Amazon macht Google das Leben schwer

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Von unserem Korrespondenten John Dyer

Amazon hat beschlossen, die Google-Marke Nest aus seinen virtuellen Regalen zu werfen. Stattdessen fördert das Online-Kaufhaus sein eigenes Produkt Alexa. Beide Unternehmen liefern sich auf dem Markt für ein intelligentes Heim einen harten Wettbewerb – und auch darüber hinaus.

Wer auf Amazon intelligente Haushaltsgeräte der Google-Marke Nest kaufen will, sollte sich beeilen. In einer Verschärfung des Wettbewerbs zwischen den beiden Technologiegiganten hat Amazon kürzlich beschlossen, den Verkauf von Nest-Produkten wie dem Nest-Thermostat und dem Nest-Heimsicherheitssystem einzustellen – Geräte, die man über ein Smartphone bedienen kann. Amazon verkauft hingegen weiterhin die Smartphone-Geräte von kleineren Firmen. Nest kündigte daraufhin an, dass es nicht mehr bei Amazon verkaufen würde, selbst wenn der Online-Händler dies wünsche.

Die Entscheidung, einen Konkurrenten von seiner Handelsplattform auszuschließen, verdeutlicht, dass Amazon keine Konkurrenz für sein eigenes Smarthome-System Alexa fördern will. Dieses wird über das Lautsprechersystem Echo Dot gesteuert, das die Anwender über ihre Stimme nutzen können. Das System war laut dem Unternehmen das meistverkaufte Gerät von Amazon im letzten Weihnachtsgeschäft. Mit maximal 50 Dollar (41 Euro) ist es deutlich billiger als vergleichbare Produkte der Konkurrenz. Zudem hat Amazon gerade für eine Milliarde Dollar Ring erworben, den Hersteller einer Video-Türklingel und eines Sicherheitssystems für das Heim.

Die Google-Mutter Alphabet wiederum hat praktisch zeitgleich Nest wieder in das Unternehmen Google eingegliedert. Seit der Gründung von Alphabet 2015 hat es solch eine Verschiebung noch nicht gegeben.

Amazon und Google kontrollieren den Markt

Das Marktforschungsunternehmen Strategy Analytics hatte kürzlich berichtet, dass Amazon Ende 2017 rund zwei Drittel des Marktes für ein intelligentes Zuhause kontrolliert hat. Das Unternehmen konnte bereits rund fünf Millionen Lautsprecher der Typen Echo und Echo Dot verkaufen. Google kontrolliert das restliche Drittel weitgehend.

Der Wettbewerb zwischen beiden Firmen hat im vergangenen Monat an Schärfe gewonnen, als mit Ashwin Ram ein leitender Manager, der an Alexa gearbeitet hat, von Amazon zu Google gewechselt ist. „Google hat wohl die beste künstliche Intelligenz auf dem Planeten“, schrieb Ram auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn. „Meine Rolle wird darin bestehen, diese künstliche Intelligenz noch besser und für alle zugänglich zu machen.“

Ram hatte den Alexa-Preis ins Leben gerufen, einen Wettbewerb, bei dem Amazon-Kunden versucht haben, Alexa dazu zu bringen, 20 Minuten lang zu sprechen. Ziel war es, zu demonstrieren, wie Alexas künstliche Intelligenz menschenähnliche Gespräche über längere Zeiträume aufrechterhalten kann.

Wettbewerb verändert sich

Ob der Wettbewerb zwischen Amazon und Google jedoch auch in der Zukunft ähnlich weitergeführt wird, scheint unklar. Google hat in Europa Probleme bekommen, weil es bei seiner Suchfunktion Ergebnisse bevorteilt, die sich auf unternehmenseigene Angebote beziehen. US-Kartellgesetze könnten auch Schritte zur Blockierung der Produkte des jeweils anderen als illegal betrachten. Zudem will Apple mit eigenen Angeboten in den Wettbewerb einsteigen.

Doch für Amazon und Google verbleiben ausreichend Gelegenheiten, sich das Leben gegenseitig schwer zu machen. So macht Amazon Alexa mit Automotive Grade Linux (AGL) kompatibel, einem Open-Source-Code, der von Autoherstellern entwickelt wird. Das Alphabet-Unternehmen Waymo ist in der Entwicklung selbstfahrender Autos engagiert.

Durch die Verbindung von Alexa und AGL werde die Nutzung der Sprachsteuerung in der Entwicklung von Autos deutlich vereinfacht, heißt es dazu von John Scumniotales, Alexa Automotive Products Director bei Amazon. „Dies würde letztendlich die Einführung von Sprachdiensten in Autos beschleunigen. AGL hat die Möglichkeit, Sprachangebote in der gesamten Automobilindustrie zu ermöglichen.“