EditorialLuxemburgs Kinder werden immer dicker: Welche Rolle der Schulsport spielen könnte

Editorial / Luxemburgs Kinder werden immer dicker: Welche Rolle der Schulsport spielen könnte
Gesundheitsministerin Martine Deprez und Sportminister Georges Mischo Foto: Editpress/Alain Rischard

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Bei diesen Zahlen sollten bei den politisch Verantwortlichen sämtliche Alarmglocken schrillen: Jedes fünfte Kind ist in Luxemburg übergewichtig. Zwischen 2014 und 2022 nahm der Anteil stetig zu, bei Mädchen von 11% auf 16%, bei Jungs von 15% auf 22%. Das geht aus dem neuesten Bericht des Nationalen Gesundheitsobservatoriums hervor. Auch die Schulmedizin schlägt Alarm und stellt fest, dass sich die Anzahl der übergewichtigen Jugendlichen seit 2018 verdoppelt hat. 

Diese Zahlen sprachen in dieser Woche gleich zwei Mitglieder der neuen CSV/DP-Regierung an. Gesundheitsministerin Martine Deprez betonte im Rahmen des Vortrags eines Experten für Schulmedizin die Wichtigkeit eines „ganzheitlichen Ansatzes, der interministerielles Denken erfordere“. Sportminister Georges Mischo, ebenfalls CSV, betonte bei der Vorstellung seiner Prioritäten für die nächsten fünf Jahre die Rolle des Schulsports bei der Bewegungserziehung. In den Stundenplänen würde ihm jedoch viel zu wenig Platz eingeräumt. In Sachen Schule jedenfalls wissen sowohl die Mathematiklehrerin Deprez als auch der Sportlehrer Mischo, wovon sie reden.

Allerdings ist da mit Claude Meisch (DP) noch ein Dritter im Bunde. Beste Freunde sind zumindest Meisch und Mischo nicht. Der Minister für Bildung, Kinder und Jugend sitzt am längeren Hebel. Seit seinem Amtsbeginn vor zehn Jahren versperrt sich Meisch zusätzlichen Sportstunden im Schulunterricht mit der Begründung eines bereits überfüllten Lehrplans – obwohl wissenschaftliche Studien seit Jahrzehnten belegen, dass verstärkter Sportunterricht, auch wenn dadurch andere Stunden wegfallen, keinen negativen Einfluss auf das Lernverhalten der Kinder hat. Zahlreiche Länder demonstrieren, wie es geht. 

Die Statistiken zu Bewegungsarmut und Fettleibigkeit sind schon lange alarmierend. Sporttreiben ist also mehr denn je die wichtigste Voraussetzung für ein gesundes und damit besseres Leben. Die Grundlage dafür, auch das dürfte einleuchten, wird im Kindesalter gelegt, also vor allem in der Schule. Aus einem dicken Kind wird in der Regel ein dicker Erwachsener. Und der verursacht hohe Kosten für das Gesundheitssystem. Für den Betroffenen selbst geht Übergewicht nicht selten mit physischen und psychischen Problemen einher. Die Ursachen für die Fettleibigkeit liegen ebenso auf der Hand: in erster Linie eine schlechte Ernährung und Bewegungsarmut.

Es ist also kaum zu verstehen, weshalb in Luxemburg der Sport in der Schule so stiefmütterlich behandelt wird. Zumal auch von sozioökonomischen Faktoren abhängt, welchen Zugang die Kinder zum Sport und zur Bewegung haben. Diese Faktoren können ausschließlich in der Schule ausgeblendet werden. Ein „weiter so“ ist zwar in Anbetracht der Zahlen keine Option, aber sehr wahrscheinlich. Meisch kann Initiativen wie die bewegte Schule noch so sehr hervorheben, doch ein wahrer Paradigmenwechsel wäre eine größere Wertschätzung des Sportunterrichts. Mal schauen, was die interministerielle Zusammenarbeit in dieser Hinsicht bringt. 

Clown
12. Februar 2024 - 17.55

Wenn es so weitergeht soll, laut einer Studie, in 15 Jahren jedes 16. Kind sofort bei der Geburt platzen.

Geld
12. Februar 2024 - 13.23

Tja, früher hatte man noch einen Garten und Treppen. Heute einen Balkon und einen Fahrstuhl.

Marion Muller
9. Februar 2024 - 18.57

Falsche Ernährung schon im Elternaus, Eltern auch zu korpulent, fast food, Chips, Popcorn, Limos, Süssigkeiten und Pommes im Krabbelalter.Keine Bewegung, Hobby und stundenlang vor den Spielkonsolen. Arme Kinder .

Big Mac
9. Februar 2024 - 8.53

"...spielen könnte." ??? In welchem Jahrhundert leben denn unsere Vertreter? Bewegung und Ernährungsformeln fliegen uns seit 50 Jahren um die Ohren und...es wird immer schlimmer. Limo und Fertiggerichte sowie Smartphone und Konsolen machen den Rest. In Südkorea sind Smartphones in Schulen verboten und das Onlinespielen ist ab Mitternacht nicht mehr möglich. Ursache ist aber nicht Fettleibigkeit sondern Kurzsichtigkeit. 80% der Kinder sind betroffen. Bei uns kann jedes vierte Kind nicht mehr hüpfen!! Wann haben sie das letzte Mal ein Kind auf einem Baum gesehen Kinder werden mit dem SUV bis in die Schulbank chauffiert usw. Also.Also Schulsport-ja bitte. Die Pfaffenstunden stehen ja jetzt zur Verfügung.