SpanienEx-Monarch ist spurlos verschwunden – Spanier sind empört

Spanien / Ex-Monarch ist spurlos verschwunden – Spanier sind empört
Der Königspalast in Madrid schweigt sich zum Abtauchen des ehemaligen Monarchen weiterhin aus Foto: Manu Fernandez/AP/dpa

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Auch drei Tage nach dem Abtauchen von Juan Carlos fehlt weiterhin jede Spur von Spaniens König im Ruhestand, der wegen Korruptions- und Steuerbetrugsvorwürfen in seinem Land in Ungnade gefallen ist. Und das Königshaus hüllt sich in Schweigen. Klar ist bisher nur, dass es sich nicht um eine improvisierte Abreise aus Spanien handelte. Sondern um eine generalstabsmäßig geplante Aktion, in die das Königshaus und die Regierung eingeweiht waren.

Und gesichert scheint zudem, dass Juan Carlos nicht freiwillig aus der Königsresidenz in Madrid auszog. Vielmehr hat Felipe VI., der 2014 die Krone von seinem Vater geerbt hatte, Juan Carlos aus dem Palast gejagt. Und zwar, weil dieser nach Bekanntwerden seiner illegalen und unmoralischen Finanzgeschäfte für das Königshaus nicht mehr tragbar war.

Die bisherigen Untersuchungen scheinen zu belegen, dass Juan Carlos eine Art Doppelleben führte. Offiziell trat er als bescheidender, bürgernaher und ehrlicher Staatsrepräsentant auf. Hinter den Kulissen missbrauchte er sein Amt, um sich zu bereichern und ein riesiges Auslandsvermögen anzuhäufen, das er vor dem Finanzamt versteckte.

Aber wohin ging nun die geheime Reise des Verstoßenen? Keine Zweifel scheint es nur über die letzten Stunden des 82-Jährigen auf spanischem Boden zu geben. Nach übereinstimmenden Berichten hat sich Juan Carlos, ein begeisterter Segler, am Sonntag im westspanischen Atlantikort Sanxenxo bei gutem Essen und edlem Wein von seinen Segelfreunden verabschiedet. Von dort ging es dann, so heißt es weiter, mit Begleitschutz und per Pkw zur 80 Kilometer entfernten Grenze Portugals.

Alles weitere liegt bisher im Dunklen: Flog er vom portugiesischen Airport in Porto mit einem Privatjet in den Karibikstaat Dominikanische Republik, wie einige spanische Medien berichteten? Oder blieb er in Spaniens Nachbarland, in dem bereits sein Vater, Juan de Borbón, während der Franco-Diktatur (1939-1975) im Exil gelebt hatte?

Zu beiden Ländern hat Juan Carlos bis heute sehr enge persönliche Beziehungen: In Portugal verbrachte er einen Teil seiner Jugend. In der Dominikanischen Republik hat er im Luxus-Hotelressort seines Freundes Pepe Fanjul immer wieder lange Erholungsaufenthalte eingelegt. Aber von keinem der beiden Staaten wurde bisher bestätigt, dass er dort gesichtet worden ist.

Währenddessen wächst die Empörung in Spanien. Viele Menschen sind enttäuscht vom Verhalten ihres früheren Monarchen. Sie kritisieren, dass der Mann, der von 1975 bis 2014 königliches Staatsoberhaupt war, sich vor seiner Verantwortung davonstehle. „Juan Carlos ist eine Schande für das Land“, sagt ein Bürger, der im spanischen TV seinem Zorn freien Lauf lässt. Und: „Wir sollten darüber abstimmen, ob wir wirklich noch eine Monarchie wollen.“ Umfragen belegen, dass sich das Königshaus nicht mehr sicher sein kann, die Mehrheit der Bevölkerung noch hinter sich zu haben.

Unfrieden in der Regierung

Das spiegelt sich auch in einer Online-Erhebung des einflussreichen Zeitungshauses „Prensa Ibérica“ wieder. Zwei Drittel aller befragten Teilnehmer missbilligen, dass Juan Carlos seinem Land den Rücken kehrte, statt sich zu den Vorwürfen zu äußern. Und sie bekräftigten, dass es sich um eine Art „Flucht vor der Justiz“ handele.

Aber es melden sich auch eiserne Monarchisten zu Wort, die Juan Carlos in den sozialen Netzwerken mit Worten wie „Es lebe der König“ und „Danke Majestät“ hochleben lassen. „Es war eine Ehre, Sie zum König zu haben – trotz aller Irrtümer“, erklärte zum Beispiel José Ramón Bauzá, Europaabgeordneter der bürgerlich-liberalen Partei Ciudadanos.

Auch in der Regierung aus Sozialisten und der Linkspartei Podemos sorgt das Königshaus für Unfrieden: Der linke Vizeregierungschef Pablo Iglesias nennt es „inakzeptabel“, dass sich Juan Carlos stillschweigend aus seinem Land absetzt. Sein Chef, der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez, bezeichnet derweil die von Felipe abgesegnete Verbannung von Juan Carlos als „angemessen“.

Die Regierung verweist zudem darauf, dass es bisher noch keine Anklage gegen Juan Carlos gebe. Und dass er deswegen keinerlei Reisebeschränkungen unterliege. Die Ermittlungen laufen zwar bereits seit anderthalb Jahren. Aber die Mühlen der Justiz mahlen auch in Spanien sehr langsam.

Arm
7. August 2020 - 11.59

Wat domm Ligen? Se wëssen net wou en ass! E wärt dach net geplatzt sin dee Bandit.

Claudette
6. August 2020 - 17.09

Er ist wahrscheinlich in einem Land untergetaucht, das kein Auslieferungsabkommen mit der EU hat und wo man auf Elefanten schießen kann. Unsere Adeligen können ihn ja auch da besuchen.

de Prolet
6. August 2020 - 15.15

Die Monarchie gehört weltweit abgeschafft. Sie hat absolut keine Daseinsberechtigung.

HTK
6. August 2020 - 13.31

Dieses Gebäude hätte das Zeug für eine schöne Bibliothek z.B. oder andere "Nützlichkeiten". Gott,Könige und Priester brauchen Paläste und die Dummies halten die Köpfe hin. Viiive

J.Scholer
6. August 2020 - 12.16

Von Francos Gnaden auf den Thron gehievt, von ganz Europa applaudiert und jetzt rufen alle Empörung.

d'MIM
5. August 2020 - 21.51

Korrupt und abgetaucht!