Zumindest für die Neuzugänge ist der europäische Sommer eine Routine. Viel mehr Europapokal-Erfahrung hätte F91-Trainer Carlos Fangueiro in diesem Sommer nämlich nicht verpflichten können. Jonathan Joubert (62 EP-Spiele) und Torjäger Samir Hadji (18 EP-Spiele, 4 Tore) sind ihrem Coach damit auch einen Schritt voraus: Für den 44-Jährigen wird das Duell gegen die Iren aus Dublin eine internationale Pokal-Feuertaufe. „Für mich ist das ein ganz besonderer Moment“, sagte der Trainer am Mittwoch. „Ich bin motiviert und möchte diese Energie auch bei meinen Spielern sehen.“

Dass der F91 aber überhaupt in der zweiten Runde startet, geht auf den UEFA-Klubkoeffizienten zurück, der nach der doppelten Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase bei 8,000 Punkten liegt. Zwar hat Gegner Bohemian FC im Vergleich dazu nur 1,575 Punkte aufzuweisen, das soll aber nicht über die Stärken hinwegtäuschen, wie Fangueiro erklärte: „Es ist eine junge Mannschaft, die sich beweisen will. Sie schalten schnell um und es kommt schon mal vor, dass bis zu sechs Leute in der entscheidenden Zone vordrängen.“ Nach einem Erstrundenaus 2020 kegelten die Iren vor einer Woche den isländischen Vertreter Stjarnan aus der Conference League (1:1, 3:0). Torschützen waren G. Kelly (2x), Burt und Linksverteidiger Wilson. 

Die Truppe aus Dublin befindet sich mitten in der Meisterschaft und liegt aktuell auf Platz vier der irischen Premier League. Zusammengestellt ist der Kader aus den angesprochenen jungen Spielern, wie dem 19-jährigen Dawson Devoy, der beim Heimsieg gegen Stjarnan Bestnoten bekam. Keith Buckley ist 29, Kapitän und Eigengewächs des Vereins. 

Fangueiro ist sich der Rolle des F91 bewusst: „Wir sind nicht als Favoriten anzusehen, aber wir wissen alle, was zu tun ist. Wir haben den Gegner bis ins Detail analysiert. Unser Ziel ist es, diese Runde zu überstehen, und wir sind auch in der Lage dazu.“ Sein Assistent Mehdi El Alaoui sprach ein anderes Thema an, das in den vergangenen Tagen bei der Konkurrenz zu Problemen führte: „Ich habe gelesen, dass Fola-Coach Sébastien Grandjean meinte, sein Team wäre möglicherweise noch zu sehr von der Euphorie des Titels getragen worden. Wir haben dafür gesorgt, dass jeder mit beiden Füßen auf dem Boden bleibt. Wenn es nötig war, haben wir den einen oder anderen wachgerüttelt. Die Pause war kurz, weshalb jeder in Form ist.“

Das gilt laut Cheftrainer Fangueiro übrigens auch für Hadji. Nach anderthalb Jahren ohne Spielpraxis sieht er den Stürmer aktuell bei 90 Prozent seiner Topform. „Er ist sehr ehrgeizig und streng mit sich selbst.“ Auf die Frage, ob der erfahrene Goalgetter in der Startelf stehen könnte, antwortete er: „Wir werden mit zwei Angreifern spielen. Sein Spielerprofil hatte uns gefehlt. Wenn wir morgen (heute, Anm. d. Red.) der Meinung sind, dass er am besten passt, wird er spielen.“

Auf jeden Fall haben nicht nur die Aussagen der Konkurrenten ihre Spuren hinterlassen, sondern auch die Ergebnisse der vergangenen beiden Wochen, die Düdelingen aus seiner Zuschauerperspektive beobachtete: „Jedes Spiel hat eine eigene Geschichte. Wir haben die Chance, eine neue zu schreiben. Wir sind zuversichtlich und wollen diesen Sieg nicht nur für uns, sondern für das ganze Land holen.“