FußballGilson Delgado über seinen Torinstinkt als Fola-Innenverteidiger

Fußball / Gilson Delgado über seinen Torinstinkt als Fola-Innenverteidiger
Gilson Delgado fühlt sich inzwischen pudelwohl in der Defensivabteilung Foto: Gerry Schmit

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Vor einem Jahr nahm die Karriere von Gilson Delgado eine unerwartete Wendung: Seit einem Testspiel im vergangenen Sommer ist der 28-jährige ehemalige Flügelspieler nicht mehr aus der Fola-Innenverteidigung wegzudenken. Gegen Linfield will er am Dienstag in Belfast unterstreichen, dass der Positionswechsel keine Auswirkungen auf den Torriecher hatte. 

Erleichterung war der Begriff, den Gilson Delgado gebrauchte, um über seinen Europapokal-Treffer gegen den weißrussischen Champion Schachzjor Salihorsk zu reden. „Ich hatte ehrlich gesagt schon etwas Angst, dass mir der Offensivdrang abhandengekommen wäre. Ich schätze, dass ich im Laufe der vergangenen Saison zehn Chancen versemmelt habe“, gab der Defensivspieler mit einem Grinsen zu. Maßgeblich daran beteiligt: sein Kollege aus der Innenverteidigung, Kapitän Julien Klein, der das Führungstor mit einem Fallrückzieher vorbereitet hatte. 

Mit dem Chef der Verteidigung versteht sich Delgado auch außerhalb des Fußballplatzes hervorragend – und zwar so gut, dass mittlerweile niemand mehr so recht weiß, wie die Rollenverteilung derzeit eigentlich ist: „Es ist auch sein Verdienst, dass ich mich so gut zurechtfinde. Mittlerweile ist es fast so, dass ich ihn auf sein Stellungsspiel aufmerksam machen muss (lacht). Wir sind gute Freunde und lachen viel. Er meint ja immer, mich dran erinnern zu müssen, dass ich eine Pfeife wäre …“

Dass sich das Duo überhaupt so nah gekommen ist, geht eher auf eine spontane Eingebung von Trainer Sébastien Grandjean zurück. Als Delgado im Sommer 2020 von Strassen nach Esch wechselte, war der Positionswechsel vom Flügel in die Zentrale nämlich zunächst kein Thema. Doch die enge Personaldecke hatte zur Folge, dass der belgische Coach einen unerwarteten Test vornahm – mit den heute bekannten Folgen: „Es ist eigentlich unvorstellbar, was ein einziges Testspiel in der Vorbereitung auslösen kann. Ich wurde sogar für die Nationalelf berufen, dabei hatte ich vorher wirklich nie auf dieser Position gespielt.“

Wirklich begeistert war der Luxemburger von der Idee zunächst ohnehin nicht. „Ich habe ein langes Gespräch mit dem Trainer geführt, denn er war von dieser Sache wesentlich überzeugter als ich. Ich weiß aber selbst, dass es noch Verbesserungspotenzial beim Stellungsspiel gibt. Der Trainer meinte nur: ’Das geht nicht in sechs Wochen, aber in sechs Monaten.’ Ich dachte nur: Da kommt sehr viel Arbeit auf mich zu.“ Diese Anpassungszeit ist längst vorbei – und Delgado nicht mehr aus der Fola-Verteidigung wegzudenken. 

Aufgrund einer Verletzung verpasste er zunächst das Champions-League-Heimspiel gegen die Lincoln Red Imps. Ausgerechnet mit dem ominösen 0:5 begann dann seine Saison erst eine Woche später: „Eigentlich dachte ich, es wäre schwer, das Ausscheiden gegen Ararat (2020) zu toppen … Aber wir sehen dieses Spiel als eine Lektion an. Danach hat jeder verstanden, dass wir nicht mehr den gleichen Fußball spielen können wie im letzten Jahr.“

Für ihn selbst bedeutet das, dass er nun mehr Verantwortung übernehmen will. Nach der internationalen Feuertaufe im letzten Sommer ist Delgado diesmal entspannter. „Ich bin weniger aufgeregt. Man kennt die Abläufe.“ Das ist auch der Mannschaft aufgefallen. „Ein paar Kollegen haben mir bereits gesagt, dass ich selbstbewusster auftrete und mehr rede. Ich merke auch selbst, dass ich erfahrener geworden bin. Das zu hören tut wirklich gut.“ 

Trotzdem wird der Auftritt im Windsor Park wieder ein Highlight darstellen. Im vergangenen Jahr wurde vor leeren Rängen gespielt, 2021 war die Kulisse bislang auch eher spärlich. „Das ist natürlich wieder ein Plus, obwohl ich mir noch nichts drunter vorstellen kann, da ich es noch nicht miterlebt habe. Ich lasse das einfach auf mich zukommen.“ Das ist übrigens die einzige Sache, auf die er keinen Einfluss nehmen kann. Die Marschroute für das Auswärtsspiel ist nämlich ganz klar: „Das erste Duell ist das wichtigste. Das entscheidet darüber, ob man gut in die Partie reinkommt oder nicht.“ Und damit kennt er sich nach einem Jahr in der Defensive ja bestens aus.