Kopf des TagesDer Mann an der Zauberwand: CNN-Wahlerklärer John King

Kopf des Tages / Der Mann an der Zauberwand: CNN-Wahlerklärer John King
Seit Beginn des Wahlkrimis in den USA entwickelt sich ein Mann mit amerikanischem Allerweltsnamen auch auf den Luxemburger Bildschirmen zu einem vertrauten Gesicht: der Wahlerklärer des Fernsehsenders CNN, John King Foto: Erik S. Lesser/dpa

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CNN-Wahlerklärer John King überzeugt Zuschauer in aller Welt

Seit Beginn des Wahlkrimis in den USA entwickelt sich ein Mann mit amerikanischem Allerweltsnamen auch auf den Luxemburger Bildschirmen zu einem vertrauten Gesicht: der Wahlerklärer des Fernsehsenders CNN, John King. Der 59-Jährige steht seit Tagen an der sogenannten „Magic Wall“, der elektronischen Zauberwand mit der Landkarte der amerikanischen Bundesstaaten, und rattert mit enormer Zuverlässigkeit Zahlen und Analysen herunter.

Aus aller Welt gibt es dafür Applaus. Selbst auf Twitter – ansonsten oft genug Platz für wilde Auseinandersetzungen – ist die Stimmung klar pro King. „Ich weiß zwar nicht viel über Politik, aber John King ist eine absolute Maschine!“, kommentierte ein englischsprachiger Nutzer. Viele Menschen gelangten zum gleichen Fazit: „John King ist wirklich gut in seinem Job.“ John King fürchte keinen Schlaf. Der Schlaf fürchte ihn, scherzten Fans in den sozialen Netzwerken.

Auch in Europa freuten sich viele über die gelassene, schnelle und fachkundige Art. „Ich würde auch gern so viel über meinen eigenen Landkreis wissen wie John King über kleine Countys in Arizona“, twitterte etwa ein Nutzer aus Deutschland schon in der ersten Nacht. „Simply the best: John King and his Magic Wall on CNN“, urteilte ein Facebook-Nutzer aus Luxemburg. „Er kennt wirklich jedes County“, pflichtete ein User bei. „Und mag es noch so klein sein, er trifft immer.“ Es sei erfrischend zu sehen, wie gut sauberer Journalismus sein kann.

Sogar die New York Post, ein traditionell konservatives Blatt, konnte dem liberalen Journalisten Positives abgewinnen: „Ganz Amerika rieb sich die Augen, während King in halsbrecherischem Tempo die Wahlresultate herunterratterte und stundenlang an der interaktiven Landkarte agierte. Auch die Ergebnisse von längst vergangenen Wahlen hatte er im Handumdrehen parat.“

Jason Gay vom Wall Street Journal stellte sich King indessen bei Bankgeschäften am Automaten vor: „Wie ein Mozart der Bankomate. Hat er tatsächlich gerade eine Überweisung mit einem dem Bildschirm gekehrten Rücken getätigt?“ Eine Musikreferenz ließ sich auch Kathryn Van Arendonk vom Vulture-Magazin entlocken: „Mit seiner Zauberwand hat John King gerade eine 20-minütige Solo-Jazz-Performance hingelegt.“ Ob es sonst niemanden bei CNN gebe, so Van Arendonk.

Der Vater von drei Kindern, zweimal geschieden, kommt aus dem Bundesstaat Massachusetts an der amerikanischen Ostküste. Nach dem Studium ging er 1985 als Reporter zur amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP). 1997 wechselte er zum Nachrichtensender CNN. Dort war er sechs Jahre lang als „Senior Correspondent“ fürs Weiße Haus zuständig. Seither hatte er mehrfach eigene Sendungen. Aktuell moderiert King „Inside Politics“, eine der ältesten politischen Talkshows auf CNN.

Die USA kennt King bis ins kleinste Detail. Sein Finger trifft auf der Anzeigewand die winzigsten Flecken. Dabei erläutert er aufs Genaueste, welchen Einfluss Einwohner- und Wohnstruktur auf das Wahlverhalten haben. Immer wieder erlaubt er sich aber auch kleine Spitzen – eine angenehme Prise Humor in diesen Tagen. Auch wenn die Wahl so umstritten ist wie selten zuvor: Den Wahlerklärer von CNN sehen viele schon als klaren Gewinner.