Im Dunkeln lässt sich gut munkelnDer Einfluss der Corona-Pandemie auf das Darknet

Im Dunkeln lässt sich gut munkeln / Der Einfluss der Corona-Pandemie auf das Darknet
Das „dunkle Netz“ ist vor allem ein Ort illegaler Aktivitäten Foto: dpa/Silas Stein

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Illegale Computerprogramme, Drogen und sogar Waffen: Im Darknet ist quasi alles erhältlich, was nicht erlaubt ist. Auch der illegale Markt ist von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Einerseits gab es 2020 im Vergleich zum Vorjahr weniger Plattformen, andererseits wuchs deren Gesamtumsatz auf 1,5 Milliarden Dollar.

Darknet-Marktplätze sind Webseiten, die den Handel mit illegalen Gütern erleichtern, hauptsächlich unter Verwendung von Bitcoin. Erreichen kann man diese Märkte nur über private Netzwerke wie zum Beispiel Tor, deshalb wird dieser Teil des Internets auch gerne als das „unsichtbare Netz“ bezeichnet. Die Bezahlung erfolgt dort mit Kryptowährungen wie Bitcoin, oft über einen „Treuhandservice“, das heißt Ihr Geld bleibt in den Händen des Treuhänders, bis der Erhalt der Ware bestätigt wurde. Durch diese Anonymität ist das Darknet zur idealen Umgebung für den Verkauf von illegalen Artikeln geworden, vor allem Drogen, aber auch Malware-Programme und sonstige Werkzeuge für Cyber-Kriminalität, gestohlene Daten, gefälschte Waren und sogar Waffen. Die meisten Marktplätze erleichtern lediglich die Transaktionen illegaler Waren zwischen Käufern und Verkäufern, einige jedoch treten auch als Verkäufer auf.

1,5 Milliarden Dollar

Die Firma Chainalysis* hat kürzlich ihren 2020-Bericht über die Darknet-Märkte veröffentlicht. Das Blockchain-Analyseunternehmen hat herausgefunden, dass im Jahr 2020 der Gesamtumsatz der Darknet-Märkte deutlich gestiegen ist, während hingegen die Gesamtzahl der Transaktionen und auch sogar der Marktplätze gesunken ist. Ende 2020 habe es zwar nur 37 aktive Darknet-Märkte gegeben, die niedrigste Anzahl seit November 2017, allerdings konnten diese 37 Märkte voriges Jahr rund 1,5 Milliarden Dollar erwirtschaften. Zum Vergleich: 2019 brachten es 49 aktive Marktplätze zusammen auf einen Gesamtumsatz von weniger als 1,5 Milliarden Dollar.

Laut Chainalysis sind erstens die Strafverfolgung und zweitens die weltweite Corona-Krise die beiden größten Faktoren, die zum Rückgang der Anzahl der Darknet-Marktplätze beigetragen haben – was wiederum dazu geführt habe, dass die Einnahmen der Märkte im Jahr 2020 gestiegen sind. Die scheinbar paradoxe Situation erklären die Fachleute von Chainalysis wie folgt: Der immer stärker werdende Wettbewerb in Kombination mit den Erfolgen der Strafverfolgungsbehörden führe dazu, dass sich das Darknet-System auf einige wenige große Spieler konzentriert. Der Wettbewerb reduziert den Markt in natürlicher Weise auf die größten und effizientesten Anbieter. Die Spezialisten von Chainalysis vermuten, dass es einzelne große Player mit großen Operationen sind, die den größten Teil der Märkte bestimmen.

Darüber hinaus hat das Coronavirus die Postsysteme auf der ganzen Welt in Mitleidenschaft gezogen, was bedeutet, dass Lieferungen nicht pünktlich oder in einigen Fällen gar nicht ankommen. Chainalysis vermutet, dass, aufgrund der Unsicherheit, die durch die Pandemie und die Unzuverlässigkeit des Postsystems entstanden ist, die Kunden, die im Darknet kaufen, die Mengen ihrer Einkäufe erhöhten. 

Da Dark-Web-Marktplätze unreguliert sind, gibt es zwar ein „großes Angebot“, sie bieten aber keinen Nutzerschutz, sodass Polizeirazzien und Betrügereien den Marktplatzteilnehmern regelmäßig große Verluste bescheren, warnt das Online-Portal www.nature.com. Der erste moderne dunkle Marktplatz war Silk Road („Seidenstraße“). Er öffnete 2011 seine „Tore“ und beschränkte sich auf Drogenverkauf. 2013 wurde er vom FBI geschlossen. Im selben Jahr wurde der „Sheep Marketplace“ von seinem Betreiber geschlossen, der angeblich mit 100 Millionen US-Dollar seiner Kunden verschwand. Und nicht unwichtig: Die Abwesenheit jeglicher Regulierung ist auch eine ideale Voraussetzung für Betrugsverkäufe.

* Das Kerngeschäft von Chainalysis beruht auf der technologischen Fähigkeit, Blockchain-Muster zu identifizieren. Auf der „Chainalysis Blockchain Intelligence Platform“ laufen zu diesem Zweck entwickelte Untersuchungsprogramme, die Bitcoin-Börsen und klassische Banken-Institutionen gleichermaßen nutzen, um Geldwäsche und illegale Transaktionen zu identifizieren. Damit ist Chainalysis laut eigener Aussage der „leading provider of Anti-Money Laundering Software for Bitcoin“. (Quelle: unternehmenswelt.de)