Mehr Mut und Rhythmus

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Das Duell Roger Federer (Schweiz, 2/Nr.1) gegen Gilles Muller (Luxemburg, 51) wird es am Mittwoch (22.10.14/18.00 Uhr) beim ATP-Turnier von Basel zum zweiten Mal innerhalb von vier Monaten geben, zum fünften Mal insgesamt.

17 Jahre war Roger Federer 1998 jung, als er mit einem furchtbar blond gefärbten Haarschopf in New York in den Bus stieg, um zum Gelände der US Open gefahren zu werden. Auf dem Platz benahm sich der Schweizer noch nicht wie der Gentleman von heute: Schläger schmeißen und Lamentieren gehörten zur Tagesordnung.

Steckbrief

Geboren am
8.8.1981 in Basel (CH)

Wohnhaft in:
Bottmingen (CH)

Größe/Gewicht:
1,85 m/85 kg

Größte Erfolge:
17 Grand-Slam-Titel (4x Australian Open, 1x Roland Garros, 7x Wimbledon, 5x US Open)
81 Turniertitel

Preisgeld:
85.626.244 $

302 Wochen als Nr. 1
Bilanz (Einzel): 984 Siege, 225 Niederlagen

Internet:
www.rogerfederer.com

Bis zu meiner zweiten „Live“-Begegnung mit dem 33-Jährigen dauerte es dann bis 2007, beim damaligen Masters-Turnier von Hamburg: 12 Grand-Slam-Titel standen zu der Zeit zu Buche und die Legendenbildung war bereits weit fortgeschritten.

1998 war auch das Jahr, als Roger Federer Profi wurde. In dieser langen Karriere steht neben den 18 Grand-Slam-Titeln die beeindruckende Zahl von 81 Turniererfolgen, 984 Siegen (225 Niederlagen) und 302 Wochen auf Platz 1 der Weltrangliste.

Unterschiedliche Spielstile

Obwohl Rafael Nadal mit 14 Grand-Slam-Titeln nur knapp hinter seinem Rivalen aus der Schweiz liegt, scheint Federer anders bewundert zu werden. Dies kann vor allem auf die unterschiedlichen Spielstile zurückgeführt werden: Federers Eleganz steht Nadals Kraft-Tennis gegenüber. Auch wenn dies eine überspitzte Feststellung ist: Federer steht für die Leichtigkeit auf dem Tennisplatz. Der Autor David Foster Wallace gebrauchte in einem Text in der New York Times Vergleiche mit einer religiösen Erfahrung oder Poesie in Bewegung.

Auch dies ist übertrieben, beschreibt aber den bereits Jahre andauernden Hype um Roger Federer. Der Rechtshänder aus Basel ist zuständig für magische Momente auf dem Tennisplatz. Seine Bewegungen sind fließend. Dieser Punkt brachte ihm eine bis dato fast verletzungsfreie Karriere ein, anders als Rafael Nadal, der ein für seinen Körper intensiveres Tennis spielt.

Aber auch ein Tennis-Gott wie Federer kommt natürlich in die Jahre, die gezeigt haben, dass er seine Schnelligkeit verliert und damit nicht mehr so perfekt zum Ball steht wie zuvor. Diese Tatsache und der Punkt, dass die Gegner natürlich nicht schlafen und motiviert durch Federers Stärke ebenfalls ihr Niveau steigern, bringt mit sich, dass der Schweizer seit 2012 (Wimbledon) auf einen Grand-Slam-Titel wartet.

Zweites Wohnzimmer

Lange Zeit war die Ehrfurcht seiner Gegner so groß, dass diese fast ausreichte, um ein Match zu gewinnen. Diese Zeiten sind aber größtenteils vorbei. Gilles Muller hatte vor dem Zweitrundenduell 2014 in Wimbledon gesagt: „Ich habe keine Angst. Ich habe Respekt, aber ich gehe nicht nur auf den Platz, um ihm die Hand zu schütteln.“ Auch wenn er nach der Dreisatzniederlage zugeben musste, seinen „Mut in der Umkleidekabine gelassen zu haben“, ist das genau die richtige Einstellung. Der FLT-Spieler hat das Tennis, um auch die ganz Großen in Bedrängnis zu bringen: einen effizienten Aufschlag, der immer sehr gut platziert kommt und schwer zu lesen ist, und ein gutes Volleyspiel mit einer guten Abdeckung des Platzes. Für dieses Tennis benötigt Muller aber Selbstvertrauen. Dieses ist nach der hervorragenden Saison eigentlich vorhanden, der 31-Jährige muss aber gut ins Match starten und seinen Rhythmus finden.

Vor vier Monaten in Wimbledon ließ er den Federer-Express zu schnell und ohne Gegenwehr über sich rollen. Denn auch wenn Federer großartig aufschlug, hatte Muller erkannt, dass er es seinem Gegner bei dessen Aufschlag „zu leicht gemacht hat“. Das gilt es heute zu vermeiden.

Federer ist auf jeden Fall in Topform, wie er mit seinem jüngsten Sieg in Schanghai bewiesen hat. Außerdem kann man das Turnier in seiner Heimatstadt Basel als „zweites „Wohnzimmer“ neben Wimbledon bezeichnen: Fünf Titel stehen hier zu Buche.