USA„Das ist traurig und grausam“: Sportstars üben deutliche Kritik an Abtreibungsverbot

USA / „Das ist traurig und grausam“: Sportstars üben deutliche Kritik an Abtreibungsverbot
Bei Fußballerin Megan Rapinoe machte sich auf der Pressekonferenz der US-Nationalmannschaft Enttäuschung und Wut breit Foto: dpa/Sebastian Gollnow

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Nachdem der Supreme Court das Abtreibungsrecht gekippt hat, ist die US-Fußballerin Megan Rapinoe erneut das Sprachrohr vieler Menschen.

Sie war für die Pressekonferenz der US-Fußballerinnen nicht eingeplant, doch plötzlich saß Megan Rapinoe vor der Werbebande. „Ich wünschte, dass wir heute nur über Fußball reden könnten“, sagte die 36-Jährige zur Begrüßung, doch der Sport rückte vollständig in den Hintergrund. „Das Urteil zu ‚Roe v. Wade‘ ist vorrangig vor allem anderen“, sagte die Stürmerin bestimmt. Es war der Auftakt einer langen Wut-Rede einer verzweifelten Frau.

Der Supreme Court hat in den USA das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt. Die 1973 gefällte Entscheidung „Roe v. Wade“ ermöglichte Frauen, Abtreibungen bis etwa zur 24. Schwangerschaftswoche durchzuführen. Diese wurde jetzt vom Obersten Gericht verworfen, die einzelnen US-Staaten entscheiden nun selbst. Schutz für Frauen – nicht mehr garantiert.

„Das ist traurig und grausam“, bilanzierte die ehemalige Weltfußballerin Rapinoe, die erneut als das Sprachrohr vieler Menschen agierte. Aus ihr sprach ein Mix aus Enttäuschung, Trauer und Wut, in den Tränen in ihren Augen spiegelte sich das Scheinwerferlicht.

„Diese Entscheidung wird die Schwächsten unter uns treffen“

Rapinoe setzt sich im Kampf für Menschenrechte vielfach ein, im vergangenen Jahr unterzeichneten sie und 499 andere US-Sportlerinnen ein Schreiben zur Unterstützung der Abtreibungsrechte. Jetzt fürchtet die Olympiasiegerin die Folgen des neuen Urteils.

„Es wird so viele der bestehenden Ungleichheiten in unserem Land noch verschärfen“, erklärte sie. Die Entscheidung mache „kein einziges Kind sicherer, ganz sicher nicht. Und es macht keine einzige Frau sicherer, auch nicht im Sinne einer Schwangerschaft“.

Zum Abschluss ihrer knapp neunminütigen Rede appellierte Rapinoe an das „Mitgefühl“ und die „Menschlichkeit“ aller: Jeder sollte verstehen, betonte sie, „dass, nur weil ich an etwas glaube, das nicht bedeutet, dass alle anderen das auch tun müssen“.

Kritik gab es aber aus der ganzen Sportwelt. Auch Tennisspielerin Coco Gauff zeigte sich enttäuscht. „Es fühlt sich an, als würde sich Geschichte wiederholen“, sagte die 18 Jahre alte French-Open-Finalistin vor dem Tennis-Highlight in Wimbledon. „Ich ermuntere Menschen weiter, ihre Stimme zu erheben und sich nicht entmutigt zu fühlen, weil wir definitiv einen Wandel erreichen können, und hoffentlich wird das auch passieren.“ Der 22 Jahre ältere Superstar Serena Williams wollte sich vor Beginn des Rasen-Klassikers zu dem Thema hingegen nicht äußern.

Basketball-Superstar LeBron James teilte bei Twitter einige Kommentare und kommentierte: „Es geht absolut um Macht und Kontrolle.“ Die Liga-Chefs der Männer- und der Frauen-NBA veröffentlichten ein gemeinsames Statement. Frauen sollten selbst die Entscheidungen über ihrer Gesundheit und Zukunft treffen. Die Freiheit sollte geschützt werden, forderten sie.

Der politisch und im Kampf um Menschenrechte und gegen Unterdrückung ohnehin sehr aktive Formel-1-Rekordweltmeister Lewis Hamilton zeigte sich „angewidert“ vom Urteil. „Diese Entscheidung wird die Schwächsten unter uns treffen“, betonte der 37 Jahre alte Brite.