FußballMaurice Deville über die Fortsetzung der 3. Liga: „Es wird Roulette“

Fußball / Maurice Deville über die Fortsetzung der 3. Liga: „Es wird Roulette“
Maurice Deville freut sich, wieder auf dem Platz zu stehen – kritisch sieht er jedoch den engen Spielplan  Archivbild: Robert Michael/dpa

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Knapp zwei Wochen hatte der luxemburgische Nationalspieler Maurice Deville Zeit, sich mit seinem Verein, dem SV Waldhof Mannheim, auf die Partie gegen den KFC Uerdingen vorzubereiten. Zwar hatten sich sieben Vereine, darunter auch die Mannheimer, gegen eine Fortsetzung gestemmt, doch der DFB entschied auf Re-Start. Heute geht es um 14 Uhr für den Waldhof also darum, den zweiten Platz in der Tabelle zu verteidigen und die Aufstiegschancen zu wahren. Deville vergleicht derweil die kommenden Partien mit Glücksspielen. 

Tageblatt: Maurice Deville, es wurde viel über die Fortsetzung des Spielbetriebs in der dritten Liga diskutiert. Ihr Verein stimmte gegen einen Re-Start. Was ist Ihre Meinung dazu?

Maurice Deville: Dass wir wieder spielen, geht in Ordnung. Das Problem liegt nur beim Zeitraum. Wir sollen innerhalb von 34 Tagen elf Partien absolvieren. Das sehe ich sehr kritisch. Ich habe mit Spielern aus anderen Mannschaften gesprochen, deren Vereine für eine Fortsetzung gestimmt haben. Ein Spieler von 1860 München sagte zu mir, dass dieses Programm verrückt sei. So geht es den meisten Spielern, aber da müssen wir jetzt durch. 

Ist es ein Problem, dass die Spieler machtlos gegen solche Entscheidungen der Verbände sind? 

Auf jeden Fall! Ich verstehe nicht, warum nicht einfach mal Spieler der Vereine zu den Sitzungen eingeladen wurden, um darüber zu diskutieren. Hätten die Bundesligisten so wenig Zeit gehabt, um die Spiele durchzuziehen, wäre der Aufschrei groß gewesen. Aber in der dritten Liga sagt keiner was. Dazu sollte man bedenken, dass die Spieler aus der dritten Liga noch weniger fit sind als jene aus der 1. Bundesliga. 

Seit Mittwoch, dem 20. Mai dürfen Sie im Training wieder Zweikämpfe führen. Wie sah die Vorbereitung auf die kommenden Spiele aus? 

Wir hatten etwa zwei Wochen Training ohne Testspiele. Das war nicht viel. Normalerweise geht die Vorbereitung viel länger – das ist alles wirklich nicht einfach. Es ist schon komisch, dass für die Fortsetzung in dieser Art und Weise abgestimmt wurde. Aber mal sehen: Wir dürfen jetzt wieder auf den Platz und vielleicht wird es besser als man denkt. 

Mit dem Training hatten Sie mehr Glück als andere Vereine. In Thüringen darf der FC Carl Zeiss Jena bis zum 5. Juni kein Mannschaftstraining abhalten. 

Auch das ist problematisch. Wenn wir weiter um den Aufstieg spielen und andere spielen in der Zwischenzeit gegen Jena, dann haben sie es viel einfacher, sie zu besiegen. Wir haben in der Rückrunde bereits gegen Jena gespielt – unter normalen Umständen. Das ist Wettbewerbsverzerrung. Von einem fairen Wettbewerb kann man nicht sprechen, es wird Roulette. Egal wo wir am Ende landen, eine faire Tabelle wird es nicht geben. 

Aufgrund der Spielansetzungen wird Ihre Mannschaft einen breiten Kader brauchen, um zu überstehen. Ihnen fallen aber gleich vier wichtige Spieler weg. 

Wir haben nicht die Masse an Spielern, das ist uns bewusst. Aber wir haben viele, die professionell genug sind, um mehrere Partien durchzuhalten. In unserer Aufstiegssaison im letzten Jahr hatten wir zwölf Spieler, die fit waren. Auf der Bank saßen zwei Torhüter, damit wir überhaupt genug Spieler auflisten konnten. Trotzdem haben wir den Aufstieg erreicht. Ich denke, dass wir mit diesen Umständen klarkommen werden. 

Ein anderer Umstand wird sein, dass es keine Zuschauer im Stadion geben wird.

Wir haben gestern (Donnerstag, Anm. d. Red.) im leeren Stadion trainiert. Aber wir kennen diese Atmosphäre beispielsweise aus Testspielen in Trainingslagern, da sind auch keine Zuschauer. Der große Unterschied ist, dass es jetzt um Punkte geht. Wir werden uns heute (gestern) die Bundesliga noch mal anschauen. So bereiten wir uns darauf vor. 

Ihr Torhüter Miro Varvodic hat den Verein verklagt, weil Waldhof Mannheim Kurzarbeit eingeführt hat. Hat das Unruhe in die Mannschaft gebracht? 

Nein, die Spieler machen sich eher darüber lustig. Er hat ja keine Probleme mit uns. Aber die Leute, die von außen dumme Kommentare abgeben und sagen, dass er sowieso genug verdiene, haben keine Ahnung. Wir wissen, wie es läuft und haben keine Vorurteile – wir machen Späße darüber und damit ist die Sache auch vom Tisch.  

Drei Punkte trennen den Tabellenzehnten und den -zweiten. Zurzeit liegen Sie auf Aufstiegskurs. Sie sprachen von Roulette: Wird Ihre Mannschaft auf Aufstieg setzen? 

Wir wollen am Ende der Saison auch mindestens Zweiter sein. Wir haben das Potenzial dazu, sonst stünden wir nach 27 Spieltagen nicht auf diesem Platz. Seit 13 Partien haben wir nicht mehr verloren und wollen gegen Uerdingen da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Es ist wichtig, mit einem Sieg zu starten, weil es in dieser engen Tabelle schnell vorbei sein kann. Wir müssen am Anfang punkten, um uns oben festzusetzen. 

Ihr Vertrag läuft am Ende dieser Saison aus. Wie planen Sie für die Zukunft? 

Ich hatte bereits Gespräche mit Waldhof geführt, die aufgrund der Corona-Krise abgebrochen wurden. Es wusste keiner, wie es weitergehen sollte. Ich hoffe, dass ich bald wissen werde, wie es weitergeht. Es gibt auch andere Interessenten, was mich natürlich freut, aber das Hauptziel von mir ist momentan, mit Mannheim nächstes Jahr in der 2. Bundesliga zu spielen. Schwer wird es, Vertragsgespräche und Spiele unter einen Hut zu bekommen.