GroßbritannienCharles III. darf nicht zum Klimagipfel

Großbritannien / Charles III. darf nicht zum Klimagipfel
So herzlich wie es auf diesem Bild vom 18. September aussieht, scheint es zwischen Charles III. und der Premierministerin Liz Truss doch nicht zuzugehen Foto: Kirsty O’Connor/PA Wire/dpa

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Es hat nicht lange gedauert, bis es zwischen der neuen britischen Premierministerin Liz Truss und dem neuen britischen König Charles III. zu Spannungen kommt.

Der Buckingham Palast bestätigte am Sonntag, dass Charles nicht wie geplant zur 27. UN-Klimakonferenz (Cop27) anreisen wird, die Anfang November in Ägypten stattfindet. Premierministerin Truss hatte dem Monarchen bei einer Audienz im letzten Monat zu verstehen gegeben, dass sie seine Anwesenheit dort für nicht geboten hält. „Mit gegenseitiger Freundschaft und Respekt“, lautete die offizielle Erklärung des Palastes, „gab es eine Einigung, dass der König nicht teilnehmen wird.“

So höflich diese Erklärung auch klang, so deutlich wurden die Worte einer Quelle aus dem Palast. „Es ist eine falsche Entscheidung der Regierung“, zitierte die Sunday Times einen anonym bleibenden Freund von Charles. Immerhin habe der König sich schon seit langem leidenschaftlich für Umwelt- und Klimaschutz eingesetzt und vorgehabt, bei Cop27 eine Rede zu halten. Eine andere, ebenfalls anonym bleibende Quelle sagte, dass Charles sich dennoch engagieren wolle: „Nur weil er physisch nicht anwesend ist, bedeutet das nicht, dass Ihre Majestät keine anderen Wege der Unterstützung finden wird.“ Beobachter sehen in diesen gezielten Indiskretionen und Durchstechereien von Höflingen einen Schlagabtausch zwischen Premierministerin und König. Der ehemalige Kabinettsminister Lord Andrew Adonis kommentierte: „Truss hat Charles verboten, über Klimawandel zu sprechen, und er intrigiert jetzt gegen sie. Die Beziehungen sind nach nur zwei Wochen zusammengebrochen.“

Charles hat sich schon seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts für die Umwelt eingesetzt. Früher wurde er belächelt, wenn nicht ausgelacht, als jemand, der sich mit Pflanzen unterhält und Bäume umarmt. Mittlerweile mag er sich darüber freuen, dass der Rest der Welt beim Thema Umwelt- und Klimaschutz mit ihm aufgeholt hat und aufgewacht ist. Er dürfte wohl, meinte die Umweltjournalistin Lucy Siegle, „einer der wenigen seiner Generation sein, die Greta Thunberg in die Augen schauen können.“

Auf Anweisung der Regierung handeln

Als Thronfolger konnte Charles relativ frei von der Leber reden. Als König jedoch ist er zur strikten politischen Neutralität verpflichtet und muss auf Anweisung der Regierung handeln. Das dürfte ihm schwerfallen. Die Journalistin Roya Nikkah zitierte einen Freund von Charles, der auf den Konflikt zwischen Neigung und Königsrolle hinweist: „Es ist das erste klare Zeichen, dass der König bei diesem Thema sein lebenslanges Engagement aufgeben muss. Hat die Welt einen ihrer größten Aktivisten verloren, nur damit er seine Pflicht tut?“

Premierministerin Liz Truss hatte während der Kampagne um die Parteiführung versprochen, an den Klimaschutzzielen von neutralen Treibhausgas-Emissionen bis 2050 festhalten zu wollen. Allerdings hat sie in ihrem Kabinett einige Minister versammelt, die als Klimaskeptiker gelten. Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg hatte sich in der Vergangenheit gegen „Klima-Alarmismus“ ausgesprochen und will jetzt das Moratorium beim Fracking aufheben sowie neue Lizenzen für die Öl- und Gasförderung in der Nordsee erteilen. Auch die Innenministerin Suella Bravermann hält nicht viel von den Klimaschutzzielen. Zum wirtschaftspolitischen Programm der Regierung gehören zudem Lockerungen beim Umweltschutz und beim Planungsrecht.

Tola
3. Oktober 2022 - 11.41

Charles der Letzte darf den Mund nicht mehr aufmachen. Gut so,