ChinaCorona-Rekord: Ein Fünftel der Wirtschaft im Lockdown

China / Corona-Rekord: Ein Fünftel der Wirtschaft im Lockdown
Selbst kleine Corona-Ausbrüche können in China zu Lockdowns bis hin zur Abriegelung ganzer Städte führen Foto: AFP

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit der neusten Corona-Welle in China hat die Zahl der Neuinfektionen den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Pandemie vor knapp drei Jahren erreicht. In der Folge soll ein Fünftel der chinesischen Wirtschaftsleistung von Lockdowns betroffen sein.

Wie die Gesundheitskommission am Freitag in Peking mitteilte, wurden rund 32.700 neue Fälle gemeldet. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen hat sich damit in zwei Wochen mehr als verdreifacht.

In Millionenstädten wie Peking, dem schwer betroffenen südchinesischen Guangzhou oder in Chongqing gelten weitgehende Bewegungsbeschränkungen. In der Hauptstadt waren Restaurants, Geschäfte und Schulen geschlossen – nur Supermärkte und Märkte waren zum Einkauf von Lebensmitteln noch geöffnet. Angestellte müssen im Home-Office arbeiten. Die 21 Millionen Pekinger wurden aufgefordert, ihre Wohnungen möglichst nicht zu verlassen.

Die Auswirkungen auf die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt sind enorm: Experten der japanischen Finanzgruppe Nomura schätzten, dass etwas mehr als ein Fünftel der chinesischen Wirtschaftsleistung vom Lockdown betroffen sei – doppelt so viel wie noch im Oktober, wie die Finanzagentur Bloomberg berichtete. Schon am Vortag war der bisherige Höchststand der Neuinfektionen vom April überschritten worden. Damals war die ostchinesische Hafenmetropole Shanghai für zwei Monate in einen strikten Lockdown geschickt worden.

Während der Rest der Welt längst mit dem Virus lebt, hält China weiter unbeirrt an seiner strengen Null-Covid-Strategie fest. Schon bei einzelnen Fällen werden Wohnviertel abgeriegelt. Kontaktpersonen kommen in Quarantänelager. Infizierte werden im Krankenhaus isoliert. Auch hat sich das Land schon lange abgeschottet. Visa werden kaum vergeben. Einreisende müssen mindestens fünf Tage in Quarantäne in besondere Hotelzimmer – meist aber acht Tage.

Jeden Tag gibt es Massentests, die die Finanzen der Kommunen extrem schwer belasten. Um in Supermärkte zu kommen, muss etwa in Peking ein negativer PCR-Test meist aus den letzten 24 Stunden nachgewiesen werden. Andere Orte verlangen Tests aus den vergangenen 48 Stunden. An Teststationen bilden sich täglich lange Schlangen. Für den schnellen Anstieg der Infektionen werden die neuen Omikron-Varianten verantwortlich gemacht, die sich leichter verbreiten und dadurch die Vorbeugungsmaßnahmen in China unterlaufen.

Der Frust nimmt zu

In ganz China nimmt der Frust der Menschen über die strikte Null-Covid-Politik der Regierung zu. Selbst kleine Corona-Ausbrüche können zu Lockdowns bis hin zur Abriegelung ganzer Städte und zu Betriebsschließungen führen, was die Wirtschaft und den Alltag der Menschen massiv belastet.

Aus Protest gegen diese harten Beschränkungen und schlechte Bezahlung waren am Mittwoch Beschäftigte der größten iPhone-Fabrik des Landes auf die Straße gegangen. Videos in den Onlinediensten Weibo und Twitter, die von AFP verifiziert wurden, zeigten Hunderte Arbeiter, die an der Fabrik des Apple-Zulieferers Foxconn demonstrierten. Das taiwanische Unternehmen versprach daraufhin korrekte Bezahlung. Zudem zahlte es Abfindungen an alle Arbeiter, die ihre Anstellung beenden wollten.

Am Freitag tauchten in den Onlinediensten weitere Videos von protestierenden Arbeitern auf, die im Osten der Stadt auf die Straße gingen. In Videos hieß es, Foxconn habe Arbeiter, die sich aufgrund von Stellenanzeigen in der Fabrik bewerben wollten, abgewiesen und einige von ihnen in Quarantänehotels gesteckt. Obwohl es in der Stadt offiziell nur wenige Corona-Infektionsfälle gibt, befindet sich rund die Hälfte seiner Einwohner im Lockdown. Vorerst ausgenommen von dem neuen Lockdown ist das Gebiet der riesigen iPhone-Fabrik, in der aber schon seit Wochen strengste Corona-Regeln gelten.

„Sie lassen uns nicht mit der Arbeit beginnen – und wir können nicht nach Hause zurückkehren“, sagte ein Arbeiter, der in der nahegelegenen Stadt Ruzhou in Quarantäne sitzt, der Nachrichtenagentur AFP. Er berichtete von mehreren kleineren Protesten von Foxconn-Arbeitern in anderen Städten der Provinz Henan, denen es ebenso erging wie ihm.

Andere ebenfalls am Freitag online gestellte Videos zeigen, wie wütende Arbeiter in einer Hotellobby der 280 Kilometer entfernten Stadt Nanyang Möbel umwerfen und Polizisten beschimpfen. Auch sie scheinen unter Quarantäne gestellt worden zu sein. In einer Aufnahme war die Stimme eines Mannes zu hören, der sagte: „Jeder, der online ist, soll dies bitte teilen.“