LuxemburgKeine Ruhe in der Glasproduktion: In Düdelingen wird der Ofen heruntergefahren

Luxemburg / Keine Ruhe in der Glasproduktion: In Düdelingen wird der Ofen heruntergefahren
Im Jahr 1988 hat Guardian das Werk in Düdelingen gegründet Foto: Editpress/Isabella Finzi

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Der US-Glashersteller Guardian betreibt zwei Werke in Luxemburg. Bei Luxguard II in Düdelingen wird nun der Ofen zur Glasherstellung abgeschaltet. Ein Sozialplan wird folgen. Gleichzeitig laufen Gespräche über  einen „eventuellen Zusammenschluss“ beider Produktionsstätte.

Guardian zählt zu den großen bekannten US-Industriebetrieben, die vor Jahrzehnten eigene Produktionsstätten in Luxemburg aufgebaut haben. Es handelt sich um einen Vorzeigebetrieb: Weltweit kommt das hierzulande hergestellte Glas in den Einsatz, so etwa beim höchsten Gebäude der Welt in Dubai, dem Burj Khalifa. Vor zehn Jahren zählte die Gruppe hierzulande noch drei Produktionswerke – in Bascharage, Düdelingen und Grevenmacher – und mehr als 700 Angestellte.

Doch die letzten zehn Jahre verliefen nicht ruhig. Es gab viel Auf und Ab. Im Jahr 2012 stand das Werk in Düdelingen auf der Kippe. Nach langen Verhandlungen wurden Stellen abgebaut und Gehälter gekürzt – und im Gegenzug wurden Investitionen getätigt. 2014 hat der US-Konzern sein Werk für Autoglas in Grevenmacher an die japanische Carlex verkauft. Im Jahr 2016 hat der US-Glashersteller dann eine neue Europazentrale in Bascharage eingeweiht. 2018 machten jedoch wieder Gerüchte einer Schließung der beiden übriggebliebenen Werke die Runde. Doch alles blieb damals ruhig. Bis jetzt, etwa zwei Jahre später.

„Guardian agiert mit dem Ziel vor Augen, sowohl für die Kunden als auch für das Unternehmen größtmögliche Vorteile zu schaffen. Hierfür sind sämtliche Vermögenswerte und auch die Organisationsstrukturen ständig auf den Prüfstand zu stellen, um deren Wert und Potenzial genau zu kennen“, so die Gesellschaft am Mittwoch in einer Pressemeldung. „Wir arbeiten Hand in Hand mit den Vertretern der Belegschaft, wobei alle zukünftigen Pläne in völligem Einklang mit den geltenden Gesetzen und Richtlinien umgesetzt werden.“

450 Mitarbeiter in den beiden Werken

Es seien „Beratungen“ mit Belegschaftsvertretern sowohl von Guardian Luxguard I (Bascharage) als auch von Guardian Luxguard II (Düdelingen) aufgenommen worden, schreibt die Gesellschaft weiter. Dabei gehe es um „das mögliche Herunterfahren des Floatglas-Ofens in Düdelingen sowie den eventuellen Zusammenschluss der Produktionsstätten in Luxemburg“. Weitere Details gab die Gesellschaft nicht. „Gegebenenfalls, und wenn erforderliche Maßnahmen feststehen, werden wir uns zum geeigneten Zeitpunkt erneut äußern“, heißt es in der Pressemeldung.

Die Gewerkschaft OGBL bestätigt, dass es in den eben begonnenen Gesprächen um eine Fusion der beiden Standorte geht. Jedoch habe man keine weiteren Details erhalten, auch nicht zum geplanten Timing. Der OGBL fordert weitere Informationen sowie eine Beschäftigungssicherheit für die 450 Mitarbeiter und eine Garantie für den vorgesehenen Investitionsplan. 

Gegenüber dem Wirtschaftsminister hat Guardian derweil bereits erklärt, dass man den Ofen in Düdelingen herunterfahren werde. Hintergrund der Entscheidung des Konzerns sei die Corona-Krise und die beginnende Rezession, so Wirtschaftsminister Franz Fayot auf Nachfrage des Tageblatt. Weltweit würde Guardian derzeit seine Investitionen zurückfahren. Die Gesellschaft rechne nicht damit, dass sich der industrielle Glasmarkt vor 2023 erholen werde. In Düdelingen hätte jedoch viel Geld in den Ofen investiert werden müssen. 

Laminoir bleibt erhalten

Der Minister bedauert die Entscheidung des Konzerns. „Den Industriestandort Luxemburg stellt das Unternehmen aber nicht infrage“, unterstreicht er. „Andere Betriebe haben ihre Werke massiv modernisiert.“ Er denke beispielsweise an Goodyear und Husky. Diese Beispiele zeigen, dass Industrie auch in Luxemburg ein Sektor mit viel Potenzial ist. Gerade wenn Unternehmen auf neue Technologien und  Industrie 4.0 setzen.

Für Düdelingen wird mit einem Sozialplan gerechnet. Konkrete Zahlen gibt es noch keine. Ganz geschlossen werden soll der Standort aber nicht: Etwa das Walzwerk (Laminoir) soll erhalten bleiben. Kommende Woche ist eine weitere Sitzung von Management und Personalvertretern geplant.

Die Muttergesellschaft der beiden Werke, Guardian Industries, zählt zum Mischkonzern Koch Industries. Dieser ist in einer ganzen Reihe von industriellen Sektoren tätig. Die Gruppe hält Beteiligungen an Firmen in Sektoren wie Öl, Immobilien, Finanzen, Chemie und Papierindustrie. Es ist der zweitgrößte US-Konzern, der sich in Privatbesitz befindet. Koch Industries ist an keiner Börse notiert.

Jangeli
20. Juni 2020 - 8.29

Daat sinn alles Corona-Nebenwirkungen, ëtt geet monter ësou virun an der Industrie.

Grober J-P.
18. Juni 2020 - 21.21

Was ist eigentlich mit der EX Guardian Automotive? Bleiben die Japaner oder geht es wie in Bascharage mit TDK?

Claire
18. Juni 2020 - 19.31

"Guardian zählt zu den großen bekannten US-Industriebetrieben" Jo, Koch Industries, déi schlëmmste Firma um Planéit.