BankenAnleger flüchten aus Credit Suisse – Aktien sacken weiter ab

Banken / Anleger flüchten aus Credit Suisse – Aktien sacken weiter ab
Einem Medienbericht zufolge haben Manager der Bank das Wochenende damit verbracht, Großkunden und Investoren mit Blick auf Liquidität und Kapitalausstattung zu beruhigen Foto: Reuters/Stefano Rellandini

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Das Vertrauen der Anleger in die krisengeplagte Credit Suisse ist am Montag weiter erodiert. Die Titel der zweitgrößten Schweizer Bank sackten im Handelsverlauf um bis zu 11,5 Prozent auf ein Rekordtief von 3,52 Franken ab.

Im Jahresverlauf haben die Titel damit mehr als die Hälfte an Wert verloren. Der Markt scheine eine Kapitalerhöhung einzupreisen, schrieben Analysten der Citibank. Der europäische Banken-Index büßte bis zu 2,4 Prozent ein. Händler erklärten, die Anleger befürchteten, dass die Probleme bei Credit Suisse auch auf andere Institute übergreifen könnten.

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma und die Bank of England in London, wo das Institut eine große Präsenz hat, beobachteten die Situation bei der Credit Suisse und arbeiteten eng zusammen, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Die jüngsten Probleme der Credit Suisse seien bekannt, und es habe in letzter Zeit keine größeren Entwicklungen gegeben, so der Insider. Die Finma, die Bank of England und das Schweizer Finanzministerium lehnten eine Stellungnahme ab.

Die Kreditausfall-Versicherungen (CDS) für die Credit Suisse verteuerten sich am Montag weiter und erreichten Händlern zufolge einen Wert von 272 Basispunkten. Das bedeutet, dass ein Anleger 272.000 Euro bezahlen muss, um Anleihen im Volumen von zehn Millionen Euro zu versichern. Dieser Wert hat sich seit Anfang Juni mehr als vervierfacht. Dies erinnere stark an 2007, als sich die Finanzkrise zusammenzubrauen begann, kommentierte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Finanzierungskosten steigen

Die Credit Suisse ist seit Monaten in einer Abwärtsspirale aus Milliarden-Verlusten, Management-Wechsel und Rechtsfällen. Die beiden neuen Steuermänner, Konzernchef Ulrich Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann, hatten deshalb Ende Juli einen weiteren Umbau und die Details dazu für Ende Oktober in Aussicht gestellt. Dabei soll das riskante und kapitalintensive Investmentbanking eingedampft werden.

Zuletzt waren bei den Anlegern aber Zweifel aufgekommen, ob die Bank über genügend Mittel verfügt, um einen solchen Umbau zu finanzieren. Denn der Ausstieg aus vielen dieser Geschäfte ist nicht gratis zu haben. Ein Teil davon könnte durch Verkäufe von Bereichen erlöst werden. Credit Suisse hofft Insidern zufolge, dass dies ausreicht. Nicht alle Experten teilen diese Meinung. Die Keefe, Bruyette & Woods-Analysten (KBW) rechnen einer Studie zufolge damit, dass Credit Suisse über eine Kapitalerhöhung vier Milliarden Franken holen dürfte. Die Börsenbewertung des Unternehmens ist inzwischen auf unter zehn Milliarden Franken gerutscht. „Für eine Bank mit dieser Größe und Komplexität ist das ein besorgniserregendes Zeichen“, so KBW.

Am Freitag hatte Körner in einer Mitteilung an Mitarbeiter erklärt, die Kapital- und Liquiditätsposition der Bank sei stark. Damit konnte er offenbar nicht alle Zweifel ausräumen. Credit-Suisse-Manager verbrachten einem Bericht der Financial Times zufolge das Wochenende damit, Großkunden und Investoren mit Blick auf Liquidität und Kapitalausstattung zu beruhigen.

Citibank-Analyst Andrew Coombs riet indes davon ab, Parallelen zur Finanzkrise 2008 oder zu den Problemen der Deutschen Bank im Jahr 2016 zu ziehen. Letzten verfügbaren Informationen zufolge habe Credit Suisse überschüssiges Kapital und eine sehr gesunde Liquidität. Allerdings dürfte der Anstieg der Renditen der Credit-Suisse-Anleihen die Finanzierungskosten erhöhen und im Geschäft mit reichen Privatkunden zu Abflüssen führen. Zudem sei der Umbau mit erheblichen Umsetzungsrisiken verbunden. (Reuters)

Karin
4. Oktober 2022 - 4.03

Seit 50 Jahren stolpern die von einem Skandal zu nächsten. Wird Zeit, dass die abgestraft werden.