Fußball in der PandemieIn den unteren Divisionen hat man die Hoffnung noch nicht aufgegeben

Fußball in der Pandemie / In den unteren Divisionen hat man die Hoffnung noch nicht aufgegeben
Nicht nur in Itzig (in Blau) macht man sich Sorgen um die Gesundheit der Spieler: Sowohl das Virus als auch die mentale Verfassung der Spieler sind die Themen, die die Vereine bei ihrer Aussprache mit der FLF vorbringen werden Archivbild: Jeff Lahr

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Premierminister Xavier Bettel hatte es in der vergangenen Woche indirekt angekündigt: In den unteren Ligen wird vorerst kein Ball rollen. Die FLF wird in den nächsten Tagen per Visiokonferenz Kontakt zu allen Mannschaften aufnehmen und ein Stimmungsbarometer erstellen. Das Tageblatt hat sich im Vorfeld dieser Versammlung mit zwei Vereinen unterhalten: einem Leader der 1. Division und dem Schlusslicht der 3. Division.

Eigentlich hat Itzig sein großes Highlight bereits hinter sich gebracht. Am 16. Oktober stand der Erstdivisionär dem großen Nachbarn aus Hesperingen in der Coupe de Luxembourg gegenüber. Damals herrschten in den nationalen Stadien noch Maskenpflicht und die Zwei-Meter-Abstands-Regelung. Inzwischen sind über drei Monate vergangen, in denen beim Aufsteiger auf Sparflamme geschaltet wurde. „Wir haben jede Lockerung genutzt, um irgendwie zu trainieren. Zuerst in Vierergruppen und mittlerweile zweimal pro Woche zu neunt mit Abstand“, erzählt Präsident Bob Scholer. „Das tut dem Zusammenhalt im Team gut und zudem können die Jungs ihrem Lieblingssport irgendwie nachgehen.“

Die Blau-Weißen waren nicht mit dem Ziel gestartet, einen Durchmarsch zu vollziehen, dennoch steht man auf Platz eins der Tabelle. Das bedeutet aber nicht, dass man in Itzig mit allen Mitteln darauf drängt, wieder in einen Liga-Alltag einzusteigen: „Einerseits geht es um den sportlichen Aspekt. Immerhin liegt allen etwas am Fußball. Andererseits wird das organisatorisch aber eher ein Ding der Unmöglichkeit“, meint Scholer. „Wir brauchen vier Wochen Vorbereitungszeit, wenn es wieder losgehen soll.“

Von Ende März bis Ende Juni müssten 21 Spieltage ausgetragen werden – es sei denn, die Vereine und die FLF entscheiden sich für eine Änderung des Spielmodus. Aufgrund des straffen Programms ist bei einer Fortsetzung der Meisterschaft damit zu rechnen, dass ein neues Konzept auf die Beine gestellt werden muss. Der Verband hatte bereits mitgeteilt, dass die Saison annulliert wird, sollten nicht wenigstens die Hälfte der Begegnungen ausgetragen werden. Die Coupe de Luxembourg war das erste Opfer der laufenden Saison.

Scholer nannte vor der Unterredung mit den Kollegen und der FLF mehrere Optionen: die generelle Absage, eine Saison mit nur 15 Spieltagen (sprich einer kompletten Hinrunde) oder aber die Einführung eines Play-offs zur Ermittlung der Auf- und Absteiger. „Die Meinungen dazu sind sehr unterschiedlich“, fügte er hinzu. „Das liegt wohl auch an der Platzierung und den Ambitionen. Die Situation ist für alle schwierig. Es gibt gesundheitliche Bedenken, da niemand seine Familie in Gefahr bringen will, aber der soziale Aspekt des Sports ist nicht zu vernachlässigen. Die Frage ist allerdings, ob die Fortsetzung überhaupt möglich ist, wenn man sich ansieht, dass unsere Nachbarstaaten wieder alles schließen …“ 

Für alle schwierig

In der dritten Division hob Sportdirektor Frank Wennmacher die mentalen Folgen der Pandemie hervor. Der Tabellenletzte Wilwerwiltz (4 Punkte aus 7 Spielen) hofft aufgrund dieses Gedankens auch darauf, unter irgendeiner Form weiterspielen zu können. „Die Leute fangen an, aufgrund der Dauer der Krise die Köpfe hängenzulassen. In vielen Mannschaften der unteren Divisionen spielen Jungs, für die Fußball das Ein und Alles ist. Es sind Freunde. Die würden in ein Loch fallen. Man sollte diesen mentalen Aspekt nicht außer Acht lassen.“ 

Trainer Gilles Schmitz hat mittlerweile Training auf Strava für sein Team angeordnet. Dreimal die Woche wird der Lauf oder die Radfahrt auf der App eingetragen. „Das Training in Vierergruppen hatte nicht viel mit Fußball zu tun“, meinte Wennmacher. „Wir würden uns wünschen, endlich wieder einen Rhythmus zu bekommen. Ohnehin gehe ich persönlich davon aus, dass das Infektionsrisiko auf einem Fußballplatz gering ist. Und für die Situation in den Kabinen könnte die FLF klare Richtlinien herausgeben. Die Ansprache des Trainers könnte nach draußen verlegt werden. Es gibt für alles Lösungen. Auch wenn wir sportlich nichts erreichen können, wäre es für den Teamgeist und die mentale Gesundheit wichtig, weiterzumachen.“ 

Wennmacher geht davon aus, dass dies wohl auch auf die meisten Vereine aus der dritten Division zutrifft. Als Coach der Reservemannschaft hob er zudem hervor, dass die zweiten Garden in den aktuellen Diskussionen komplett untergehen: „Dabei hat jeder Verein mindestens eine Reservemannschaft.“ Der Wilwerwiltzer fügte hinzu: „Ich möchte derzeit weder in der Haut der Regierung stecken noch in der des Vorstands der FLF. Man kann es niemandem recht machen. Aber es wäre wichtig, dass unser Sport irgendwie weitergeht.“