Nach den WahlenAlberto Feijóo ist Spaniens neuer konservativer Hoffnungsträger

Nach den Wahlen / Alberto Feijóo ist Spaniens neuer konservativer Hoffnungsträger
PP-Chef Alberto Nunez Feijóo in Madrid: „Es ist noch nicht so weit“ Foto: AFP/Thomas Coex

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Alberto Feijóo ist in Spanien zum konservativen Hoffnungsträger aufgestiegen. In der kommenden nationalen Wahl Ende Juli will er Premier werden.

Moderat, besonnen, kühl kalkulierend. So beschreiben seine Weggefährten den 61-jährigen Alberto Nuñez Feijóo. Ein Mann, der sich in Spanien als politischer Manager und Siegertyp einen Namen machte – und dadurch zum konservativen Hoffnungsträger aufstieg. In der kommenden nationalen Wahl Ende Juli hat der überzeugte Europäer, der „mehr Europa“ fordert, gute Chancen, Spaniens neuer Regierungschef zu werden.

Dass Feijóo, der erst seit einem Jahr an der Spitze der konservativen Volkspartei steht, siegen kann, bewies er gerade erst bei den Kommunal- und Regionalwahlen. Seine Konservativen fügten den bis dahin dominierenden Sozialdemokraten eine schwere Niederlage zu. Ein Schock für Spaniens sozialdemokratischen Premier Pedro Sánchez, der sich gezwungen sah, die nationale Parlaments- und Regierungswahl auf den 23. Juli vorzuziehen.

„Wir haben den Anfang gemacht, um einen neuen politischen Zyklus einzuleiten“, sagte Feijóo nach dem Wahlsieg. Tausende Anhänger feierten vor der Parteizentrale in Madrid ihren neuen Star und skandierten immer wieder: „Feijóo, Regierungschef.“ Doch der Konservative behielt auch in dieser Stunde des Triumphs kühlen Kopf. „Es ist noch nicht so weit.“ Er habe noch ein gutes Stück Arbeit vor sich.

„Feijóo ist abergläubisch“, berichtet einer seiner Mitarbeiter. „Er sieht nichts als gesichert an, bevor es nicht wirklich erreicht ist.“ Was weiß man noch über den Spitzenpolitiker, der in seiner Partei als „ruhiger, aber zuverlässiger Steuermann“ gilt? Zum Beispiel, dass er als junger Mann nicht die Konservativen, sondern die Sozialdemokraten wählte – „aus Überzeugung“, wie er freimütig bekannte.

Und dass er seinen Traum, Richter zu werden, abschreiben musste, weil seine Eltern nicht das Geld für die teure Ausbildung aufbringen konnten. Feijóo, Sohn eines Stromwerkarbeiters, konnte zwar ein Jurastudium abschließen. Er musste sich jedoch schnell einen Job suchen und wurde Verwaltungsangestellter in seiner westspanischen Heimatregion Galicien.

Viermal die absolute Mehrheit

Er machte bald berufliche und politische Karriere. Sein Talent brachte ihn nach Madrid, wo er mehrere Jahre die staatliche Post dirigierte. Dann ging es als Spitzenkandidat der Konservativen zurück nach Galicien, dort wurde er 2009 Ministerpräsident. Er entwickelte sich zum Siegertyp: Viermal holte er die absolute Mehrheit.

Im Frühjahr 2022 folgte der Vater eines Sohnes dem Hilferuf der Konservativen nach Madrid, um seine tief zerstrittene Partei aus der Krise und wieder an die Macht zuführen. Diesem Ziel ist der Kinofan nun ziemlich nahe.

Der jüngste Triumph bei den Kommunal- und Regionalwahlen dürfte ihm weiteren Rückenwind verleihen. Den wird er brauchen. Laut Umfragen kann Feijóos Volkspartei bei der nationalen Parlaments- und Regierungswahl am 23. Juli nicht mit der absoluten Mehrheit rechnen.

Die Konservativen werden wohl, wie schon in vielen Rathäusern und Regionen, die Hilfe der rechtspopulistischen Partei Vox benötigen. Diese gilt als europaskeptisch, fremdenfeindlich und leugnet den Klimawandel. Ein Regierungspakt mit der Rechtspartei dürfte also für Feijóo, der als „gemäßigter Christdemokrat“ antritt, nicht einfach werden.