CoronakriseEine Katastrophe für Luxemburgs Steuereinnahmen

Coronakrise / Eine Katastrophe für Luxemburgs Steuereinnahmen
Der Luxemburger Staatshaushalt wird von den Auswirkungen der Corona-Krise gleich doppelt getroffen. Auf der einen Seite steigen die Ausgaben, um gegen das Virus zu kämpfen – auf der anderen Seite werden jedoch gleichzeitig auch die Steuereinnahmen einbrechen. Foto: Editpress/François Aussems

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Mit der Corona-Krise konnte letztes Jahr, als der Staatshaushalt für 2020 erstellt wurde, niemand rechnen. Die Planungen werden wohl nichts weiter als vergangene Ideen bleiben.

Belastet wird der Staatshaushalt gleich mehrfach. Die Ausgaben werden deutlich zulegen: Erstens muss die Regierung viele Millionen in die Hand nehmen, um die Gesundheitskrise zu bewältigen. Dann gilt es, den Unternehmen die entgangenen Einnahmen zu ersetzen, die Kurzarbeit zu finanzieren. Folgen wird am Ende noch ein Konjunkturprogramm, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Alles Ausgaben, die nicht geplant waren, nun aber notwendig wurden. Auf rund 500 Millionen Euro werden allein die Kosten für einen Monat Kurzarbeit geschätzt. Der neue ausgedehnte Elternurlaub soll mit 200 Millionen pro Monat zu Buche schlagen. Zwei Monate Sondermaßnahmen sollen insgesamt 1,75 Milliarden kosten.

Schmerzhafter als diese zusätzlichen Ausgaben werden sich jedoch die einbrechenden Steuereinnahmen beim Staatshaushalt bemerkbar machen. Um mit einem Beispiel zu beginnen: Die Regierung hat für dieses Jahr mit Einnahmen von rund 450 Millionen Euro aus dem Verkauf von Kraftstoffen gerechnet. Mit den nun geschlossenen Grenzen dürften diese Einnahmen heftig einbrechen.

Letzte Woche warnte der belgische Fernsehsender RTBF: „Das Tanken von billigerem Benzin in Luxemburg kann vor allem eine hohe Geldstrafe nach sich ziehen. (…) Es sind nur die notwendigen Fahrten erlaubt. Wenn also die Luxemburger Tankstelle nicht auf dem Weg zur Arbeit oder in der Nähe Ihres Wohnortes liegt, riskieren Sie vor allem eine hohe Geldstrafe. Am vergangenen Wochenende musste ein französischer Autofahrer, der sein Auto in Belgien tanken wollte, 4.000 Euro bezahlen.”

Tanktourismus unterbrochen

Getroffen von den geschlossenen Grenzen werden wohl gleichzeitig mit den Verkäufen von Kraftstoffen auch die Verkäufe von Zigaretten und Alkohol. Einnahmen von rund 200 Millionen waren für das Jahr 2020 eingeplant. Was ein Monat Stillstand kostet, ist einfach zu rechnen. Wie heftig der Einbruch werden wird, wird vor allem von der Dauer der Maßnahmen abhängen.

Doch diese Summe ist noch verschwindend gering, wenn man sie mit dem möglichen Einnahmeverlust der Steuerbehörden auf privaten Einkommen vergleicht. Dies ist die prozentual wichtigste Einnahmequelle des Staates. Im Jahr 2018 spülte sie 5,5 Milliarden Euro in die Staatskasse. Zudem konnte sich die Regierung in den letzten Jahren darauf verlassen, dass die Summe der gezahlten Steuern stetig parallel zu den rund 1.000 monatlich neu geschaffenen Jobs steigt. Im Schnitt acht Prozent Wachstum jährlich wurde in den Jahren 2010 bis 2016 verbucht.

Das wird in diesem Jahr wohl anders: Zehntausende Menschen sind in Kurzarbeit. Zahlen konnten die Minister am Mittwoch nicht nennen. Es seien aber „sehr, sehr viele“, so Wirtschaftsminister Franz Fayot. Weitere Tausende sind zu Hause, um auf die Kinder aufzupassen. Eine Vielzahl an Gehältern zahlt der Staat in diesen Monaten selber. Ein beachtlicher Teil dieser Einnahmequelle wird, solange die Maßnahmen gelten, wegfallen.

Auch andere gewichtige Steuern, wie die TVA, werden von den aktuellen Maßnahmen getroffen. Geschäfte und Restaurants sind geschlossen, Veranstaltungen wurden abgesagt. Stolze 4,1 Milliarden Euro sollte die Steuer im Jahr 2020 einbringen. Die Steuern, die die Unternehmen zahlen, dürften sich ebenfalls schwächer entwickeln als geplant.

Spielraum bei der Verschuldung

Heftiger noch dürfte es die sogenannte „taxe d’abonnement“ treffen. Diese Steuer auf Investmentfonds sollte dem Staat 2020 mehr als eine Milliarde Euro einbringen. Ihr Volumen schwankt jedoch mit den Börsenkursen. Und diese sind derzeit tief im Minus.

Insgesamt waren im Staatshaushalt für 2020 Steuereinnahmen in Höhe von rund 18 Milliarden Euro vorgesehen. Diese Summe wird logischerweise schrumpfen. Hinzu kommt, dass der Staat den Unternehmen eine Verlagerung der Zahlungen anbietet. So wird diese Summe nicht nur kleiner ausfallen, sondern auch erst später in die Kassen des Staates fließen.

Um selber nicht in einen Liquiditätsengpass zu geraten, plant Luxemburg nun, drei Milliarden Euro frisches Geld an den Märkten zu leihen. „Wir haben das Glück, in Luxemburg gut aufgestellt zu sein und noch Spielraum bei der Verschuldung zu haben“, sagte Finanzminister Pierre Gramegna am Mittwoch. „Luxemburg ist dank seiner Wirtschaftskraft und soliden Staatsfinanzen wirtschaftlich gut vorbereitet“, sagte Premierminister Xavier Bettel. „Wir sind finanziell gesehen stark. Wir können neue Schulden verkraften. Die nationale Solidarität ist gefordert.“

Aktuell beläuft sich die Luxemburger Staatsschuld auf 12,4 Milliarden Euro. Das sind etwa 20 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung. Die nun auf Eis liegenden Stabilitätskriterien sehen eine maximale Verschuldung von 60 Prozent des BIP vor. Mit etwas Glück dürfte die Regierung sogar die 30 Prozent, wie sie sich selber vorgenommen hatte, nicht überschreiten. Helfen dürften dem Land die negativen Zinssätze auf den Schulden solider Staaten.

Mit einer Rezession wird in Luxemburg vorerst nicht gerechnet. Neben einem Basis-Szenario stellte das statistische Institut Statec vor Kurzem ebenfalls Prognosen für ein Krisen-Szenario vor: Dieses geht unter anderem von einem Einbruch der Wirtschaftsleistung im Euroraum um 1,7 Prozent aus. Laut den Berechnungen würde Luxemburgs Wachstum 2020 auf 0,7 Prozent zurückgehen. Auch in den beiden folgenden Jahren würde der Zuwachs geringer ausfallen als erwartet. Ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung wird nicht erwartet, nur weniger Wachstum. Spüren würde Luxemburg die schlechtere wirtschaftliche Lage dennoch. Die Arbeitslosigkeit würde laut dem Szenario 2023 bei 6,8 Prozent liegen. Anfang dieses Jahres lag sie noch bei 5,4 Prozent. Neue Wirtschaftsprognosen will das Statec im Juni vorstellen.

Gottseibeiuns
29. März 2020 - 20.43

@Pascal Zielt eis léiwer wéi vill der am Ganzen am Mäerz gestuerwe sinn, mir rechnen eis d'Gripp an déi Coronadoudeg selwer eraus. Et geet keen Doudeger iwwer 80 an den Altersheimer a Fleegeheimer testen ob se u Corona gestuerwe sinn.

venant
29. März 2020 - 14.22

Ich sehe schon wieder die Solidaritätssteuer heranschleichen, die erhöht werden will.

Pascal
28. März 2020 - 11.00

Merci un all d'Léit déi hëllefen, MERCI! Hei zu Lëtzebuerg stierwen all Woch zirka 80 Léit. Während där alljährlecher Grippewell z.B. Dez.2016 -Jan.2017, sin zirka 120 Léit pro Woch gestuerwen, demno 40 Léit pro Woch méi, d.h. 160 Léit méi ewéi normal bannent engem Mount. Vum 1te März 2020 bis haut sin 15 Léit um Coronavirus gestuerwen.

BillieTH
28. März 2020 - 7.53

si on ne commence pas a sortir du confinement au plus tard fin avril, début mai, avec peut être 2-3 semaines de transition vers le normal, les dégâts pour l’etat (effondrement budgetaire) et au niveau sociétaire (morale et precarisation) seront enorme. an moment on va devoir se rendre compte qu’il y a encore des autres realites et verites que celles des experts en virologie.

Leila
27. März 2020 - 19.16

... aber eine schöne Tram haben wir! Und aufgerissene Straßen! Ein schönes Stadtbild für lange Zeit! Was hätte man mit dem Geld jetzt alles anfangen können... Das Ganze insgesamt ist der finanzielle Ruin sehr Vieler! Mittelstand ade

Graucho
27. März 2020 - 15.18

Machen wir's wie die Amerikaner. Wenn kein Geld mehr da ist einfach neues drucken. Was haben wir schon für Katastrophen gehabt und...wir sind noch immer da.

Le méchant z.Z London
27. März 2020 - 13.29

Bis jetzt hat Luxemburg ja immer aus dem Vollem schöpfen können und sogar Geschenke an GAFAs gemacht...tempi passati !