des Iran, Ebrahim Raisi, den roten Teppich ausgerollt, als dieser im vergangenen Jahr in Venezuela, Kuba und Nicaragua landete. Wer also glaubt, Iran sei auf der Welt ohne Verbündete und Partner, muss nur auf den Süden der Erdkugel gucken, wo die Mullahs bewährte Beziehungen pflegen und lukrative Geschäfte machen.

Die Mullahs haben über Jahre ein dichtes politisches Netzwerk mit Regierungen gestrickt, die es mit Demokratie, Frauen- und Menschenrechten ebenso wenig genau nehmen wie das Regime in Teheran selbst. Vor allem vereint sie der gemeinsame Wille, den verhassten Imperialisten in Washington D.C. die Stirn zu zeigen. Ein teuflisch verzweigtes Netzwerk. In Venezuela etwa betont Machthaber Nicolás Maduro immer wieder seinen privilegierten Kontakt mit Teheran. Maduro, der sein Land in ein wirtschaftliches Fiasko getrieben hat, wollte für den iranischen General Quassim Soleimani, der 2020 bei einem US-Drohnenangriff getötet worden war, sogar eine Büste errichten lassen. So viel Heldenverehrung erfreut die Mullahs, die es mit wirtschaftlicher und technologischer Zusammenarbeit zurückzahlen.

Ähnlich wie Russland seinen strategischen Fußabdruck mit militärischem Engagement in Libyen, Mali oder Niger setzt, bemüht sich Iran seit vielen Jahren gezielt um Partner und Verbündete in Lateinamerika. Überall dort, wo sich Regierungen nicht länger vom Westen, allen voran den USA, dominieren oder beeinflussen lassen wollten, klopften Vertreter der Mullahs an die Türen der Regierungspaläste – und wurden gerne hereingelassen. Auffällig: Vor allem die autoritären Regierungen Lateinamerikas – Venezuela, Kuba, Nicaragua – ließen sich mit Iran ein. Doch auch Brasilien, das mit den Staaten der Brics-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) einen Gegenpol zu G7, EU und NATO aufbauen will, pflegte die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Das größte Land des südamerikanischen Kontinents lieferte munter Agrarprodukte nach Iran, Teheran belohnte derlei Zusammenarbeit unter anderem mit Krediten. Und dann ist da schließlich noch Nordkorea, das Russland mit Raketen versorgt, ebenso wie Iran Drohnen für den Krieg gegen die Ukraine nach Moskau liefert. Iran, Nordkorea, Russland – ein sinistres Dreieck auf der Weltkarte. Fachwissen aus Nordkorea sollen auch die Stellvertreter („Proxys“) des Iran, die Terrororganisation Hisbollah und Hamas, nutzen.

Sollte es in Gaza zu einer Waffenruhe kommen, könnte dies auch den militärisch aufgeladenen Konflikt zwischen Israel und Iran womöglich entschärfen. Die alte Verhandler-Erkenntnis bestätigt sich wieder einmal: Im Nahen Osten hängt tatsächlich alles mit allem zusammen. Und daran wiederum hängt die Frage von Krieg und Frieden.