UmweltLuxemburg kann wegen Coronakrise Klimaziele für 2020 einhalten

Umwelt / Luxemburg kann wegen Coronakrise Klimaziele für 2020 einhalten
Laut Statec soll Luxemburg seine Ziele im Jahr 2020 erreichen, müsste aber im Jahr 2021 mit einem Wiederanstieg der Emissionen rechnen  Foto: AFP/Ina Fassbender

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Für die Luxemburger Klimapolitik war die Corona-Krise ein Glücksfall. Dank ihr wird Luxemburg seine gesetzten Ziele bis 2020 wohl einhalten können. Das schätzt das Luxemburger statistische Institut Statec. Ohne Covid-19 wäre das kaum möglich gewesen.

Luxemburg hat sich Ziele gesetzt. Das Land will seine klimaschädlichen Emissionen drastisch senken. Die Herausforderung ist groß. In den letzten zehn Jahren ist die Bevölkerung von 502.100 Einwohner im Jahr 2010 auf 626.100 Einwohner im Jahr 2020 gestiegen. Darüber hinaus ist die Luxemburger Wirtschaft in normalen Jahren durch ein schnelleres Wachstum als im Rest der Eurozone gekennzeichnet. Traditionell bringt Wachstum jedoch immer auch einen wachsenden Energieverbrauch mit sich. Es gilt, Wachstum und CO2-Ausstoß zu entkoppeln.

Zwecks Berechnungen werden die klimaschädlichen Emissionen innerhalb der EU typischerweise in zwei große Kategorien unterteilt. In dem einen Bereich soll das Emissionshandelssystem für die Rückgänge sorgen, in dem zweiten Bereich sind es die nationalen Klimaziele.

Das Emissionshandelssystem deckt etwa 45 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU ab. Es geht um Emissionen von großen Industrieunternehmen, der Luftfahrt und Stromerzeugern. Durch die Steuerung der verfügbaren Anzahl an Verschmutzungszertifikaten, also durch eine graduelle Reduzierung, sollten die gesetzten Ziele prinzipiell erreicht werden, schreibt das Statec in der „Note de conjoncture 1-2020“.

Statec nimmt Emissionen unter die Lupe

Die anderen 55 Prozent der EU-Emissionen hat das Statec unter die Lupe genommen. Sie sollen mittels nationaler Ziele gesenkt werden. Zwei Drittel dieser Emissionen stammen aus dem Bereich Transport und hauptsächlich aus dem Kraftstoffverkauf. Klar, wo ein Minister ansetzen muss. Das restliche Drittel bezieht sich auf Gebäude (Heizung usw.) und andere Aktivitäten wirtschaftlicher Natur, die nicht vom Emissionshandel abgedeckt sind. Diese Emissionen sind nicht sehr volatil, schreibt das statistische Institut.

Die Emissionen werden in der Rechnung dem Land zugeordnet, in dem die Produkte, die Treibhausgase verursachen, verkauft wurden. Wo sie verbraucht werden, spielt keine Rolle. Alle Verkäufe von Kraftstoffen verschlechtern somit die Luxemburger Bilanz. Auf der anderen Seite importiert Luxemburg einen Großteil seines Stroms. Diese Emissionen werden dem Land des Stromverkäufers zugerechnet.

Luxemburg hat sich zurzeit eine Reduzierung dieser Emissionen um 20 Prozent vorgenommen (2020 im Vergleich zu 1990). Für den Zeitraum 2021-30 werden die Ziele dann wohl noch ambitionierter. Vorgesehen ist eine Reduzierung der Klimagase um 55 Prozent bis 2030 (vergleichen mit 2005). Erreicht werden soll das Ziel unter anderem mit einer Reduzierung des Verkaufs von Diesel an Transit-Lkws, einem höheren Anteil der erneuerbaren Energien am Energieverbrauch (25 Prozent im Jahr 2030) und dem Ausbau des öffentlichen Transports und der Elektromobilität.

Insgesamt sind die Emissionen in der EU seit 1990 rückläufig. Auch in Luxemburg. In den Vorjahren, zwischen 2013 und 2017, waren in Luxemburg die reellen Emissionen niedriger als die zugeteilten Emissionen, schreibt Statec. Die Bilanz der Emissionen kumulierte sich auf -1,5 Millionen Tonnen.

Jedoch sind die Emissionen hierzulande zuletzt wieder gestiegen. Im Jahr 2018 wurden etwa 0,5 Millionen Tonnen CO2 mehr verbraucht als erlaubt. In dem Jahr hatte der Verkauf von Kraftstoffen wieder stark (um 6,5 Prozent) zugelegt. Die Bilanz des Zeitraums (sie muss bis Ende 2020 auf null oder unter null sein) reduzierte sich somit auf -1 Million Tonnen.

Für 2019 sind noch keine offiziellen Zahlen verfügbar. Das Statec hat daher Prognosen errechnet und festgestellt, dass beispielsweise die verkehrsbedingten Emissionen nicht verringert wurden. Die Konjunktur lief rund. Der Absatz von Kraftstoffen stieg weiter, wenn auch langsamer. Gleichzeitig müssen 2019 für jeden verkauften Liter weniger Emissionen berücksichtigt werden, da der Anteil an Biokraftstoffen erhöht wurde. Die Emissionen haben zugelegt. Die kumulierte Bilanz ist geschrumpft.

Für das Jahr 2020 rechnete das Statec, bereits in einer vor der Krise entwickelten Prognose, mit einem Rückgang der Verkäufe um sieben Prozent – aufgrund einer angekündigten Erhöhung der Treibstoffpreise durch höhere Steuern. Zudem sei der verpflichtende Anteil von Biokraftstoffen weiter erhöht worden. Der Rückgang der Emissionen hätte 9 Prozent betragen können.

Infolge der Corona-Bekämpfung und der geschlossenen Grenzen brachen, ab Mitte März, die Verkäufe von Treibstoff jedoch buchstäblich ein. In den Monaten März und April wird der Einbruch der Verkaufszahlen auf etwa 55 Prozent geschätzt. Über das ganze Jahr verteilt könnte dies einen Rückgang beim Kraftstoffabsatz um 22 Prozent bedeuten. Wegen des bereits erwähnten höheren Anteils an Biokraftstoff könnten die Emissionen 2020 (verglichen mit 2019) um satte 24 Prozent sinken, schätzt Statec.

Ohne Covid-19-Krise wäre das Ziel der Emissionen (in der Periode 2013-2020) nur durch den Zukauf weiterer Verschmutzungsrechte erreicht worden, schlussfolgert das statistische Institut. Allein mit einer Erhöhung der Verbrauchersteuern wäre das Ziel wohl nicht erreichbar gewesen. Das Institut weist aber darauf hin, dass es sich um Berechnungen handelt, die noch von vielen Faktoren beeinflusst werden können – von der sanitären Lage über den Anteil von Biokraftstoff bis hin zur wirtschaftlichen Entwicklung und weiteren Steuererhöhungen.

Im Jahr 2021 wird klimatechnisch eine neue Periode beginnen, mit neuen Zielen, bis 2030. In dem Jahr wird sollte das Land mit einem Wiederanstieg der Emissionen rechnen, warnt das Institut. Gerechnet wird mit sieben Prozent Wirtschaftswachstum. Im Vergleich mit 2020 prognostiziert Statec dann einen Anstieg der Kraftstoffverkäufe um 16 Prozent. Immer noch etwa vier Prozent unter dem Niveau von 2019. Die Corona-Krise bringt Luxemburg somit „einen Hauch von frischer Luft, der nicht von Dauer sein wird“, wie das Statec schreibt.

CESHA
28. Juni 2020 - 9.15

Das zeigt aber auch, welche Einschränkungen dauerhaft nötig wären, um die von Politikern festgelegten Klimaziele zu erreichen. Dass dazu wohl nicht viele Menschen bereits sein werden, zeigen bereits jetzt die vielen Demos gegen den Lockdown

Nomi
26. Juni 2020 - 19.20

"" Luxemburg kann wegen Coronakrise Klimaziele für 2020 einhalten"" Dei Chance krei'en mer awer net all Johr ! Also geld et sech an d'Seeler ze werfen !