ING Night MarathonKoech deklassiert die Konkurrenz – Spannung bei den Luxemburgern

ING Night Marathon / Koech deklassiert die Konkurrenz – Spannung bei den Luxemburgern
Zwei strahlend schnelle Damen: Shefi Xhaferaj (l.), die bester Luxemburgerin des Marathons, und Karin Schank (r.), zweite Luxemburgerin, gönnten sich direkt nach ihrer Ankunft ein kühles Bier Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Während bei der 15. Auflage des ING Night Marathon am Samstagabend der Kenianer Ezekiel Kiprop Koech die Konkurrenz dominierte und im Ziel fast 16 Minuten Vorsprung hatte, gestalteten sich die Rennen der Luxemburger umso spannender. 

Ehrenrunde für Sieger Ezekiel Kiprop Koech auf den Armen eines Helfers 
Ehrenrunde für Sieger Ezekiel Kiprop Koech auf den Armen eines Helfers  Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha 

Obwohl die Organisatoren um Renndirektor Erich François nach zwei Jahren Pandemie-Pause für die 15. Auflage des ING Night Marathons darauf verzichtet haben, internationale Topathleten zu engagieren, gab es am Samstagabend einmal mehr kenianische Doppelerfolge in der Hauptstadt zu vermelden. Auf dem neuen Parcours, den auch die Spitzenläufer als deutlich schwieriger empfanden als der letzte, der noch im Jahr 2019 bewältigt werden musste, lief Ezekiel Kiprop Koech nach 2:15:44 Stunden über die Ziellinie in der Luxexpo und war damit trotzdem schneller als John Kohmen im Jahr 2019, der damals bei extrem heißem Wetter 2:16:03 benötigte. An den derzeitigen Streckenrekord, den Mark Kangogo im Jahr 2018 aufstellte und der bei 2:12:12 liegt, kam aber auch Koech nicht heran.

Lange waren die beiden Kenianer, Marathon-Sieger Koech (r.) und der zweitplatzierte Murrei (l.), gemeinsam unterwegs
Lange waren die beiden Kenianer, Marathon-Sieger Koech (r.) und der zweitplatzierte Murrei (l.), gemeinsam unterwegs Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

Dennoch konnte der Kenianer im Ziel einen souveränen Erfolg feiern, denn sein Landsmann Gedion Kipchirchir Murrei, der ihn auf weiten Teilen der Strecke begleitet hatte, verlor am Ende viel Zeit und überquerte die Ziellinie fast 16 Minuten später. Zu diesem Zeitpunkt hatte Koech auf den Armen eines freiwilligen Helfers bereits eine Ehrenrunde durch den Zielbereich in der Luxexpo gemacht und viele Selfies mit Teilnehmern des Halbmarathons, die ihren Augen kaum glauben konnten, dass sie den Einlauf des Marathonsiegers bei ihrer Ankunft direkt live mitverfolgen konnten. Schließlich half Koech noch dem komplett erschöpften Zweitplatzierten seine Schuhe auszuziehen, ein Sieger, der gleich mitanpackte und dabei weiter strahlte: „Ich bin glücklich. Es war ein schwieriges Rennen, doch ich bin mit meiner Zeit zufrieden. Die Atmosphäre an der Strecke war richtig gut.“

Finish auf der Zielgeraden

Erst ein Blick auf das Handy und den Liveticker gaben Klarheit: Bertil Müller (r.) setzte sich knapp vor Philippe Gillen (l.) durch und ist somit bester Luxemburger des ING Marathons 2022
Erst ein Blick auf das Handy und den Liveticker gaben Klarheit: Bertil Müller (r.) setzte sich knapp vor Philippe Gillen (l.) durch und ist somit bester Luxemburger des ING Marathons 2022 Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

Weitaus spannender sollte es dann im Kampf der beiden besten Luxemburger zugehen. Philippe Gillen lief als Erster in den Zielbereich in der Luxexpo ein und wurde bereits per Mikrofon als bester einheimischer Läufer angekündigt. Dabei hatte jedoch keiner mitbekommen, dass ihm sein direkter Konkurrent Bertil Müller dicht auf den Fersen war. Während der CSL-Athlet auf den letzten Metern nicht mehr voll durchzog, sprintete Müller gegen einen belgischen Läufer um die weiteren Platzierungen und schaffte es dabei so gerade noch, auch Gillen zu überholen. In den ersten Momenten herrschte auch im Zielbereich Verwirrung, denn auch Müller hatte nicht geahnt, dass es bei diesem Sprint auch noch um die Platzierung des besten Luxemburgers ging.

Erst ein Blick auf den Liveticker auf dem Handy gab Klarheit und so landete Müller (Nettozeit 2:43:35) knapp vor Gillen (2:43:39), die im Gesamtranking die Plätze sechs und sieben belegen. „Zehn Meter vor der Ziellinie habe ich Philippe noch überholt, was für ihn natürlich sehr bitter ist und mir auch leid tut“, erklärte Bertil Müller einige Minuten nach seinem bemerkenswerten Schlusssprint. Für ihn ist der sechste Rang auch gleichzeitig die bisher beste Platzierung beim Hauptstadtmarathon. „Es war viel schwerer als erwartet. Lange war ich weit vor meiner persönlichen Bestzeit vom Tempo her, habe zum Schluss aber noch viel verloren. Dennoch lief es eigentlich perfekt, auch wenn der neue Parcours wohl schon ein bis zwei Minuten gekostet hat“, meinte Müller weiter, für den sich am Ende alles um Sekunden drehte, denn er verpasste sein Ziel, schneller als im Jahr 2016 zu sein, als er mit 2:43:33 seine persönliche Bestleistung aufstellte, um gerade einmal zwei Sekunden. Der knappe Ausgang war auch Gillen noch Minuten nach der Ankunft deutlich anzumerken, der sich wohl selbst am meisten über die vergebene Chance ärgerte. Am Ende konnten dann aber alle wieder strahlen, denn neben Müller durfte auch Gillen mit aufs Podium, womit die zwei schnellsten Luxemburger schließlich geehrt wurden.

Strahlende Damen

Die Kenianerin Mercy Jeptoo Tuitoek holte sich den Sieg bei den Damen
Die Kenianerin Mercy Jeptoo Tuitoek holte sich den Sieg bei den Damen Foto: Le Quotidien/uis Mangorrinha

Wie bei den Herren gab es auch bei den Damen einen kenianischen Doppelerfolg. Mercy Jeptoo Tuitoek, die wie ihre Landsmänner auch für den Kimawit Athletics Club läuft, setzte sich in 2:43:31 Stunden durch und war damit rund anderthalb Minuten schneller als die zweite Kenianerin Shauline Chepkiru Koech. Als beste Luxemburgerin lief Shefi Xhaferaj rund 24 Minuten später in die Luxexpo ein, in einer für sie persönlichen ING-Bestzeit von 3:07:11 Stunden, was schließlich Rang vier bedeutete. Und während neben der 39-Jährigen reihenweise männliche Marathon-Läufer erschöpft zu Boden sanken, strahlte Xhaferaj über beide Ohren und fragte direkt einmal nach einem kühlen Bier. Der Trail-Spezialistin, die vor einem Monat noch ein 100-Kilometer-Rennen absolviert hatte, waren die Strapazen kaum anzusehen, sie hätte wohl noch einmal locker 42,195 Kilometer durchgestanden. Und auch die zweite Luxemburgerin, Karin Schank, die 1:50 Minuten nach Xhaferaj ankam, schloss sich der Feierlaune an und genoss ebenfalls noch im Zielbereich ihr wohlverdientes Bier.

Am Ende konnten alle strahlen: Philippe Gillen, Shefi Xhaferaj und Bertil Müller (v.l.n.r.)
Am Ende konnten alle strahlen: Philippe Gillen, Shefi Xhaferaj und Bertil Müller (v.l.n.r.) Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

„Ich fand den Parcours richtig toll, es gab alles, was ich mag, ein ständiges berghoch und bergab“, betonte die beste Luxemburgerin mit einem Lachen und war, was ihr persönliches Ziel anbelangte, eine Zeit zwischen 3 bis 3:15 Stunden zu laufen, voll im Soll. Und so wartete sie noch auf ihre gute Freundin Anja Dziadek, die sich ihren persönlichen Traum erfüllte und nach vielen Zweifeln, ob sie aufgrund ihrer Ironman-Vorbereitung nicht doch lieber nur die halbe Distanz bestreiten sollte, zum ersten Mal den kompletten Marathon bestritt. Am Ende stand zwar keine Luxemburgerin auf dem Siegerpodium, doch insgesamt vier – neben Xhaferaj und Schank auch Annette Jaffke und Anja Dziadek – landeten in den Top acht. 

Jenny Gloden gewinnt Semi

Jenny Gloden allein an der Spitze des Halbmarathonfeldes
Jenny Gloden allein an der Spitze des Halbmarathonfeldes Foto: Jerry Gerard

Mit Jenny Gloden gab es am Samstagabend dann auch einen luxemburgischen Erfolg. Auf der halben Distanz setzte sie sich in einer Zeit von 1:20:23 vor Anny Wolter durch, die 1:22:32 benötigte. „Ich bin ohne Erwartungen ins Rennen gegangen, da ich erst aus dem Urlaub zurück bin. Eigentlich wollte ich nur Spaß haben, was auch der Fall war, umso besser, wenn man dann gewonnen hat“, so eine doch etwas überraschte Gewinnerin, für die es erst die insgesamt dritte Teilnahme in der Hauptstadt war. Bei den Herren gab es mit Eric Domingo Rolden (1:12:13) einen spanischen Erfolg. Als bester Luxemburger kam Luc Scheller an Position fünf ins Ziel, der mit seiner Leistung mehr als zufrieden war: „Ich bin superglücklich, habe am Anfang etwas riskiert, am Ende etwas eingebüßt, aber war dennoch zwei Minuten schneller als ich an sich geplant hatte. Es war schön, endlich wieder dabei zu sein und dieses Rennen genießen zu können.“