RadsportLombardi-Sports: Rümelinger Familienbetrieb erlebte riesigen virtuellen Ansturm

Radsport / Lombardi-Sports: Rümelinger Familienbetrieb erlebte riesigen virtuellen Ansturm
Laut Marc (l.) und René (r.) Lombardi wird es noch ein paar Monate dauern, bis wieder Normalität beim Lagerbestand eingekehrt ist Foto: Christelle Diederich

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Ein Rümelinger Familienbetrieb erlebte während der Corona-Krise einen wahren Höhenflug. Angetrieben durch das digitale Denken der jüngeren Generation, wurden die beiden Inhaber Marc und René Lombardi zu virtuellen Fahrrad-Verkäufern. Mehr als 300 Fahrräder wechselten die Besitzer. Doch für beide steht fest: Facebook wird den direkten Kontakt zum Kunden nie ersetzen können. 

„Ich habe mir die Hände wundgeschrieben“, lacht Marie-Anne. Die Ehefrau von René Lombardi sitzt am Schreibtisch und klassiert Rechnungen. In ihrem kleinen Büro stapeln sich die dunkelblauen Ordner, Bildschirme und Bestellungen. Ihr Telefon steht auch am Freitagmorgen nicht still: Das Geschäft mit den Fahrrädern boomte während der Quarantäne – und noch immer ist die Nachfrage nach einem nagelneuen Zweirad riesig. 

Dass Lombardi-Sports einen derartigen Höhenflug erlebte, verdanken die beiden Inhaber der jüngeren Generation: „Mein Bruder (Marc) besitzt nicht einmal ein Handy … Facebook war für uns vorher nie ein Thema. Aber mein Sohn hat darauf bestanden, einen Onlineverkauf zu organisieren“, erklärt René Lombardi. „Ich habe unserem ‚Junior’ die Kataloge und Informationen geliefert, er hat die Fotos dann auf Facebook reingestellt.“ Ende März ist es so weit: Eine Woche nach dem Lockdown wird das erste Rad virtuell angeboten. Die Nächte waren kurz, doch die Mühe hat sich gelohnt. Innerhalb von zwei Monaten haben über 300 Räder – vom E-Bike bis hin zum Mountainbike – einen neuen Besitzer gefunden. 

Ihre Kellys-Bikes im Internet zu verkaufen, daran hatten die Rümelinger Brüder vor Corona nie einen Gedanken verschwendet. Im Traditionsgeschäft, das Großvater Achille Lombardi 1911 eröffnete, stand kundenorientierte und individuelle Beratung stets im Vordergrund. „Wir haben eine Verkaufslösung finden müssen, obwohl uns der direkte Kontakt mit fachgerechten Erklärungen an Ort und Stelle doch viel lieber ist“, sagt René. Doch der Erfolg gibt ihnen recht.

Besuch von der Polizei

Über sechs Wochen sind die Inhaber und Marie-Anne die drei einzigen Personen, die das Geschäft tatsächlich betreten. „Wir haben die Kunden per Video beraten und ihren die Möglichkeit geboten, sich das Rad vor der Tür noch einmal genauer anzusehen.“ Zu dem Verkauf direkt vor dem Geschäft wechselten sich die Brüder auch bei den Lieferungen ab. „Von Grevenmacher bis nach Ettelbrück und die gesamte Minette, unseren Lieferwagen hat das ganze Land in den vergangenen Wochen gesehen“, erzählt René Lombardi. 

Die Kunden müssen sich etwas gedulden, wir kommen fast nicht dazu, die Räder aufzubauen

René Lombardi, Inhaber

Das Geschäft boomte – und die Aufmerksamkeit aller war geweckt. Sogar die Polizei schaute zweimal im Geschäft vorbei. „Es scheint, als hätte jemand angerufen und der Polizei mitgeteilt, dass unser Geschäft geöffnet gewesen war. Die Polizisten, in Zivil, haben dann gesehen, wie mein Bruder ein Rad vor der Tür abstellte und der Kunde es mitgenommen hat. Danach wurde die Situation aufgeklärt und bestätigt, dass alles in Ordnung sei.“ 

Insgesamt brachten die Quarantäne-Umstände zusätzliche Arbeit für die Brüder mit sich, nicht nur aufgrund der riesigen Nachfrage: Die ganze Familie sei über sechs Wochen Tag und Nacht eingespannt worden. „Es war alles viel aufwendiger als sonst. Wir haben Rechnungen ausdrucken, übergeben und danach freigeben müssen, auch wenn es sich nur um einen Schlauch für ein paar Euro handelte.“ 

Lager statt Showroom

Während sowohl kleinere Ersatzteile und Accessoires auf der Wunschliste der Kunden standen, wurde bei den Mountainbikes zu 85% zwischen 500 und 1.200 Euro investiert. „Es handelte sich also eher um Freizeitsportler, die vom herrlichen Wetter profitieren wollten, da sie Zeit dafür hatten.“ Bereut hat es laut den Rückmeldungen nur eine Dame, die eine Woche nach dem Kauf dann doch eher zum E-Bike tendiert hätte. 

Als René Lombardi die Tür des Ausstellungsraums öffnet, schickt er gleich warnend voraus: „Wir haben keinen Showroom mehr, es ist jetzt eher ein Lager.“ In der hinteren Ecke liegen dutzende Kartonkisten aufeinander, rund zehn Räder sind in den vergangenen Stunden mühevoll im eigenen Atelier zusammengeschraubt worden. Insgesamt müssen die Lombardis, die neben zwei Mechanikern auch zwei Verkäufer beschäftigen, noch rund 200 Räder montieren. Ausverkauft ist der Familienbetrieb demnach noch nicht. „Alles, was vor der Quarantäne in unserem Ausstellungsraum stand, ist weg. Unser Anbieter hat uns deshalb schon vor ein paar Wochen geraten, schnell für Nachschub zu sorgen. Zum Glück, denn jetzt sind die Lager überall leer und es kann bis zu zwei oder drei Monate dauern, ehe man sein Wunsch-Fahrrad tatsächlich bekommt.“

Während es sich bei den Rädern um eine Verdopplung der Verkaufszahlen handelt, gingen während der Corona-Krise so viele Fitnessartikel über die virtuelle Ladentheke wie sonst in zwölf Monaten. Von Yogamatten bis hin zu Seilen oder ähnlichem: „Das war für uns enorm. Insgesamt haben wir in 30 Jahren keinen solchen Andrang erlebt“, blickt René zurück. Er selbst arbeitet seit 1990 im Fachgeschäft, drei Jahre später hat er den Laden gemeinsam mit seinem Bruder Marc von Vater Jani übernommen. Die treue Kundschaft hat also Bestand und Tradition, doch durch den Lockdown kamen sehr viele neue Namen hinzu: „Ich schätze, dass wir rund 1.000 Stammkunden in unseren Karteien haben, doch in den acht Wochen kamen sehr viele neue dazu. Ich weiß nicht, wie viele Geschäfte ihre Räder online angeboten haben, doch unser Facebook-Shop hat sich schnell herumgesprochen.“ 

Per Hand notiert

Auf dem Weg in die hauseigene Werkstatt bahnt sich der Rümelinger seinen Weg in die Tiefgarage an weiteren großen Kartonkisten vorbei. Im Untergeschoss des Hauses werden die einzelnen Puzzleteile dann zusammengeschraubt. Marc Lombardi braucht für seine Organisation weder Handy noch Computer oder Technologien: Seine handgeschriebene Liste mit den rund 30 Rädern, die am Freitag fertiggestellt werden sollen, liegt ausgebreitet auf der Arbeitsfläche. Genau wie vor 15 Jahren haben beide Brüder durch die Krise wieder den Weg in das Atelier antreten müssen – und die Mechaniker ersetzt. „Wir werden noch immer überrannt“, fasst René Lombardi zusammen. „Die Kunden müssen sich etwas gedulden, wir kommen fast nicht dazu, die Räder aufzubauen.“ Die Wartezeit für eine Revision beträgt bereits zwei Monate. 

Im kleinen Familienunternehmen haben sowohl Angestellte als auch die Eigentümer nach wie vor alle Hände voll zu tun, doch es gäbe sicherlich keinen Grund, sich über diese Tatsache zu beschweren, schlussfolgert man im Hause Lombardi. „Wir sind glücklich. Es fühlte sich an wie in alten Zeiten, als wir beide im Atelier standen. Es ist anstrengend, aber es macht eine Menge Spaß.“ Dies ist auch der Grund, warum der Onlineshop nach wie vor bestehen bleibt. Das hindert die Stammkundschaft aber nicht dran, wieder persönlich im Geschäft vorbeizuschauen – so, wie es den Brüdern nach wie vor am besten gefällt. 

Im eigentlichen Ausstellungsraum auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom Geschäft werden zurzeit sämtliche Bestellungen aufbewahrt
Im eigentlichen Ausstellungsraum auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom Geschäft werden zurzeit sämtliche Bestellungen aufbewahrt Foto: Christelle Diederich
Patrick Raffaelli
5. Juni 2020 - 22.25

Frëndlëchkeet an gudden Service soll belount gin...! Wann een bei Iech an Geschäft kennt fillt een sech direkt wouel an wees dass een dat fënnt wat een brauch an dobäi nach gudd beroden gëtt. Macht weider esou, äere Numm biergt fir Qualitéit..!

Victor
30. Mai 2020 - 18.11

"Facebook wird den direkten Kontakt zum Kunden nie ersetzen können. " Die die da Mitglied sind, naja.

Viviane
30. Mai 2020 - 9.47

Top där Bridder! Ech wënschen iech weiderhin ganz vill Succès. Där hutt et verdingt. Rëmeleng ouni de Lombardi dat gëtt et net:-)))